Formel 1 in Singapur:Am Ende fehlt ein Pünktchen

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Er fuhr wie ein Weltmeister und dominierte wieder einmal die Konkurrenz: Sebastian Vettel gewinnt auch das Flutlicht-Rennen in Singapur und hat damit die Titelverteidigung quasi in der Tasche. Weil Jenson Button Zweiter wird, fehlt dem Heppenheimer nun noch ein Zähler zum erneuten WM-Gewinn - Vettels vorzeitigen Triumph verhindert ausgerechnet Michael Schumacher mit einem Unfall.

Am Ende trudelte er locker über die Ziellinie. Sebastian Vettel konnte sich das erlauben, er gewann auch den Grand Prix in Singapur, und das hochüberlegen. So hochüberlegen, dass ihm jetzt nur noch ein Pünktchen zur Titelverteidigung fehlt, die ihn zum jüngsten Doppel-Weltmeister aller Zeiten werden ließe.

Nur noch ein Zähler bis zum WM-Titel: Sebastian Vettel steht kurz vor seinem zweiten großen Triumph.  (Foto: dpa)

Vettel ist, das zeigte das Flutlichtrennen in dem heißen Stadtstaat, auch nachts derzeit nicht zu schlagen, auf eine Weltmeister-Feier bis zum Morgengrauen muss er aber noch mindestens zwei Wochen warten - eine Tatsache, die er sicherlich verkraften wird. Beim ersten Singapur-Sieg des beeindruckend konstanten Heppenheimers kam der Brite Jenson Button auf Rang zwei und spielte damit den Party-Vermieser. Den fehlenden Zähler dürfte Vettel jetzt allerdings am 9. Oktober ausgerechnet auf seiner Lieblingsstrecke in Suzuka holen, wo er in den letzten beiden Jahren jeweils gewonen hatte.

Reichen würde dem 24-Jährigen dafür in Japan bereits der zehnte Platz. Sollte Button, der als einziger Fahrer noch eine rechnerische Chance hat, dort nicht gewinnen, wäre die WM ohnehin zu Gunsten von Vettel entschieden und der 24-Jährige der jüngste zweimalige Weltmeister in der Geschichte der Formel 1. Vettels australischer Teamkollege Mark Webber, Vorjahressieger Fernando Alonso aus Spanien im Ferrari und Buttons Landsmann und McLaren-Kollege Lewis Hamilton, die auf dem Stadtkurs die Plätze drei, vier und fünf belegten, sind dagegen jetzt auch rechnerisch aus dem Titelrennen.

Im Schatten von Vettels neuntem Saisonsieg und Nummer 19 in seiner Karriere holten noch zwei weitere deutsche Piloten WM-Punkte. Nico Rosberg belegte im Mercedes-Silberpfeil Rang sieben, direkt hinter ihm landete Adrian Sutil im Force-India-Mercedes. Rekordweltmeister Michael Schumacher schied in der 29. Runde durch einen spektakulären Unfall aus, blieb dabei aber unverletzt. "Das war sicher nicht ohne, aber mir geht es so weit gut", sagte der Mercedes-Pilot, der mit dem Sauber des Mexikaners Sergio Perez kollidiert und danach frontal gegen die Streckenbegrenzung geprallt: "Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass er da schon vom Gas geht, und dafür war ich dann einfach zu nahe dran."

Timo Glock hatte seinen Virgin-Cosworth schon vorher mit einem Defekt abstellen müssen. Beim Start hatte der mit glitzerndem Helm fahrende Vettel seine elfte Pole Position des Jahres souverän ausgenutzt und war als Erster in die erste Kurve eingebogen. Webber dagegen zum wiederholten Mal kam schlecht weg und verlor zwei Plätze an Button und Alonso. Hinter Webber wurde Hamilton aufgehalten und fiel bis auf Rang sieben hinter Rosberg zurück. Schumacher blieb zunächst Achter, überholte aber in der zweiten Runde Hamilton.

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Der Große Preis von Monza bringt selbst die gnadenlosesten Fahrer zum Weinen, diesmal Sebastian Vettel. Michael Schumacher nennt seine kritisierte Fahrweise "einfach Racing", Niki Lauda trägt das teuerste Ersatzteil der Formel 1 und Fernando Alonso hat ein Problem mit seinem Ego.

Elmar Brümmer, Monza

An der Spitze flog Vettel der Konkurrenz förmlich davon. 2,5 Sekunden betrug sein Vorsprung schon nach der ersten Runde, 3,5 nach der zweiten, fast zehn Sekunden nach acht Runden. Für Bewegung im Feld sorgte Hamilton, der in Runde vier erst Schumacher, eine Runde später auch Rosberg überholte, der schon in Runde neun als erster Fahrer zum ersten Reifenwechsel an die Box fuhr.

Erlebte in Runde 30 einen Crash: Michael Schumacher, der damit eine Safety-Car-Phase auslöste.  (Foto: AFP)

Alonso, der gerade Rang drei an Webber verloren hatte, und Schumacher folgten einen Umlauf später. In Runde 11 kamen Massa und Hamilton im Parallelflug an die Box, der Ferrari-Pilot blieb aber nach dem Reifenwechsel vorne. In der folgenden Runde attackierte ihn Hamilton, schlitzte ihm aber mit dem Frontflügel den rechten Hinterreifen auf.

Während Massa mit dem Plattfuß langsam die Box ansteuerte, blieb Hamilton eine Runde länger draußen, holte sich dann aber neue Reifen und einen neuen Frontflügel. Eine Durchfahrtstrafe für den Crash warf den Briten dann aber weit zurück. An der Spitze hatte sich Vettels Vorsprung vor Button auf rund zehn Sekunden eingependelt, beide gingen in Runde 14 zum Reifenwechsel an die Box. Webber hatte unterdessen durch seinen Stopp seinen Platz wieder an Alonso verloren. Mit den neuen Reifen erhöhte Vettel wieder das Tempo und vergrößerte seinen Vorsprung auf Button kontinuierlich auf mehr als 20 Sekunden.

Ausgerechnet Vettels Freund Schumacher machte den dann aber zunichte. Wegen des Unfalls des Kerpeners musste das Safety-Car ausrücken. Vettel, Button und auch Webber nutzten das zum Reifenwechsel. Als das Rennen in Runde 34 wieder freigegeben wurde, hatte Vettel allerdings drei überrundete Fahrzeuge zwischen sich und Button. Das nutzte er, um sich gleich in der ersten freien Runde wieder 8,9 Sekunden Vorsprung herauszufahren. Webber schaffte es dagegen, Alonso zu überholen und Rang drei zu übernehmen.

Hamilton startete von Rang acht eine Aufholjagd und passierte zunächst Sutil und Rosberg, dann di Resta, hatte aber eine größere Lücke zu Alonso. Die letzten Reifenwechsel änderten die Reihenfolge der ersten Vier nicht mehr, Hamilton wurde dagegen durch seinen insgesamt fünften Besuch in der Boxengasse wieder auf Rang acht zurückgeworfen. Danach überholte er aber den Dreierpack Sutil, Rosberg, di Resta noch einmal.

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