Formel 1 in Bahrain:Opposition demonstriert gegen das "Blutrennen"

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Formel-1-Boss Bernie Ecclestone rechnet nicht mit Attacken auf das Rennen in Bahrain. (Foto: REUTERS)

Demonstrationen, ein Auto explodiert, Anonymous droht mit Hackerangriff: Das Formel-1-Rennen in Bahrain am kommenden Wochenende gerät wieder in den Konflikt zwischen Herrscherfamilie und Demokratiebewegung. Boss Bernie Ecclestone sieht dennoch keine Gefahren.

"Was ist passiert, sie demonstrieren? Davon weiß ich nichts. Niemand demonstriert dort", sagt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone über die Situation vor dem umstrittenen Rennen von Bahrain am Sonntag. Die Proteste im kleinen Golfstaat hatten sich zuletzt wieder verschärft. In der Nacht zum Montag explodierte in der Hauptstadt Manama ein Auto. Die radikale "Bewegung des 14. Februar" bekannte sich via Twitter zu der Tat, bei der laut Polizeiangaben niemand verletzt wurde. Ziel sei es gewesen, gegen das Formel-1-Rennen zu protestieren.

Jetzt hat auch die Hacker-Organisation Anonymous Formel-1-Promoter Ecclestone mit einem Internet-Angriff gedroht, sollte der umstrittene Grand Prix nicht abgesagt werden. "Bernie Ecclestone und die königliche Familie haben nichts gelernt", heißt es in einer Mitteilung der Internet-Aktivisten, "wir werden Sie und die Regierung von Bahrain aus dem World Wide Web entfernen. Wir fordern Bernie auf, solange noch Zeit ist - sagen Sie Ihr Blutrennen ab."

Bereits im vergangenen Jahr hatte Anonymous die Seite www.formula1.com gehackt und das Banner "Operation Bahrain" dort gepostet. Sollte Ecclestone nicht auf die Forderungen eingehen, will Anonymous persönliche Daten derjenigen Personen veröffentlichen, die das Rennen in irgendeiner Weise unterstützen. "Sie sind gewarnt", hieß es, "Anonymous wird Ihnen nicht erlauben, ein Rennen abzuhalten, das mit dem Blut unserer Freiheit liebenden Genossen in Bahrain getränkt ist."

Polizei setzte Tränengas gegen Demonstranten ein

In der Nacht zum Freitag war die Polizei mit Tränengas gegen einige Hundert Demonstranten vorgegangen. "Euer Rennen ist ein Verbrechen", skandierten die Protestierenden und warfen Molotow-Cocktails auf die Vertreter der Staatsmacht. Vor wenigen Tagen hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bereits berichtet, dass die Polizei 20 Regierungsgegner in den Städten nahe des Sakhir Circuits verhaftet hatte. Die größtenteils schiitische Opposition ruft im Vorfeld des Rennens zu gewaltfreien Protesten unter dem Motto "Demokratie ist unser Recht" auf.

Ecclestone rechnet aber nicht mit Attacken auf Formel-1-Personal. "Ich denke nicht, dass die Leute, die um ihre Überzeugungen streiten, schlechte Menschen sind, und ich denke nicht, dass sie versuchen werden, Formel-1-Leute zu verletzen, um auf ihre Sache aufmerksam zu machen", wurde Ecclestone am Dienstag von der britischen Zeitung Daily Mirror zitiert. Tags zuvor hatte die Regierung des Golfstaats die Sicherheit des Rennens am kommenden Wochenende garantiert. "Alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen" würden ergriffen, sagte eine Regierungssprecherin.

Seit zwei Jahren kämpfen Oppositionelle für mehr Rechte in Bahrain, das seit Jahrhunderten von der Herrscherfamilie Al-Khalifa regiert wird - einer sunnitischen Dynastie. 80 Menschen sind in dem autoritären Land seit Beginn des Arabischen Frühlings Anfang 2011 ums Leben gekommen. Allein in diesem Monat sollen bisher etwa 100 Aktivisten eingesperrt und 30 verletzt worden sein.

Im vergangenen Jahr hatte das Rennen in der Nähe der Hauptstadt Manama trotz heftiger Proteste durch Oppositionelle und Menschenrechtsorganisationen stattgefunden. Rund um den vierten Saisonlauf sorgten tägliche Zwischenfälle und ein erschossener Demonstrant weltweit für Aufsehen. 2011 wurde das Rennen in Bahrain abgesagt worden, nachdem die aufkommenden Unruhen von Truppen aus dem benachbarten Saudi-Arabien blutig niedergeschlagen worden waren.

© Süddeutsche.de/sid/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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