Formel 1: WM-Titel:Sebastian Vettel - Champion auf den letzten Metern

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Der WM-Titel geht verdient an Sebastian Vettel. Vor allem in der Schlussphase zeigt er, was ihn auszeichnet: Talent, Entschlossenheit, Nervenstärke. Er gewinnt aus eigener Kraft.

René Hofmann

Sebastian Vettel ist eine Punktlandung geglückt: Nach dem letzten Rennen der Formel-1-Saison 2010 führt er erstmals in diesem Jahr, ja sogar erstmals in seiner Karriere, die Fahrerwertung an. Auf den letzten Metern hat er sich so einen denkwürdigen Titel gesichert. Mit 23 Jahren und 134 Tagen ist er der jüngste Weltmeister, den die Rennserie bisher hervorgebracht hat. Vettel selbst bedeutet die Marke viel. Er hat sie leidenschaftlich gejagt.

Sebastian Vettel beim Jubeln nach seinem Gewinn des WM-Titels. (Foto: Getty Images)

Der Erfolg an diesem Sonntag in Abu Dhabi bildet den vorläufigen Höhepunkt einer Karriere, die sich geradlinig entwickelt hat. Seit Vettel 2004 im Alter von 17 Jahren in einer Nachwuchsserie 18 der 20 Saisonrennen gewann, galt er als herausragendes Talent. Bei seinem ersten Einsatz in der Formel 1, als Testfahrer am Freitag vor dem Großen Preis der Türkei im August 2006, bestätigte er diesen Ruf: Auf Anhieb glückte ihm die Bestzeit. In seinem ersten Rennen, das er ein Jahr später beim USA-Grand-Prix bei BMW als Ersatz für den verletzten Robert Kubica absolvieren durfte, holte er prompt einen WM-Punkt. Im Jahr darauf durfte er für das Team Toro Rosso regelmäßig an den Start gehen.

In dem unterlegenen Auto glückte ihm in Monza, beim verregneten Großen Preis von Italien, etwas, was es in der modernen Formel 1 nur noch selten gibt: ein Außenseitersieg. 2009 bei Red Bull saß er erstmals in einem Auto, in dem er um den Titel kämpfen konnte: Und genau das tat Vettel; in einem leidenschaftlich geführten Duell unterlag er am Ende auch mit Pech dem Brawn-Fahrer Jenson Button.

Der Triumph in diesem Jahr wirkt wie eine logische Fortsetzung dieser Reihe. Wo die noch hinführen kann, deutet der Vergleich mit Michael Schumacher an: der siebenmalige Weltmeister hatte mit 23 noch keinen Titel gewonnen.

Der WM-Titel geht verdient an Vettel. Vor allem im Schlussspurt zeigte er, was ihn auszeichnet: Talent, Entschlossenheit, Nervenstärke. Weder von den Scharmützeln, die sein Ferrari-Rivale, der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso, anzettelte, ließ er sich beeindrucken, noch von den penetranten Klagen seines lange Zeit besser platzierten Teamkollegen Mark Webber, der in den unterschiedlichsten Tonlagen immer wieder nach der Hilfe seiner Mannschaft rief - in Form einer Stallorder, wie sie Alonso in Hockenheim erfahren hatte, als Ferrari ihn an Felipe Massa vorbei zum Sieg winkte.

Vettel forderte nie Hilfe ein. Den Titel hat er aus eigener Kraft erreicht. In der Türkei, in Ungarn und in Belgien kosteten ihn Fahrfehler Punkte. Kein anderer Fahrer aber wurde ähnlich oft wegen technischer Gebrechen zurückgeworfen: In Bahrain, in Australien und in Südkorea kosteten ihn Pannen Siege. Ohne sie wäre Vettel schon früher Meister gewesen.

© SZ vom 15.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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