Formel 1 in Texas:Verzweiflung in der dritten Startreihe

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Vier Rennen vor Ende der Saison muss Sebastian Vettel mit großer Wahrscheinlichkeit wieder einmal Lewis Hamilton den Weltmeistertitel überlassen. Der Abstand von 67 Punkten scheint zu groß. (Foto: AFP)
  • Sebastian Vettel ist im Qualifying vom Großen Preis der USA in Austin lediglich 61 Tausendstelsekunden langsamer als Lewis Hamilton, der von der Pole Position startet.
  • Vettel hadert mit dem Ergebnis, dabei scheint sein Auto besser zu fahren als zuvor. Die technischen Neuerungen kommen aber wohl zu spät in der Saison.
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Von Philipp Schneider

Es ist ja nun wirklich nicht so, als hätte sich Ferrari schon geschlagen gegeben vor dem Rennen in Austin, Texas, bei dem sich Lewis Hamilton im Mercedes an diesem Sonntag zum fünfmaligen Weltmeister aufschwingen könnte. Die Scuderia hat für das viertletzte Rennen im Kalender sogar noch einmal den Unterboden von Sebastian Vettels Rennwagen modifiziert. Auf der Suche nach der Ende des Sommers verlorenen Geschwindigkeit, hatten die Italiener geschraubt und montiert; und dass die Mechaniker und Ingenieure nicht ganz falsch gelegen hatten mit ihren Modifikationen, das bewies dann die Qualifikation auf dem Circuit of the Americas am Samstag.

Wieder war Hamilton schneller als Vettel, schon zum neunten Mal im 18. Rennen dieser Saison raste er auf die Pole Position. Aber diesmal war es knapp. Extrem knapp. Zu knapp für Vettels von den irren Wendungen in dieser Saison ohnehin schon leicht überstrapaziertes Nervenkostüm. Vettel war gerade erst über die Linie der letzten Zeitennahme gerast, als er sich bei seiner Box nach der Größe von Hamiltons Vorsprung erkundigte. Und als er begriff, wie eng es zugegangen war im Kampf um die Pole Position, da entfuhr ihm ein Fluch in sein Helmmikrofon, der so saftig war, dass er von der Regie zensiert werden musste.

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61 Tausendstel, beziehungsweise sechs Hundertstel war Hamilton nur schneller gewesen auf seiner letzten Runde. 61 Tausendstel sind so gut wie gar nichts. Auf dem zweiten Startplatz hätte Vettel mit dieser Zeit trotzdem ins Rennen starten können, würde er nicht strafversetzt werden um drei Plätze, weil er am Freitag im Training zu schnell gefahren war, als die Stewards rote Flaggen schwenkten.

Vettel wirkt konsterniert, während Hamilton schwärmt

Nun startet er aus der dritten Reihe und muss zusehen, dass er sich, sollte Hamilton gewinnen, irgendwie als Zweiter in Ziel rettet, um die Entscheidung im Kampf um die Weltmeisterschaft noch um mindestens ein weiteres Rennen zu vertagen. Außer Hamilton starten vor ihm auch noch sein Teamkollege Kimi Räikkönen, Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil und Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo. "Bei sechs Hundertsteln fragt man sich immer, ob man die nicht irgendwo hätte schneller fahren können", klagte Vettel. "Das war ganz schön eng", stellte auch Hamilton fest. "Ich war einfach das kleine bisschen besser, das ich brauchte."

Vettel wirkte auf der anschließenden Pressekonferenz gedanklich abwesend. Aus glasigen Augen starrte er geradeaus in die Journalistenrunde, die vor ihm saß, während neben ihm Hamilton saß und eine gefühlte Ewigkeit darüber referierte, wie toll sich die Fliehkräfte in dieser und jener Kurve auf dem Circuit of the Americas angefühlt hätten. "Und erst der Gegenwind in Kurve 11: fantastisch!"

Es lässt sich nur mutmaßen, welchen schweren Gedanken sich Vettel in diesem Moment machte, auffällig war jedenfalls, wie oft er darauf hinwies, er sei überrascht, wie schnell sein Ferrari gewesen sei. Möglicherweise also dämmerte ihm in diesem Moment, dass die Scuderia spät in der Saison wieder den technischen Anschluss an Mercedes hergestellt hatte. Sehr spät. Sehr wahrscheinlich zu spät.

© SZ vom 21.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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