Formel 1: Monza:Taktikzauber von Vettel

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Zuerst fährt Sebastian Vettel hinterher, meldet Probleme mit dem Motor, doch am Ende führt ihn ein taktischer Kniff noch auf Rang vier. Indes feiert Ferrari in Italien einen Heimsieg.

Jubel über Platz vier: Mit einer taktischen Meisterleistung hat Sebastian Vettel im Formel-1-Titelkampf Boden gut gemacht. Trotz kurzer Motorprobleme ließ sich der Heppenheimer Red-Bull-Pilot beim Großen Preis von Italien nicht aus der Ruhe bringen. Erst in der letzten Runde kam Vettel am Sonntag zum obligatorischen Reifenwechsel an die Box und rettete so beim triumphalen Ferrari-Sieg durch Fernando Alonso den vierten Platz.

Aufholen in der Boxengasse: Weil Sebastian Vettel erst im letzten Moment die Reifen wechselt, macht er noch einige Plätz gut. (Foto: AFP)

Die WM-Führung übernahm allerdings Vettels Teamkollege Mark Webber. Dem Australier reichte in Monza Rang sechs, um Lewis Hamilton von der Spitze zu verdrängen. Der McLaren-Pilot war bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Während Alonso vor Jenson Button und Teamkollege Felipe Massa fünf Tage nach dem Quasi-Freispruch in der Teamorder-Affäre das Tifosi- Glück mit dem ersten Ferrari-Sieg im Königlichen Park seit 2006 perfekt machte, verringerte Vettel (163) seinen Rückstand auf die WM-Spitze.

Er hat nur 24 Punkte weniger als Webber (187). Alonso ist nach dem 14. von 19 Läufen Dritter (166) vor Titelverteidiger Jenson Button (165) und Vettel. Erfreulich aus deutscher Sicht auch der fünfte Rang in Monza von Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Teamkollege Michael Schumacher wurde dagegen nur Neunter und musste auch noch Nico Hülkenberg als Siebter im Williams den Vortritt lassen. Adrian Sutil belegte im Force India Platz 16, Timo Glock wurde im Virgin 17.

Schon beim Start zeichnete sich ein spannendes Rennen ab. Alonso, der die erste Pole für Ferrari seit Oktober 2008 in Brasilien durch Massa eingefahren hatte, versuchte die Türe für Button zuzumachen. Vergeblich. Der Weltmeister des vergangenen Jahres preschte mit seinem McLaren am Ferrari vorbei. Dann die erste Schikane: Alonsos und Massas Autos berührten sich, ohne Folgen. Doch in der zweiten Schikane kollidieren Massa und Hamilton leicht. An dessen McLaren brach die Radaufhängung. Mit dem Helm noch auf dem Kopf stapfte der Champion von 2008 ins blickdichte Motorhome. "Es war mein Fehler, ich muss das auf mich nehmen. Ich entschuldige mich beim Team", betonte Hamilton: "Schlimmer ging es nicht." Sein Teamkollege verteidigte dagegen die Führung gegen einen drängelnden Alonso.

Neben dem Briten zählten auch Rosberg und Hülkenberg zu den Startgewinnern: Der Wiesbadener (Startplatz 7) kam zu Rennbeginn bis auf Rang vier vor, Hülkenberg rast direkt dahinter (Startplatz 8). Schumacher fand sich nach den ersten Runden auf Rang 9 wieder. Und Vettel? Nur Siebter, vor seinem in der WM-Wertung besser platzierten Teamkollegen Webber. Größter Verlierer am Start war Sutil, der Gräfelfinger rutschte auf den 22. und drittletzten Platz zurück.

Bis zum ersten Boxenstopp ereignete sich nicht viel. An der Spitze durfte sich Button allerdings keinen Fehler leisten, Alonso und Massa saßen dem Briten praktisch im Nacken. Dann musste auf einmal Vettel Webber in der 21. Runde passieren lassen, der Heppenheimer funkte anschließend mit aufgebrachter Stimme: "Es gibt Probleme mit dem Motor." Schon nach der Qualifikation hatte sich Vettel über den neuen Renault-Antrieb in seinem Red Bull wenig begeistert gezeigt. Seine Worte kurz vor dem Start in den 14. von 19. WM-Läufen bewahrheiteten sich für ihn: Vettel: "Wir müssen uns durchboxen, da kann man nicht viel machen."

Der Motor schien sich aber wieder zu erholen, Vettel machte wieder Boden auf Webber gut, ehe der Australier nach 36 Runden in die Box kam und Vettel so vor ihm lag. Die Entscheidung um den Sieg fiel einen Umlauf später, als Alonso aus der Box zurück auf die Strecke kam. Um 0,8 Sekunden waren die Ferrari-Mechaniker schneller als die Button-Truppe von McLaren. Und der Brite musste sich hinter Alonso einreihen. Vettel blieb indes weiter auf der Strecke. Erst in der 52. Runde von insgesamt 53 kam der Hesse in die Box zum obligatorischen Reifenwechsel. Als Vierter reihte sich Vettel wieder ein. Das Zauberstück zahlte sich aus. An der Spitze fuhr wenig später der zweimalige Weltmeister Alonso in 1:16:24,572 Stunden für die 306,720 Kilometer seinen dritten Saisonsieg ein.

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