Formel 1:Mehr Action war selten

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Gleich zu Beginn ging es turbulent zu - doch Sebastian Vettel konnte seine Führung halten. (Foto: REUTERS)
  • Sebastian Vettel gewinnt dank einer fahrerischen Meisterleistung den Grand Prix von Bahrain.
  • Das Rennen ist eine enge Nummer, die Nerven liegen zwischenzeitlich blank.
  • Beim Boxenstopp von Kimi Räikkönen ereignet sich ein Drama: Weil die Ampel fälschlicherweise Grün zeigt, fährt der Pilot einen Ferrari-Mechaniker an.

Von Elmar Brümmer, Sakhir

Ein Rennen, das über die Reifen, den Benzinverbrauch und die Strategie entschieden wird, kann tatsächlich spannend sein. Und wie! Der Große Preis von Bahrain, der zu einer neuerlichen Demonstration von Ferrari und Sebastian Vettel werden sollte, kippte am Sonntag auf den letzten zehn Runden. Vettel ging volles Risiko, sparte sich den letzten Boxenstopp und wehrte sich mit Reifen, deren Verfallsdatum längst überschritten war, energisch gegen Valtteri Bottas im Silberpfeil.

In der vorletzten der 57 Runden ist der von Rang drei gestartete Finne an Vettel dran, zwei Chancen im letzten Umlauf bleiben dem Verfolger gegen den sich in seinem 200. Grand Prix tapfer und clever wehrenden Heppenheimer. Doch selbst 310 km/h reichen Bottas im ersten Anlauf nicht. Die Beiden jagen sich bis auf die Zielgerade, die Flagge fällt, Raketen steigen in den Nachthimmel über Bahrain - und Vettel schickt seinem 49. Grand-Prix-Sieg einen Jodler hinterher: "Mammamia!" Eine fahrerische Meisterleistung. "Die Reifen waren in den letzten zehn Runden total hinüber", gesteht der Sieger, der die WM-Wertung nach seinen beiden Aufaktsiegen mit der Optimalpunktzahl 50 anführt. Es folgen die Mercedes-Piloten, der drittplatzierte Lewis Hamilton (33) sowie Bottas (22).

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Nach dem eher langweiligen Saisonauftakt in Melbourne mit nur fünf Überholmanövern und einer allein durch einen Computer-Rechenfehler erzeugten Spannung alarmierten Sportbehörde und Vermarkter vor dem Großen Preis von Bahrain die Technikchefs der Rennställe. Auf die Schnelle sollten sie neue Front- und Heckflügel beschließen, damit wieder mehr überholt werden kann. Die Ingenieure lehnten ab, und der Flutlicht-Grand-Prix bestätigte das Veto nur: Mehr Action von vorne bis hinten war selten.

Schon in der Startkurve schob Bottas sich und seinen Silberpfeil am Landsmann Kimi Räikkönen im Ferrari vorbei, Max Verstappen sprang im Nu von Rang 15 auf elf, und es ging munter so weiter. Der Niederländer, der wegen eines Qualifying-Unfalls und den sich anschließenden Reparaturen nach hinten versetzt wurde, hing im Heck von Lewis Hamilton. Der Titelverteidiger hatte auch fünf Startplätze verloren, weil ein Getriebefehler entdeckt worden war.

Zweite Runde, und schon wollte es Verstappen wissen: Er setzte sich gleichauf mit dem Mercedes. Hamilton zog zwar instinktiv zur Seite, aber das reichte nicht, um die Kollision zu vermeiden. Als sich Verstappen vorbeirüpelte, schlitzte er sich den rechten Hinterreifen auf.

Kaum waren die Bergung und die virtuelle Safety-Car-Phase abgeschlossen, überholte Lewis Hamilton gleich drei Autos auf einen Schlag - jene von Nico Hülkenberg, Fernando Alonso und Esteban Ocon. Als Verstappen endgültig ausrollte, schnappte sich der Brite schon den nächsten und pendelte sich in der achten Runde auf Rang vier ein. "Jetzt beginnt das Spiel, Lewis. Wir bleiben bei Plan A", funkte der Mercedes-Kommandostand ins Cockpit, als Sebastian Vettel nach 19 Runden an die Box kam und die Führung an Bottas verlor.

Auch der sowie Räikkönen kamen in die Box, damit war Hamilton vorübergehend Erster. Ferrari aber hat sich seit Melbourne verbessert, die Motorleistung ist besser. Auf den Geraden ist der Antriebsstrang aus Maranello nun ebenbürtig mit Branchenprimus Mercedes, entscheidend aber ist, dass in langsamen und mittelschnellen Kurven Zeit gut gemacht werden kann, weil die Fahrzeugbalance ausgeglichen und das Untersteuern abgestellt wurde. "Die Autos haben noch in Melbourne vorne geschoben wie eine Kuh", sagte Vettel.

Nach 27 von 57 Runden stoppte auch Hamilton, nachdem er sich zuvor ein Abwehrduell mit Vettel geliefert hatte. Auch er war auf den haltbaren Pneus unterwegs, weshalb es sein einziger Stopp blieb. Vettel würde, so zumindest die Berechnungen zur Rennmitte, noch einmal an die Box kommen müssen. Reichlich Action also Richtung Finale, zumal Ferrari offenbar stärker auf den Benzinverbrauch achten muss als die Konkurrenz von Mercedes. Vettel drohte die Zange von Bottas und Hamilton. Die Strategen beider Teams übernahmen wieder das Kommando, und Hamilton fragte an der Box nach: "Bin ich schnell genug? Was habt ihr vor?" Mercedes befürchtete, dass Vettel doch nicht mehr stoppen wird. Der Große Preis von Bahrain wurde jetzt zur engen Nummer.

Und die Nerven lagen blank. Nachdem Kimi Räikkönen in der 37. Runde eilig an die Ferrari-Garage bestellt wurde, raste er zu früh wieder los und erwischte dabei einen Mechaniker. Der Finne bremste sofort ab und stieg aus. Der Mechaniker wurde in ein Krankenhaus gebracht, laut Ferrari erlitt er einen Schien- und Wadenbeinbruch. Die Scuderia wurde wegen des Vorfalls zu einer Geldstrafe in Höhe von 50 000 Euro verurteilt.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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