Ist das schon die Titel-Verteidigung? Sebastian Vettel gewinnt auch den Großen Preis von Italien - und hat nun schon beim nächsten Rennen in Singapur in zwei Wochen die Chance, seinen zweiten WM-Triumph perfekt zu machen. Nachdem er zu Rennbeginn seine Pole Position verloren hatte, zog er mit einem brillanten Überholmanöver an Fernando Alonso vorbei und legte so den Grundstein für seinen achten Saisonsieg. Zweiter wurde McLaren-Pilot Jenson Button vor Alonso und Lewis Hamilton.
Die Konkurrenz resigniert bereits ob der Vettel'schen Dominanz. "Jetzt bin ich aus dem Rennen", sagte sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber nach seinem frühen Aus, der vom zweiten WM-Rang auf den vierten zurückrutschte (117 Punkte Rückstand) hat. Neuer Gesamtzweiter ist Alonso mit 112 Zählern Rückstand.
Neben dem Heppenheimer sorgte eine Zeit lang aber auch Michael Schumacher für packende Manöver auf dem Hochgeschwindigkeitskurs und fuhr im Mercedes wie vor zwei Wochen in Spa-Francorchamps auf den fünften Platz. Teamkollege Nico Rosberg schied nach einem unverschuldeten Crash schon früh aus, Adrian Sutil wurde im Force India von einem Hydraulikdefekt gestoppt. Timo Glock schaffte es im unterlegenen Marussia Virgin in dem spannenden Rennen immerhin bis auf Platz 15.
Das Rennen begann turbulent, es gab ein wahres Überholfeuerwerk. Vettel schaffte es nicht, seine 25. Pole zu verteidigen. Doch nicht der neben ihm gestartete Hamilton übernahm zur ersten Kurve die Führung - sondern der innen attackierendee Vorjahressieger Alonso (Startplatz 4). Selbst ein Grünstreifen konnte den Spanier nicht bremsen, er raste an den beiden Kontrahenten vorbei. Von hinten katapultierte sich währenddessen der fünfmalige Monza-Sieger Schumacher bis auf Rang vier vor.
Sein Mercedes-Teamkollege Rosberg hatte weniger Fortune. Er wurde ebenso wie der russische Renault-Pilot Witali Petrow in einen Unfall mit Vitantonio Liuzzi (HRT) verwickelt: Das Safety Car musste nach dem Crash mit mehreren Autos auf die Strecke. "Er hat uns beide abgeräumt", kommentierte Rosberg Liuzzis Abflug: "Mist, von der Position wär' richtig was drin gewesen."
Das bewies Teamkollege Schumacher, der just nach dem Ende der Safety-Car-Phase an Ex-Champion Button vorbeizog. Und Vettel an Alonso: Der 24-Jährige setzte außen zu einem grandiosen Überholmanöver gegen den zweimaligen Weltmeister an. Während sein Teamkollege Webber nach einem Crash mit Felipe Massa und einem demolierten Frontflügel ins Kiesbett rutschte, baute Vettel seine Führung in den ersten 18 von insgesamt 53 Runden auf dem 5,793 Kilometer langen Kurs auf über zehn Sekunden aus.
Dahinter rieb sich vor allem Hamilton im Duell mit Schumacher auf. Nachdem Button elegant an dem Silberpfeil vorbeigefahren war, hing Hamilton erstmal hinter dem Rekordchampion fest. Dabei geriet die knallharte Verteidigungslinie des siebenmaligen Weltmeisters auch ins Visier der Rennkommissare - von der Box wurde Schumacher aufgefordert, die Linie nicht zu oft zu wechseln. Und prompt huschte auch Hamilton vorbei.
Vettel fuhr unterdessen - einmal mehr - sein eigenes Rennen. Souverän führte er das Feld an. Hinzu kam, dass auch seine Boxencrew starke Arbeit leistete: Beim zweiten Stopp wurden die Reifen in 2,9 Sekunden gewechselt.
So hielt niemand den Heppenheimer auf - und so hält auch niemand den Heppenheimer auf dem Weg zum zweiten WM-Titel auf.