Formel 1 in Malaysia:Vettel im Rückspiegel

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Bedenklich nahe dran: Lewis Hamilton gewinnt, Sebastian Vettel wird Dritter (Foto: Getty Images)

Lewis Hamilton gewinnt den Großen Preis von Malaysia vor seinem Team-Kollegen Nico Rosberg. Trotz der Überlegenheit ihres Autos aber fürchten sich die Mercedes-Fahrer. Denn Sebastian Vettel holt schneller auf als es ihm viele zugetraut hatten.

Von René Hofmann

Das kann ja heiter werden, wenn das in diesem Stil weitergeht. Vor zwei Wochen, nach dem Auftakt der Formel-1-Saison 2014 in Melbourne, wurde Nico Rosberg erstmals als Führender der Fahrerwertung ausgewiesen. Als Zweiter in Sepang verteidigte der 28-Jährige diese Position. Anschließend demonstrierte er, wie er die neue Rolle interpretiert. In beinahe präsidialem Tonfall richtete Rosberg vom Siegertreppchen aus eine Botschaft an die Gastgeber-Nation Malaysia: "Ihr könnt stolz sein! Aus Malaysia kommt das beste Öl und Benzin. Das hat uns ganz nach vorne gebracht."

Ganz vorne stand an diesem Nachmittag allerdings ein anderer: Rosbergs Teamkollege Lewis Hamilton. Der Brite, der in Melbourne nach zwei Runden mit einem Elektronik-Defekt ausgefallen war, war allen Hochhaus-hoch überlegen. Pole Position, schnellste Rennrunde, Start-Ziel-Sieg: Hattrick heißt das im Rennfahrer- Jargon. "Intelligent gefahren, schnell, mit einem perfekt balancierten Auto": Mit diesem Dreisatz lobte Niki Lauda, der Aufsichtsrat des Mercedes-Teams, Hamilton. Viel mehr gab es zu dessen Auftritt wirklich nicht zu sagen.

Formel 1 in Malaysia
:Souverän wie einst Vettel

Auch beim Rennen in Malaysia geht es trubulent zu - nur an der Spitze nicht. Lewis Hamilton gewinnt deutlich vor Teamkollege Nico Rosberg. Sebastian Vettel wird Dritter und freut sich über den Podestplatz, als wäre es ein Sieg.

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Mehr als 17 Sekunden betrug Hamiltons Vorsprung im Ziel auf Rosberg. Woher der Tempounterschied zwischen den beiden kam, blieb offen. "Nico hatte ein bisschen viel durchdrehende Räder beim Vorstart und beim Start", das könnte der Grund gewesen sein, warum der eine Mercedes mehr gerutscht sei als der andere, versuchte sich Sportchef Toto Wolff an einem Erklärungsversuch. Rosberg nahm den Rückstand fatalistisch: "Er war einfach zu schnell heute", fiel ihm zu Hamilton ein, "das ist manchmal so."

Der Frage, wer von den beiden regel- mäßig der schnellere ist, dürfte im weiteren Saisonverlauf noch Bedeutung zukommen. Nach dem zweiten von 19 Rennen aber richten sich die Blicke noch eher nach außen denn nach innen: auf die Verfolger. Das Resultat war überzeugend. Wie in Melbourne hatten die silbernen Autos demonstriert, dass sie augenblicklich die Schnellsten sind. Anders als in Melbourne aber waren dieses Mal beide angekommen.

Es war der erste Doppelerfolg für ein Team, das nicht Red Bull heißt, seit 2010 auf dem Hockenheimring zwei Ferraris als erste angekommen waren. Die Silberpfeile fliegen voraus. Aber sie fliegen dort keineswegs einsam vor sich hin.

Zumindest einer demonstrierte in Malaysia, dass mit ihm auch in diesem Jahr zu rechnen ist: Sebastian Vettel. Der Red-Bull-Lenker wurde Dritter vor Fernando Alonso (Ferrari), Nico Hülkenberg (Force India), Jenson Button (McLaren) sowie den beiden Williams-Ranglern Felipe Massa und Valtteri Bottas.

Dank der neuen Regeln geht es also farbenfroh zu auf den Verfolgerrängen. Aber das war in Sepang nicht das große Thema. Das große Thema war: Wie schnell können Vettel und sein Team, die Weltmeister der vergangenen vier Jahre, die WM-Favoriten fürs laufende Jahr in Bedrängnis bringen?

Vettel, der in Melbourne früh ausgefallen und zuvor bei den Testfahrten regelmäßig liegengeblieben war, absolvierte erstmals am Stück eine ganze Renndistanz. Wobei es ihm prompt gelang, sich einige Male in Rosbergs Windschatten zu schieben. Daniel Ricciardo, sein Teamkollege, war ebenfalls vielversprechend unterwegs. Und das, obwohl es in den Trainingssitzungen wieder Probleme mit den Benzinfluss-Sensoren gegeben hatte und das Normteil in seinem Auto im Rennen sogar komplett ausfiel.

Hätten die Mechaniker bei einem Boxenstopp nicht versäumt, einen Reifen festzuschrauben (wofür Ricciardo beim Start des nächsten Rennens um zehn Plätze strafversetzt wird) - der Australier hätte wieder ein Resultat erzielt, das sich hätte sehen lassen können. Bei seinem Heimspiel war ihm der zweite Rang wegen Unstimmigkeiten bei den Messungen des Benzinfluss-Sensors aberkannt worden.

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Mit derben Worten kritisiert Sebastian Vettel den Klang der neuen Formel-1-Motoren. Adrian Sutil sieht dies im SZ-Gespräch anders - und der 31-Jährige muss es wissen. Denn der Pianist aus Gräfelfing ist der musikalischste Fahrer im Rennzirkus.

Von René Hofmann

"Das war positiv", sagte Helmut Marko, "und im nächsten Rennen wollen wir noch einen Schritt näher dran sein." Das findet bereits am kommenden Sonntag in Bahrain statt. Von Motoren-Lieferant Renault wünschte sich Marko, der Berater von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, bis dahin im Telegramm-Stil drei Dinge: "Standfestigkeit, Software in den Griff bekommen, mehr Power."

Ähnlich geschäftsmäßig hakte Sebastian Vettel den Grand Prix ab. In einer ungewöhnlich förmlichen Ansprache am Funk lobte er im Ziel seine Mannen: "Das war ein sehr gut ausgeführtes Rennen", mahnte er. "Es gibt noch viele Dinge zu verbessern", und versprach: "Aber das schaffen wir!"

Die Konzentration, mit der die Titelverteidiger sich der Aufholjagd stellen, und die Entschlossenheit, mit der sie diese angehen, beeindrucken die Gejagten sichtlich. Nico Rosberg bedankte sich zwar bei den Seinen für "ein tolles Auto, um alle wegzuputzen". Aber die Unsicherheit im Putzgeschwader ist doch zu spüren. Bei den letzten Testfahrten vor gar nicht allzu langer Zeit war Vettel pro Runde noch vier Sekunden langsamer als Rosberg, "und hier, beim zweiten Rennen", staunte der, "ist er in meinem Rückspiegel". Red Bull sei, was die Entwicklungsarbeit betreffe, "immer noch die Messlatte", so Rosberg.

Ähnlich sehen das auch seine Vorgesetzten. "Sebastian ist uns im Nacken gesessen. Er war teilweise brutal schnell", konstatierte Sportchef Wolff. Lauda hatte gesehen, "was für ein super Auto der Red Bull ist": "Man muss wirklich aufpassen, wie schnell die Entwicklung da weitergeht." Auch in Sachen Zuverlässigkeit. Neben Ricciardo fielen in Sepang die Sauber-Fahrer Adrian Sutil und Esteban Gutierrez aus sowie Jean-Eric Vergne (Toro Rosso), Jules Bianchi (Marussia), Pastor Maldonado (Lotus) und Sergio Perez (Force India).

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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