Flügelflitzer: Fußball-Regeln:Ein Spray für alle Fälle

Lesezeit: 2 min

In Mexiko und Argentinien setzen Schiedsrichter ein Spray gegen schummelnde Spieler in der Freistoßmauer ein - doch was passiert, wenn auch Spieler eine Dose in die Hand bekommen?

J. Schmieder

Der Fußball steckt derzeit ja voller Innovationen. Nein, jetzt kommt kein böser Text über den FC Bayern und dessen erste Niederlage in der Vereinsgeschichte gegen Mainz 05. Es geht vielmehr darum, was sich Funktionäre so alles einfallen lassen, um diesen Sport fairer zu machen. Nein, auch kein böser Satz zu Jens Lehmann und Neven Subotic.

Keine Chance für Vorrücker: Mit dem Spray wird der Abstand der Mauer klar definiert. (Foto: Foto: rtr)

In der Europa-League wird die Uefa in der kommenden Saison den sogenannten Torrichter einführen, der in strittigen Situationen darüber entscheiden soll, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht. Bei dieser Gelegenheit muss der geneigte Fußballfan darüber nachdenken, wo er denn positioniert sein wird, dieser Torrichter. "In der Nähe des Tores", lautet die einfache wie verwirrende Aussage der Uefa.

Er muss ja in geeignetem Winkel zur Linie sitzen - und da gibt es nur wenige Alternativen. An der Eckfahne wäre der gute Mann verschenkt, sind es doch gute 30 Meter bis zum kurzen Pfosten und außerdem steht dort ja der Linienrichter, der bekanntlicherweise in der Vergangenheit nicht immer richtig lag. Schräg hinter dem Pfosten? Geht auch nicht aufgrund des fehlenden Winkels und der drohenden Lebensgefahr, sollte einer wie Naldo aufs Tor schießen - oder Lehmann darin stehen.

Der einzig vernünftige Platz wäre ein Stuhl, der zwei Meter über dem Tor angebracht ist. Der Torrichter würde alles sehen und immer die richtige Entscheidung treffen können. Nur: Wird es dem armen Mann nicht langweilig, wenn er - okay, nun doch ein Satz zu den Bayern - eine Halbzeit lang über dem Gehäuse des Mainzer Torhüters Heinz Müller sitzen muss und der FC Bayern nicht ein Mal aufs Tor schießt? Er könnte vor lauter Langeweile stürzen. Außerdem droht ihm in dieser exponierten Lage ebenfalls Lebensgefahr - wenn Kevin Kuranyi am Spiel teilnimmt.

Eine andere Idee für mehr Fairness wird derzeit in Südamerika getestet. Sie stammt vom argentinischen Amateur-Kicker und Sportjournalisten Pablo Silva, der sich über einen vergebenen Freistoß in der 88. Minute und die damit verbundene Niederlage seines Vereins derart ärgerte, dass er kreativ wurde. Silva monierte, die Mauer wäre zwar vom Schiedsrichter korrekt positioniert worden, doch hätten sich die Schlingel der gegnerischen Mannschaft danach dem Ball bis auf drei Meter genähert.

Deshalb bekommen Schiedsrichter in Argentinien und Mexiko nun ein Spray in die Hand gedrückt. Bei einem Freistoß sprühen sie eine Linie aufs Feld, die von den Spielern in der Mauer nicht überschritten werden darf. Das Auf-den-Zehenspitzen-Vorrücken würde so entfallen, der korrekte Abstand von 9,15 Metern stets eingehalten werden. Nach wenigen Minuten - so die Garantie des Herstellers - verschwindet die Linie wieder vom Rasen. Eine sinnvolle Erfindung, die vor allem die Freistoßschützen begeistern dürfte.

Es ist jedoch nicht auszudenken, was passiert, wenn die Spieler diese Dose in die Hände bekommen. Mark van Bommel etwa könnte die gesamte Abwehrhälfte markieren und dem Gegner damit andeuten: "Hier Aua!", Luca Toni einen winzigen Punkt in den gegnerischen Strafraum sprühen, um seinen Aktionsradius klarzustellen - und Danijel Pranjic könnte eine Linie ziehen hinter dem gegnerischen Tor, um anzukündigen, wo seine Flanken landen werden.

Noch schlimmer wäre es indes, wenn die Fans das Spray verwenden. Sie würden bei den Spielen des FC Bayern nicht mehr nur gähnen oder pfeifen, sondern auf den Rasen sprühen, was sie davon halten. Das wäre derzeit jedoch kaum jugendfrei.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fußball: Debatte um Torkamera
:Drin oder nicht drin?

Ständige krasse Fehlentscheidungen im Fußball entfachen ein weiteres Mal die Videobeweis-Debatte. Andere Sportarten sind schon weiter.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: