Flügelflitzer: Bundesliga-Start:Post für Louis

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Stoiber, Klinsmann, Engel Aloisius: Zum Saisonbeginn mit Bayern München bekam Trainer van Gaal Post mit guten und weniger guten Wünschen. Irgendwie landete die aber bei sueddeutsche.de.

Stoiber, Klinsmann, Engel Aloisius: Zum Saisonbeginn mit Bayern München bekam Trainer Louis van Gaal Post mit guten und weniger guten Wünschen. Irgendwie landete die wegen eines unmöglichen Zustellfehlers jedoch bei sueddeutsche.de.

Edmund Stoiber (Foto: Foto: dpa)

Sehr geehrter Herr van Gaal,

Wenn Sie heute ... an der Grünwalder ... äh ... Säbener Straße trainieren, und dann wieder bei einem richtig interessanten Klub in eine andere Stadt wie Alkmaar, Amsterdam oder Barcelona mit drei Punkten Rückstand hineinstarten in die Champions League ... ohne Toni und ohne Ribéry ... dann werden sie hineinsteigen, direkt von ihrer Kabine im neuen Hochleistungstrainingszentrumtreffpunkt, in einen nachtschwarzen 7er BMW, äh, einen tiefroten Q8 Audi R6 natürlich, oder so.

Schauen Sie sich die Wagen von den Champions-League-Teilnehmern doch mal an in anderen Ländern als Bayern ... Volkswagen, Fiat, Land Rover ... da brauchen Sie schon alleine zehn Minuten, um den Kofferraum zu finden. Wenn Sie also von der Säbener Straße, ohne dass Sie Ihre dreckigen Schuhe noch putzen müssen, über die Grünwalder Straße auf der linken Spur über den Autobahnring in nur 25 Minuten zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen-Airport rasen, dann wachsen Sie näher an die Weltspitze heran, weil das ja klar ist, weil beim FC Bayern die Automobilhersteller und ehemaligen Ministerpräsidenten zusammenlaufen.

Gott mir dir, du Land der Bayern!

Ihr Ministerpräsident a. D. Vorsitzender des Verwaltungsbeirates des FC Bayern München e. V. Dr. Edmund Rüdiger Stoiber

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Dag Louis oude Kaaskop,

Die Niederländer Ruud van Nistelrooy, Michael Reiziger, Clarence Seedorf, Phillip Cocu und Ronald de Boer (v.l.) mauern bei einem Freistoß. (Foto: Foto: AP)

hoe gaat het met jou? Hier meldet sich Deine alte Holland-Connection aus Barcelona. Die Saison 98/99 war unser Jahr, erinnerst Du Dich? Im Zuge der "Oranje-Invasion" hast du uns alle acht in den Kader geholt, da haben sie ganz schön gekuckt, die knurrigen Katalanen. Aber hey, was soll's? Oranje boven, oder?

Ach ja, wo wir schon bei Fangesängen sind: Zonder Duitsland wij gaan naar de Wereld Kampioenschap ... oh, hot verdom, äh Mist, mit Dir kann man jetzt gar keine Witze mehr über den deutschen Fußball machen, seit Du da arbeitest. Mal ehrlich, bei Bayern spielen mit van Bommel und Braafheid nur zwei Holländer und der van Buyten spricht als Belgier ja etwas komisch - das kann doch nicht Dein Ernst sein! Das ist Unterhollandisierung, dagegen solltest Du schleunigst was unternehmen, Sportskameraad!

Wir schlagen deshalb vor: Du machst uns erst mal allen ein paar Jahreskarten für die Arena (nein, nicht die Amsterdamer ...) klar, und wir sorgen dafür, dass wenigstens auf den Rängen ein bisschen Nederlandse vrolijkheid vorherrscht. So mit Trompeten, Tulpen und Tralala und so weiter - Du kennst das ja aus Deinen Trainerstationen in Holland. Weißt Du, Louis, die Sache ist nämlich die, dass uns allen etwas langweilig ist, denn keiner von uns spielt ja mehr richtig Voetbal. Patrick war letztes Jahr in Lille noch der Einzige, aber auch der managt jetzt nur noch seinen Nachtklub im Hafen von Barcelona. Wir verbleiben fröhlicher Erwartung über Post aus München.

Also lieber Lederhosen-Louis, varwell!

Groetjes van dijn voormalig Spelers

(Ruud Hesp, Michael Reiziger, Winston Bogarde, Frank de Boer, Ronald de Boer, Phillip Cocu, Boudewijn Zenden, Patrick Kluivert)

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Lieber Louis,

wir sehen uns zwar fast jeden Tag, aber zu diesem feierlichen Saisonbeginn will ich Dir dennoch ein paar Worte schriftlich senden. Denn ich weiß nicht, wie ich Dir das persönlich, also praktisch Aug in Aug sagen soll. Also, was ich meine ist: Ich liebe Dich.

Also natürlich nicht in Wirklichkeit, also so wie meine Frau. Sondern so fußballerisch. Du musst wissen, und ich glaub, Du weißt es, dass ich eine schwere Zeit hinter mir habe. Ich habe mir doch tatsächlich eingeredet, meinen FC Bayern diesem Schwaben, dessen Namen ich nicht einmal mehr schreiben will, also meinen FC Bayern diesem blonden Amerikanisierer auszuliefern. Das war der größte Fehler meines Lebens. Wenn ich nur dran denke, zittern mir die Hände.

Jetzt bitte, oh Du mein Fußballlehrer, oh Du holländischer Taktikpapst, oh Du Anti-Amerikaner, rasier von mir aus den Timoschtschuk, schmeiß Pech und Schwefel auf die Pressefritzen, zieh den Luca aus dem P1 und sag dem Franz, dass er keine Ahnung von Fußball hat - aber verlier bitte NIE gegen Felix Magath. Okay?

Dein lieber Freund Uli

PS: Die angeklebte Bratwurst ist wirklich echt. Guten Appetit!

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Morgen Trainer,

wir wollten Ihnen nur sagen, dass wir froh sind, wieder einen echten Trainer an der Linie zu haben und keinen Manager. Echt cool!!! :-) Diesen ganzen Käse mit Buddha, Fremdsprachenkurse und Bibliotheken, den Büchern halt, und "jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser machen" hat doch eh keiner geglaubt. Wie soll das überhaupt gehen! Wir sind doch schon die Besten!

Hey Trainer, mit Ihnen hätt wahrscheinlich sogar Poldi kapiert, dass man bei Fußball auf dem Platz anders laufen muss als an der Playstation. Und vielleicht checkt sogar der Franck bald, dass ein Feld aus zwei Hälften besteht. Ne wirklich, die Vorbereitung hat echt Spaß gemacht, halt endlich wieder richtiges Training, so mit Flachpässen und Laufwegen lernen und mit nem Ko-Trainer, dem Hermann, der wieder so richtig Deutsch kann! Überhaupt stimmt's grad echt in der Truppe und wir schwören auch, dass wir nicht zu oft abends abhängen, damit die anderen Teams bald wieder die Ferngläser rausholen müssen.

Aber wehe, Sie setzen einen von uns auf die Bank!

Die Mannschaft i. A. Bastian Schweinsteiger, Luca Toni, Anatolij Timoschtschuk

PS: Von uns aus können wir Du sagen.

Lieber Herr van Gaal,

wie ich hörte, werden Sie künftig möglicherweise meine Diskothek P1 überwachen lassen. Ich weiß natürlich, dass manch einer Ihrer Fußballer in meinem Vergnügungstempel - ich persönlich bevorzuge ja den Ausdruck "Höhle" - eine neue Lebensgefährtin oder Ablenkung vom Bundesliga-Alltag sucht und verstehe als Unternehmer auch, dass Ihnen die nächtlichen Eskapaden Ihrer Spieler keineswegs egal sein dürfen. Aber wahrscheinlich ist Ihnen bereits bekannt, dass ein erklecklicher Prozentsatz meiner Gäste nicht nur selbstverliebte Schnösel sind, sondern auch überdurchschnittlich promigeil.

Deshalb wäre es eventuell für uns beide von Vorteil, wenn wir uns beispielsweise auf bestimmte Besuchszeiten einiger Spieler einigen würden, die ohnehin entbehrlich sind (Verletzte, Rekonvaleszenten, Luca Toni). Für meine russischen Stammgäste wäre zudem eine Stippvisiste ihres ukrainischen Neulings Anatolij Timoschtschuk interessant. Auch ließe sich die Lounge auf Bedarf in oranjefarbenes Licht tauchen oder auch ein alkoholfreier Gaal-Cocktail kredenzen. Ich bin da ganz offen. Vielleicht wollen wir mal in der Käfer-Schänke in der Prinzregentenstraße gemeinsam Ihren Trainingsplan durchgehen. Uli und Franz kennen den Weg.

Bis dahin verbleibe ich Mit freundlichen Grüßen Der Käfer-Michi

( Übersetzt aus dem Niederländischen, Anm. d. Red.)

Johan Cruyff (Foto: Foto: dpa)

Lieber Louis,

besser: Ich lass das Lieber weg. Wir wissen beide, dass wir uns nicht mögen. Also:

Louis,

Du glaubst, in München kannst Du aus meinem enormen, finsteren Schatten treten? Da irrst Du Dich. Da irrst Du Dich gewaltig! Du kamst schon als Spieler nicht an mir vorbei, dann habe ich veranlasst, dass sie Dich aus Barcelona verjagt haben. Du bist ein Nichts, ein Niemand! Nur ich, der große König Johan, ich bin der Größte! Und sag das ruhig noch mal dem Franz.

Es spricht für Deine Boshaftigkeit, dass Du jetzt ausgerechnet nach München gehst, in die Stadt meiner größten Niederlage. Das vergesse ich Dir nie! Ich habe schon meine Leute in den Gremien, Medien, Verbänden angewiesen, Dir bald die niederländische Staatsbürgerschaft zu nehmen. Ein falsches Wort und ... Dann kannst Du sehen, wo Du bleibst.

Und noch was: Die Idee, den Deutschen, noch dazu den Münchnern, eine holländische Spielkultur erklären und beibringen zu wollen, ist geradezu absurd.

Mit königlichen Grüßen,

Johan, der Einzige

Lieber Louis,

ich schreibe Dir, weil ich Dich ganz im Vertrauen warnen möchte. Nimm Dich in Acht bei diesem Job, er wird Dir alles abverlangen. Einem schlauen Schwabenfuchs wie mir war das natürlich von Anfang an klar, deshalb habe ich gleich zu Beginn meiner Tätigkeit mal ein paar Buddhas im Leistungszentrum aufgestellt. Wegen dem Karma und den guten Vibrationen und so, du weißt schon.

Dass Du die Bibliothek, die ich extra für die Spieler eingerichtet habe, abgeschafft hast, ist ein riskanter Schritt, lieber Louis. Die Jungs müssen sich doch auch außerhalb des Platzes weiterentwickeln, um jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Ich habe da immerhin die komplette SZ-Bücherreihe reinstellen lassen - hatte gehofft, der Luca oder der Franck würden sich mal a bissle mit Truman Capote oder wenigstens mit Edgar Wallace beschäftigen, aber die waren nie da, diese Banausen. Stattdessen immer diese Lady Gaga auf ihren iPods, wenn Du mich fragst ... aber mich fragt ja keiner mehr, weiß aber auch nicht warum.

Ich wollte halt eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, eine "Corporate Identity", aber wie ich sehe, stehst Du ohnehin mehr auf die Drill-Sergeant-Nummer, deshalb wohl auch Deine Begeisterung für den Bommel, oder? Wäre ja schon peinlich für mich, wenn Du aus den ganzen leistungsgebremsten Spielern aus meiner Zeit wie dem Daniel, dem Martin oder dem Michael doch noch mal was rausholst. Wie steh ich denn jetzt da?

Also Louis, leg Dir ein dickes Fell zu, vermutlich hast Du eh schon das eines Polareisbären, wenn man Deine Medienauftritte so sieht. Du hast ja das Glück, dass der Uli nicht mehr ständig auf der Bank rumwuselt. Schon komisch: Erst busselt der mich ab, wie die dicke Tante beim Familientreffen, dann schmeißt er mich einfach raus. Pass bloß auf, dass Du nicht auch auf Ulis Shitlist landest ... 14 Bundesligaspiele nicht gewinnen, überall ausscheiden und von dem Grafite zur Lachnummer degradiert werden - das solltest Du Dir nicht erlauben, mein Lieber!

Sei auf der Hut!

Mahlzeit, der Jürgen

Griaß eahna Gott, Herr van Gaal, oder Vanchahl, oda wia sie se hoaßn.

Erst amoi stell i mi vor: I hoaß Alois Hingerl, früher Dienstmann am Münchner Hauptbahnhof, heid bekannt als "Münchner im Himmel" und damit einzige Lichtgestalt der Stadt - nebam Franz. Aba den kennst ja scho. Und des oahne, des sog i da glei: Nur weilst Aloysius hoaßt, mei liaba, da brauchst ned glaubm, dass i di desweng glei mog.

Weil eigentlich hob i's mit eich Holländer gar ned. Eigentlich hob i de no nia meng, wenn de mit eahna ne Wohnwagn auf unsere Straßn hin und her fahrn wia de Damischn, nur damits, entschuldigens scho Herr Vanchahl, damits mit eahna ne Kaasköpf in unsern klaren Starnberger See neispringa kenna. Ja habt's ihr ned gnua Wasser bei eich da drobn?

Aba guad, Fuaßboi spuin, des könnts, des muaß ma eich lassn. Brauchst aba ned glaubm, dass Du desweng scho was bist bei uns. Gell, brauchst de gar ned aufführn wia da Kini Ludwig. Mia san zwar katholisch in Minga, aba wennst ned gwinnst, dann schick i da ein Halleluja in Dein Wohnwang nei, dass nur so rummst. Und beim Rummenigge drobn, da derfst dann frohlocken und Hosianna singa wia a Zeiserl. Und zum dringa kriagst dann a nix mehr, auf jeden Foi koa Bier ned.

Megn Holländer überhaupts a Bier?

Pfiat de,

Dein Engel Aloisius

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