Schwimm-WM:Am Ende Silber

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Kurs auf Platz zwei über 1500 Meter Freistil: Florian Wellbrock. (Foto: Sebastien Bozon/AFP)

Florian Wellbrock beendet die für ihn lange Zeit verkorkste Weltmeisterschaft in Doha mit Silber über 1500 Meter Freistil - und kann sich gut vorstellen, bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles weiterzumachen.

Von Sebastian Winter

Florian Wellbrock hat eine weitere Enttäuschung bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Doha verhindern können. Der 26-Jährige kam am letzten Tag der Titelkämpfe im Aspire Dome auf seiner Lieblingsstrecke über 1500 Meter Freistil, gewissermaßen dem Marathon im Becken, auf Platz zwei und sicherte sich damit nicht nur seine erste Medaille, sondern auch die Qualifikation für Olympia in Paris. Zuvor war der gebürtige Bremer, der in Magdeburg unter Bundestrainer Bernd Berkhahn trainiert, im Freiwasser über fünf und zehn Kilometer nur im Mittelfeld gelandet, im Becken über 800 Meter Freistil schied er bereits nach dem Vorlauf aus.

Wellbrock, der nach dem enttäuschenden Auftakt in Doha keine Interviews mehr gegeben hatte und auch sonst ziemlich abgetaucht war, schien erleichtert zu sein, als er auf der Bühne im Kreise des Trios, das aufs Podium geschwommen war, ein paar Sätze preisgeben musste: "Silber war sehr wichtig heute Abend, zumal nach dem verpassten 800-Meter-Finale." Später sagte er: "Die mentale Leistung, die ich heute gebracht habe, ist fast höher einzuschätzen als die körperliche Leistung." Wellbrock benötigte 14:44,61 Minuten für die längste Beckenstrecke, Gold gewann der Ire Daniel Wiffen, der das Rennen dominierte, lange auf Weltrekordkurs lag und schließlich mit über zehn Sekunden Vorsprung auf Wellbrock anschlug. Bronze holte sich der Franzose David Aubry. Sven Schwarz (Hannover) kam in 14:47,89 Minuten auf Rang sechs.

Olympische Spiele 2028 in Los Angeles? Kann sich Wellbrock gut vorstellen: "Ich lebe gerade irgendwo meinen Traum."

Hinter Wellbrocks Form hatten zuletzt viele Fragezeichen gestanden, mit Berkhahn hatte er in Magdeburg nach seinem merkwürdigen Einbruch im Becken bei der WM in Fukuoka im vergangenen Sommer einiges verändert. Damals war er nach seinen beiden Freiwasser-Goldmedaillen über 800 und 1500 Meter Freistil völlig überraschend jeweils bereits im Vorlauf ausgeschieden. Seither hat er das Krafttraining deutlich umgestellt, Berkhahn sagte vor der WM: "Florian hat an Muskelmasse und Maximalkraft zugelegt. Da kann ich aber noch nicht so richtig einschätzen, wie sich das auswirkt."

Wellbrock trainierte intensiv in den vergangenen Monaten, Pause hatte er kaum. "Wir haben über die Feiertage auch trainiert, an Heiligabend war ich auch im Wasser. Das sind dann die Einheiten, die nicht so viel Spaß machen."

Über die 1500 Meter Freistil hat Wellbrock seinen Spaß nun wiedergefunden - und bestätigte seine Mitfavoriten-Rolle für die Olympischen Spiele in Paris. Aufhören möchte der Freiwasser-Olympiasieger von Tokio auch danach nicht - sagte er jedenfalls der SZ noch vor WM-Beginn: "Auf keinen Fall. Ich lebe gerade irgendwo meinen Traum und kann mir gut vorstellen, auch noch bis 2028 weiterzumachen."

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