Finanzkrise bei Schalke 04:Spieler oder Stadion

Lesezeit: 2 min

Schalke 04 sollen zwischen 20 und 30 Millionen Euro fehlen. Zwei Wege aus der Finanzkrise werden diskutiert: der Verkauf von Spielern oder von Anteilen am Stadion.

J. Nitschmann und K. Ott

Bei Schalke 04 und im Umfeld des Fußball-Bundesligisten werden vor allem zwei Auswege aus der Finanzkrise diskutiert: der Verkauf von Spielern oder von Anteilen an der Stadiongesellschaft. Trainer und Manager Felix Magath werde nach Ende der Hinrunde "sicherlich Spieler in den Markt stellen", sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies kürzlich bei einem Treffen mit nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten.

Die Arena wird schon jetzt genutzt, um die Vereinskasse außerplanmäßig aufzufüllen. (Foto: Foto: AP)

Schalke sollen 20 bis 30 Millionen Euro fehlen. Trotzdem gilt Nationaltorhüter Manuel Neuer, für den englische Klubs über 20 Millionen Euro geboten haben sollen, gegenwärtig als unverkäuflich. "Der Manuel ist das Gesicht von Schalke", erklärte Tönnies im Landtag. "Ich müsste heulen, wenn wir den verkaufen würden." Der Revierklub hat vor und zu Beginn der neuen Saison kaum Transfererlöse erzielen können. Die bislang vorliegenden Angebote für Schalker Spieler liegen laut Tönnies wegen der Spekulationen um Schalkes Finanzprobleme "weit unter Marktpreis". Der Aufsichtsratschef kündigte jüngst an, er lasse sich aber "keinen Spieler unter Wert aus der Nase ziehen".

Des weiteren liegt der Vorschlag auf dem Tisch, einen Investor für die StadionKG zu suchen. Sie betreibt die weitgehend vereinseigene Arena auf Schalke, die 2008 knapp 1,3 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet hat. Für 2009 wird mit fast genauso hohem Gewinn gerechnet. Der US-Bankier Stephen Schechter, der dem Verein bereits eine Anleihe in Höhe von 75 Millionen Euro vermittelt hat, schlägt in einem als "streng vertraulich" gekennzeichneten Brief an Tönnies den "Verkauf von Aktien der StadionKG" vor. Das soll mehrere zehn Millionen Euro bringen.

Zuvor müsste Schalke nach Ansicht von Insidern die kleineren Anteilseigner der Stadion KG herauskaufen. Als weitere Kommanditisten werden in internen Unterlagen auch Aufsichtsratschef Tönnies und dessen Sohn, Schalke-Geschäftsführer Peter Peters, Ex-Manager Rudi Assauer, Ex-Präsident Josef Schnusenberg und eine Baufirma von Walter Hellmich, Klubvorstand des MSV Duisburg, genannt. Die Hellmich-Firma hat das Stadion errichtet.

Ausweichende Antworten

Schalke 04 antwortete auf eine Anfrage der SZ zu diesem Schechter-Vorstoß unter anderem, "die Stadion KG ist keine Aktien-, sondern eine Kommanditgesellschaft". Ansonsten hielt sich der Verein bedeckt. Die Arena wird schon jetzt genutzt, um die Vereinskasse außerplanmäßig aufzufüllen. Internen Papieren zufolge hat Schalke 04 zwei der StadionKG gewährte Kredite über 5,1 Millionen Euro vorzeitig gekündigt. Das Geld soll in Raten bis Mitte 2010 an den Klub zurückgezahlt werden.

Schalke 04 erklärte dazu, zwischen Stadion KG und Verein bestünden zahlreiche Verträge, "die alle ordnungsgemäß erfüllt werden". Auch die Frage, welche andere Lösungen neben der Schechter-Idee diskutiert werden, um die öffentlich bekannte Lücke von 20 bis 30 Millionen Euro bis zum Jahresende zu schließen, beantwortete der Klub ausweichend. Man habe für das laufende Geschäftsjahr keinerlei Zahlen veröffentlicht oder bestätigt: "Insofern kann es keine öffentlich bekannte Lücke geben."

© SZ vom 24.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: