Final-Schiedsrichter Pedro Proença:Selbst Faustschläge halten ihn nicht auf

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Die Saison begann für Pedro Proença äußerst turbulent: Ein Fan entdeckte den portugiesischen Schiedsrichter in einem Einkaufszentrum und schlug ihm zwei Zähne aus. Am Samstag darf Proença nun das Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Chelsea leiten. Die Münchner haben keine guten Erinnerungen an ihn.

Javier Cáceres, Madrid

Die Saison ist dann doch noch ganz gut zu Ende gegangen für Pedro Proença, sie hatte ja ziemlich turbulent begonnen. Im August hatte Proença seinen persönlichen Saisonstart wieder absagen müssen, wegen eines ziemlich unangenehmen Zwischenfalls.

Finalschiedsrichter in München: der Portugiese Pedro Proença. (Foto: dpa)

In einem Einkaufszentrum seiner Heimatstadt Lissabon, dem "Colombo", hatte ihn ein Fan des Rekordmeisters Sport Lisboa e Benfica erkannt und ihm nach einem Wortgefecht einen Faustschlag ins Gesicht verpasst. Proença verlor zwei Zähne. Nun darf er strahlen. Denn am vergangenen Sonntag bestätigte ihn die europäische Fußballunion als Referee fürs Champions-League-Finale zwischen Bayern München und dem FC Chelsea.

Dass Proença ausgerechnet von einem Benfica-Anhänger Prügel bezog, war einigermaßen überraschend. Kaum ein Schiedsrichter des ärmsten Landes der Eurozone geht mit seinen Präferenzen so offensiv um wie Proença, und der ist - richtig - bekennender Benfica-Fan. Das Problem ist, dass sie bei Benfica argwöhnen, dass die Neigungen Proenças dem Klub des großen Eusébios zum Nachteil gereichen.

Benficas Vereinschef Luís Filipe Vieira appellierte erst in dieser Saison wieder an Proença, bitte, bitte nie mehr Benfica-Spiele zu pfeifen. Das war nach dem Duell gegen den Rivalen im Meister-schaftskampf, den FC Porto, in dem Benfica quasi in letzter Minute unterlag - durch ein Abseitstor. "Er würde Benfica und dem portugiesischen Fußball einen großen Gefallen tun, wenn er keine Spiele von uns leiten würde", sagte Vieira.

Zwei Bayern-Niederlagen

Dass Proença als der beste Schiedsrichter gilt, den die Portugiesen zu bieten haben, ließe sich prima relativieren. Portugals Schiedsrichter-Zunft ist durch eine Reihe von handfesten und vermuteten Korruptionsskandalen in ein solches Zwielicht geraten, dass nicht viel dazugehört, die Nummer eins zu sein. Jedoch: Proença gilt auch unter objektiven Gesichtspunkten als guter Schiedsrichter.

Er ist eher unauffällig, physisch stets in guter Verfassung, diskret in seinen Gesten und erfahren. Proença hat mehr als 60 internationale Spiele geleitet, darunter 15 Champions-League-Partien. Er hat auch schon die Bayern gepfiffen, beide Male mussten sie Niederlagen hinnehmen. Im November 2009 leitete Proença in München das 0:2 gegen Girondins Bordeaux, vor gut einem Jahr warer beim 2:3 gegen Inter Mailand dabei.

Schiedsrichter wurde Proença vor rund zwanzig Jahren. Damals war er noch ein recht ambitionierter Handballspieler - bei Benficas Lokalrivalen Sporting Lissabon. Unmittelbar vor dem Sprung ins A-Team wollte ihn Benfica an eine Mannschaft aus Setúbal ausleihen, doch die Trainingszeiten des neuen Teams waren mit Proenças Studium nicht vereinbar. Referee wurde er, um sich fit zu halten. Mittlerweile ist er Finanzberater.

"Druck" oder seltsame Offerten seien ihm in seinem Leben als Referee nie untergekommen, sagte er einmal. Beides ergäbe auch gar keinen Sinn, weil er genug Geld verdiene, um Verlockungen zu widerstehen. Er sei eine "nicht korrumpierbare Person", denn er sei "vom Fußball in jeder Hinsicht unabhängig. Ich brauche ihn in keiner Hinsicht, im Gegenteil: Er kostet mich Geld und die Zeit, um mir ein anderes Vergnügen zu bereiten."

© SZ vom 19.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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