FC Bayern vor dem Triple:"Das ist viel, viel mehr als ein Pokalfinale"

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Arjen Robben (re.) und Bastian Schweinsteiger blicken schon wieder voraus. (Foto: Getty Images)

Nach der wilden Feierei in London ist der FC Bayern an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Noch hat das Training nicht die höchste Qualität. Doch der Verein ist sicher: Das ominöse Triple wird den Spielern schon gelingen.

Von Andreas Burkert

Arjen Robben ist kein Augenzeuge des betrüblichen Anblicks gewesen, er selbst ist vormittags im Fitnessraum nur ein wenig Rad gefahren. Aber der Holländer hat sich später in der Umkleide erzählen lassen, was da draußen auf der Trainingswiese des FC Bayern vor sich ging - oder eben nicht. Er habe gehört, erzählte er mittags vergnügt, "dass das Mannschaftstraining nicht die höchste Qualität gehabt hat". Wie das halt so ist nach einem Wochenende im Rauschzustand.

Um die Vertreibung des Restalkohols aus ihren Körpern haben sich die Champions-League-Gewinner des FC Bayern also gekümmert, als sie nun wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrten. Auch Robben, 29, hat sich schwer getan mit dem Kurbeltreten, obwohl der Siegtorschütze von London nach der Rückkehr am Sonntag früh kapitulierte und die Feierlichkeiten entgegen allen schlechten Vorsätzen einstellte: "Ich war um halb zehn im Bett, ich glaube, das liegt auch an meinem Alter - mit fast 30 schafft man das nicht mehr so."

Den Körper in Schwung bringen, das ist die eine Aufgabe, welche die Münchner nun zu bewältigen haben bis zu ihrem Saisonfinale, dem DFB-Pokal-Endspiel am Samstagabend. Das wird ihnen schon gelingen. Die andere lautet: Die Wucht der Eindrücke und Emotionen von Wembley zu verarbeiten und als Motivation in die Hauptstadt zu transferieren. Was so auf einen einprasselt, wenn man vor angeblich mehr als 63 Millionen europäischen Fernsehzuschauern - auf dem Globus sollen es insgesamt 200 Millionen gewesen sein - in der 89. Minute das entscheidende 2:1 gegen Borussia Dortmund erzielt, nachdem man ja bis dahin als begnadeter Seuchen- vogel des Weltfußballs galt, das weiß wohl niemand besser als Robben zu berichten.

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Das SMS-Fach in seinem Handy, sagt er, sei verstopft gewesen, "wenn du auf einmal so einen Titel gewinnst und schießt ein Tor, hast du plötzlich viel mehr Freunde". Mehr als diese flüchtigen Sympathisanten schätze er jedoch gerade jetzt "die, die letztes Jahr zu mir standen". Als es die Niederlagen gegen Dortmund und Chelsea gab und neben Bastian Schweinsteiger vor allem Robben die großen Treffer verpasste.

Der Holländer kann 60 Stunden nach Wembley erste Erkenntnisse über "diese verrückte Fußballwelt" vorweisen: "Du bist der Held, oder du bist das Arschloch."

Aus London sind die Bayern nun also als gekrönte Überflieger zurückgekehrt, aber das reicht ihnen noch nicht. Schon gar nicht ihrem Sportvorstand Matthias Sammer, 45, der seinen Auftrag mit dem Europacup-Triumph natürlich noch nicht erledigt sieht. So wie die Bayern vor einem Jahr dem da schon abgedroschenen "Finale dahoam" nachrannten - nach Sammers Ansicht in etwa so orientierungslos wie der Esel der Karotte am Stöckchen -, so mantrahaft ist seit Wochen von diesem ominösen Triple die Rede: der hierzulande noch unerreichten Dreifaltigkeit aus Meisterschale, Henkelpott und Goldpokal. Aber die Beschwörung des Triple-Gewinns stört Sammer nun überhaupt nicht. Er findet, dass genau das gelingen muss: "Diese historische Chance müssen wir jetzt beim Schopfe packen", das sagt Sammer nicht nur, das fordert er.

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Der Sportchef lässt ja in diesen Tagen nicht unerwähnt, dass ihn - sinngemäß - das Dozieren über die flachen Hierarchien im deutschen Fußball dieses Jahrzehnts gegen den Strich geht: Man habe die aktuellen Leitfiguren wie Kapitän Philipp Lahm, Schweinsteiger oder auch Manuel Neuer diese Saison sehr wohl zu Führungsspielern stark geredet. Robben ist übrigens von Sammer aufgefordert worden, so zu bleiben wie er ist. Über ihn und den Franzosen Franck Ribéry sagte er: "Sie sind keine Führungsspieler, sie sind Individualisten, sie dürfen Freigeister sein. Die Führungsrolle überfrachtet sie, das macht sie kaputt."

Mit dieser Mischung aus Leadern und Diven, findet Sammer, sei die Chance jetzt riesig, all die Idole aus der Generation Beckenbauer oder aus der Epoche der Kahns und Effenbergs zu überholen. Diejenigen eben, in deren Schatten die aktuelle Generation es mit ihren Versagensängsten ausgehalten habe. Berlin sei deshalb "viel, viel mehr als ein Pokalfinale, für diese Spieler, für diesen Klub" , sagt Sammer: "Sie können in die Phalanx der ganz Großen in diesem Klub aufsteigen. Sie können sogar fast an die Spitze treten." Darum geht es jetzt in Berlin, und das muss dann auch der VfB Stuttgart wissen, wenn er den Versuch unternimmt, erstmals seit 24 Jahren wieder ein Pokalspiel gegen die Bayern zu gewinnen. Die extremste Passhöhe auf dem Weg dorthin, und das ist nach Meinung Sammers der Unterschied zum Vorjahr, sei mit dem Coup von London genommen.

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© SZ vom 29.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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