FC Bayern:Tendenz: gewittrig

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Da ging einiges schief: Der FC Bayern gegen Liverpool. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern setzt mit einem 0:3 gegen Liverpool seine durchwachsene Vorbereitung fort.
  • Im Spiel um Platz drei beim Heim-Turnier geht es nun gegen Neapel.
  • Sportdirektor Hasan Salihamidzic sieht zum Einstand wenig Gegenwehr.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn, München

45 Minuten lang hatte es Hasan Salihamidzic auf seiner neuen Position ausgehalten - unscheinbar. Er hatte sich nicht gezeigt, und das war auch klug so gewesen, denn jetzt war zu sehen: Salihamidzic war zumindest von dem Gewitter über der Arena gut geschützt gewesen, seine helle Hose und sein hellblaues Hemd waren frei von Regentropfen. Und wer wollte, der durfte diesen sauber gebliebenen Salihamidzic als Zeichen dafür nehmen, was dem Spiel des FC Bayern an diesem Dienstagabend gefehlt hatte.

Der FC Bayern verlor sein Halbfinale im traditionellen Sponsoren-Sommerturnier gegen den FC Liverpool 0:3 (0:2), es war eine Partie, die sich fügte in die Vorbereitung des Titelverteidigers der Fußball-Bundesliga, eine Vorbereitung, die nur mit viel Wohlwollen als mäßig zu umschreiben ist. Die Partie war jedoch auch der erste Auftritt von Hasan Salihamidzic, den auch in seiner neuen Funktion als Sportdirektor des FC Bayern weiterhin alle "Brazzo" nennen. Und was dort auf dem Rasen geschah, das passte eben überhaupt nicht zusammen mit dem Mann, der das erste Mal auf der Bank saß, gleich neben Willy Sagnol; mit dem neuen Co-Trainer passte das Spiel übrigens auch nicht zusammen.

Die meiste Strahlkraft

Salihamidzic und Sagnol, das sind die beiden Zugänge des FC Bayern, die bisher am meisten Strahlkraft haben. Zwei Männer, die erinnern an eine Zeit, in der der Verein noch stark von seiner Mentalität lebte, von dieser in allen Spielern imprägnierten Gewissheit, eine Partie jederzeit noch drehen zu können. Zwei Männer, die erinnern an eine Zeit, in der der FC Bayern vielleicht nicht den schönsten Fußball der Welt spielte, in der er aber dennoch die Champions League gewann, 2001 war das.

Es ist eine Zeit, an die in dieser Vorbereitung bisher wenig erinnert; genauso wenig übrigens wie an eine gar nicht so ferne Zeit, als der Klub zuletzt die Champions League gewann, 2013 war das.

Der FC Bayern im Sommer 2017 dagegen ist eine Mannschaft, die sich, erstens, in der Vorbereitung befindet, und in der Vorbereitung hat noch keine Mannschaft die Champions League gewonnen. An diesem Dienstagabend gegen Liverpool zumindest stand da jedoch, zweitens, auch eine Mannschaft auf dem Rasen, der noch ein Gesicht fehlt. "Wir sind nicht als kompakte Einheit aufgetreten", sagte hinterher Thomas Müller, "Liverpool hat uns an der Nase herumgeführt, der Stachel sitzt tief." Erstmals spielten vor heimischem Publikum die Zugänge James Rodriguez und Corentin Tolisso, die wohl bessere Techniker sind als Sagnol und Salihamidzic. Sicher ist nur, dass sich Sagnol und Salihamdzic einen solchen Abend nicht hätten gefallen lassen, sie wären gerannt, hätten gegrätscht, hätten geschimpft, und niemand hätte gedacht, dass es sich nur um ein bedeutungsloses Vorbereitungsspiel handelt.

Und ganz bestimmt wäre keine Hose sauber geblieben. Der FC Bayern an diesem ersten Augustabend 2017 dagegen nahm sein Schicksal lange recht teilnahmslos entgegen. Das ging los in der siebten Minute: Tolisso verlor den Ball, Liverpool startete einen dynamischen, schnellen Gegenangriff, doch die Verteidiger des FC Bayern trabten gemütlich hinterher. Am Ende des Konters erzielte Sadio Mané die Führung. Das war auch das Muster, das dieses Spiels entschied: Liverpool lauerte, drängte den Gastgeber zurück, und wenn die Gäste den Ball hatten, ging es dynamisch und schnell. Und der FC Bayern trabte gemütlich hinterher.

Wirklich gefährlich wurde es im Strafraum des FC Liverpool in der ersten Halbzeit nur zweimal. Einmal grätschte Thomas Müller den Ball aufs Tor, traf dabei jedoch auch James, der kurzzeitig humpelte (38.). Beim anderen Mal war Gästetorwart Loris Karius der Ball bei der Annahme weggerutscht, er schlug ihn knapp vor der Torlinie noch weg (23.). Ansonsten war das Angriffsspiel des FC Bayern nur selten strukturiert, mal fehlte die Abstimmung, mal stimmten die Abstände nicht. Und so setzte sich das in der Defensive fort. Im Zentrum hatte der Gastgeber selten die Kontrolle, und auf den Außen, da trabte er meist gemütlich hinterher.

Liverpool, das Team von Trainer Jürgen Klopp, demonstrierte eindrucksvoll, wie dieser FC Bayern zurzeit zu überwinden ist: In der 34. Minute herrschte im Strafraum des Gastgebers große Verwirrung, Liverpool passte sich den Ball ruhig zu, baute ein kleines Kunststückchen ein. Den ersten Schuss von Alberto Moreno parierte Torwart Sven Ulreich noch. Doch dann durfte Mohamed Salah den Ball ungestört zum 2:0 über die Torlinie drücken.

In der zweiten Halbzeit nicht ganz so wehrlos

Im Finale trifft Liverpool nun an diesem Mittwoch (20.30 Uhr) auf Atlético Madrid, das auf gewohnt rustikal-ruppige Art 2:1 (0:0) gegen den SSC Neapel gewann; Kapitän Diego Godín sah in der 89. Minute die gelb-rote Karte. Das Spiel um Platz drei zwischen dem FC Bayern und Neapel findet um 17.45 Uhr statt.

In der zweiten Halbzeit sah der neue Sportdirektor Salihamidzic dann übrigens einen FC Bayern, der sich doch nicht ganz so wehrlos ergeben wollte. Der doch ein wenig kämpfte. Dem aber auch die Mittel gegen disziplinierte, lauernde Gäste fehlten. In der 83. Minute erzielte Daniel Sturridge mit einem frechen Lupfer das 3:0.

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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