Champions League:Rückkehr der Schwergewichte beim FC Bayern

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Präsent in der Luft und auf dem Boden: Der Münchner Innenverteidiger Javier Martínez (rechts) im Zweikampf mit dem im Rückspiel gesperrten Benfica-Stürmer Jonas. (Foto: DeFodi/imago)
  • Der FC Bayern tritt zum Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League bei Benfica Lissabon an.
  • Mit an Bord: Defensivspieler Javier Martínez und der ehemalige Präsident Uli Hoeneß.
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Von Claudio Catuogno, München

Stell dir vor, es ist Champions League, und der FC Bayern tritt in Bestbesetzung an. Das hat es lange nicht gegeben, umständehalber, das letzte Mal in London beim FC Arsenal - am 19. Februar 2014. Aber am Dienstagmittag sind alle Big Player wieder an Bord, der prominenteste Rückkehrer schlendert mit einer schwarzen Tasche in der einen und seiner Frau Susi an der anderen Hand durch das Terminal 2 des Münchners Flughafens - ein Foto hier, ein Autogramm da, kein Statement für die Presse -, ehe er die Sondermaschine LH 2570 nach Portugal besteigt.

Ob es dem FC Bayern hilft, an diesem Mittwochabend (20.45 Uhr) im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League bei Benfica Lissabon? Dass er wieder dabei ist? Der Münchner Sportvorstand Matthias Sammer hat dazu einen Satz gesagt, den Sportvorstände oft über Rückkehrer sagen, wenn auch eher selten über solche, die gar nicht aus der Rehaklinik, sondern aus dem Gefängnis zurückgekehrt sind: Schön, dass er wieder mit dabei ist, "er hat aber nicht die körperliche Fitness und Verfassung, um über 90 Minuten zu gehen".

Ein Scherz. Dabei ist Uli Hoeneß doch so fit wie lange nicht!

Matthias Sammer, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß, Pep Guardiola, Karl Hopfner, da sind jetzt also wieder ein paar Schwergewichte versammelt in der Delegation des FC Bayern. Selbst wenn Hoeneß offiziell nur als Privatier dabei ist - ob er bei den im November anstehenden Neuwahlen wieder nach dem Präsidentenamt greifen wird, hat er bisher nicht mitgeteilt.

"Es darf nicht den Hauch eines Ansatzes von Kritik geben", findet Sammer. Man wird sehen

Dass Hoeneß wieder zur Delegation gehöre, findet Sammer, zeige "die Wucht und die Kraft, mit der der FC Bayern in Lissabon auftreten will". Große Worte scheut Sammer traditionell nicht. Dass auch so eine Rückkehr in die Sondermaschine, auf die Ehrentribüne und aufs Mitternachtsbankett die üblichen Rückkehrer-Fragen aufwirft, davon darf man ausgehen: Wer hat welche Meinungsverschiedenheit mit im Gepäck? Wer will wessen Stammplatz? Was bedeutet das für die Stimmung? Aber über mögliche Positionierungen im Hintergrund spricht natürlich niemand offen. "Ich freue mich, dass er dabei ist", sagt auch Rummenigge, der Vorstandschef, über den prominenten Mitreisenden. "Es wäre schön, wenn wir nach einem Weiterkommen mit einem Glas Wein anstoßen könnten." Und das wäre ja auch wirklich schön. Jetzt darf es nur nicht am Weiterkommen scheitern.

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Das 1:0 aus dem Hinspiel ist da kein allzu großes Polster, oder, wie Rummenigge sagt: "kein Ruhekissen". Andererseits ist so ein 1:0-Vorsprung für einen FC Bayern natürlich auch kein so furchterregendes Ergebnis, "dass wir die Hosen voll haben müssten". Wenn die Münchner ein Tor schießen, würde ihnen selbst eine knappe Niederlage zum Weiterkommen reichen. In dem Fall dürfte es allerdings auch von Uli Hoeneß den Hauch eines Ansatzes von Kritik geben. Besser fürs Binnenklima in den finalen Saisonwochen wäre definitiv ein klarer Erfolg. Selbst Sammer hatte bei den jüngsten Pflichtaufgaben in der Liga ja "ein, zwei Prozent Lust, Gier, Leichtigkeit und Freude" vermisst, sich Kritik an der Mannschaft allerdings verbeten ("Es darf nicht den Hauch eines Ansatzes von Kritik geben, das hat die Mannschaft nicht verdient"). Was die Kontinuität der Ergebnisse angehe, sei der FC Bayern derzeit schließlich "einzigartig in Europa".

Damit das so bleibt, kommt jetzt auch noch ein anderer prominenter Rückkehrer ins Spiel. Ein eher stiller Charakter, der mit 40 Millionen Euro aber weiterhin der teuerste Transfer der Vereinshistorie ist: der im Hinspiel eingewechselte Javier Martínez. Laut Kapitän Philipp Lahm ein "exzellenter Innenverteidiger, der auch im defensiven Mittelfeld spielen kann", nach Ansicht anderer ein exzellenter defensiver Mittelfeldspieler, der auch in der Innenverteidigung spielen kann.

Oder besser: spielen muss. Denn auf dem Rasen ist der FC Bayern von seiner Bestbesetzung vor allem in der Abwehr weit entfernt: Weltmeister Jérôme Boateng wird schmerzlich vermisst nach seinem Muskelriss im Adduktorenbereich, soll aber demnächst zurückkehren, Holger Badstuber (gebrochenes Sprunggelenk) fehlt langfristig, und auch für Medhi Benatia kommt die Partie im Estadio da Luz nach seiner Muskelverletzung noch zu früh. Er hat zwar schon wieder mittrainiert, blieb aber in München.

Martínez , 27, war am Samstag erstmals seit Wochen wieder der Abwehrchef gewesen, beim 3:1 in Stuttgart - zentral in einer Dreierkette. Er ist nach einer Meniskus-Verletzung wieder fit. Da Benfica am Mittwoch auf seinen besten Angreifer Jonas verzichten muss (Gelb-Sperre) und in Raúl Jiménez (1,90 Meter) und Kostas Mitroglou (1,88) eher wuchtiger Ersatz bereit steht, dürfte Martínez (1,90) auch in Lissabon Guardiolas erste Wahl auf der Position sein. Martínez ist einer jener Spieler, denen Guardiola fast blind vertraut.

Eher nicht so toll findet er hingegen Serdar Tasci, im Winter für 2,5 Millionen Euro von Spartak Moskau ausgeliehen. Tasci hat diesen Wechsel nach München gerade als Fehler bezeichnet. Dass Matthias Sammer den ehemaligen DFB-Nationalspieler geholt hat, hat Guardiola dem Vernehmen nach nie verstanden. Die Bayern-Schwergewichte sind halt nicht immer einer Meinung, egal, ob Uli Hoeneß an Bord ist oder nicht.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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