FC Bayern - Oldenburg:Aus den Fingern geflutscht

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Keine Lust aufs Verlieren: Derrick Williams (rechts) stemmt sich gegen die erste Saisonniederlage der FC-Bayern-Basketballer, letztlich aber vergebens. (Foto: Andreas Burmann/imago)

Nach 19 Siegen in Serie verliert der FC Bayern erstmals in dieser Bundesliga-Saison: mit einem Punkt Differenz beim Tabellenzweiten in Oldenburg.

Von Ralf Tögel

Es ist passiert, der FC Bayern München hat in dieser Saison erstmals eine Partie in der Basketball-Bundesliga (BBL) verloren. Im Spitzenspiel beim Tabellenzweiten EWE Baskets Oldenburg unterlag der deutsche Meister nach einer nervenaufreibenden Schlussphase 82:83 (40:50). Dabei legte der Titelverteidiger den Grundstein zum ersten Misserfolg nach 19 Siegen in Serie in der gründlich verkorksten ersten Halbzeit, in der die sonst so defensivstarke Mannschaft gleich 50 Punkte kassierte. Auch in der Offensive fielen die Bayern mit einer miserablen Quote und einer bisher nicht gekannten Anzahl an leichten Fehlern auf.

Im Umkehrschluss zeigten die Gastgeber trotz ihrer kleinen Rotation eine leidenschaftliche und sehenswerte Leistung vor allem in den ersten beiden Vierteln, die Geschäftsführer Herman Schüller im Halbzeit-Interview bei Magenta Sport adelte als die besten, "die wir je gespielt haben". Die Gäste mussten den ersten Schreck schon beim Aufwärmen verkraften, als der Rücken von Nihad Djedovic derart zwickte, dass der Guard die Trainingskleidung erst gar nicht ablegte. Ausgerechnet Djedovic, der so etwas wie die personifizierte Konstante im Kader des Meisters ist, was für Offense wie Defense gilt. Damit musste Trainer Dejan Radonjic nach Regisseur Stefan Jovic, der wegen muskulärer Probleme im Hüftbereich erst gar nicht mitgereist war, auf den zweiten Spieler aus seiner üblichen Startformation verzichten. Dass sich seine Spieler aber davon derart aus dem Konzept bringen ließen, darf nicht als Erklärung gelten.

Die Halle war natürlich mit 6000 Zuschauern ausverkauft, schließlich wurde der bisher überragende Liga-Promi erwartet. In den ersten Minuten war auch viel Respekt zu spüren vor dem großen Kontrahenten, bekanntlich war der Meister ja ohne jeden Makel nach Niedersachsen gereist, hatte zudem im höchsten europäischen Wettbewerb mit beachtlichen Leistungen aufhorchen lassen, vor allem der Sieg gegen den Euroleague-Tabellenführer Fenerbahce Istanbul hatte bei der nationalen Konkurrenz Bewunderung ausgelöst. Doch nach den ersten Punkten durch Bayern-Kapitän Danilo Barthel fanden die Oldenburger schnell ihren Rhythmus, legten mit jedem Wurf ein bisschen mehr Ehrfurcht vor dem vermeintlich übermächtigen Kontrahenten ab. Philipp Schwethelm hatte mit zwei erfolgreichen Dreiern umgehend die passende Antwort parat, das 4:3 durch Petteri Koponen, mit 18 Punkten bester Münchner Werfer, sollte die letzte Bayern-Führung für lange Zeit gewesen sein. Schwethelm (15 Punkte) setzte seinem ehemaligen Klub in der ersten Halbzeit zu, zudem traf Vojdan Stojanovski (16) fast nach Belieben. Den Montenegriner hatten die Bayern offenbar nicht auf der Rechnung, so wie er durch ihre Abwehrreihe spazieren durfte. Oldenburgs hochgelobten Center Rasid Mahalbasic und BBL-Legende Rickey Paulding dagegen hatten die Gäste passabel im Griff; nur Spielmacher Will Cummings ließ sich beim Beweis seines großen Können nicht sonderlich stören, er war mit 20 Punkten bester Schütze auf dem Spielfeld. Die Bayern machten sich das Leben neben ihrer miserablen Abwehrleistung immer wieder mit unerklärlichen Fehlern schwer, mal verdribbelte sich Koponen, dann passte Vladimir Lucic den Ball zum Gegner, Robin Amaize ließ sich blocken oder Nemanja Dangubic flutschte das Spielgerät aus den Fingern. Nur Nelson Weidemann und Alex King blieben fehlerfrei, weil sie Coach Radonjic nicht mitmachen ließ. So sah sich der Favorit zur Halbzeit 40:50 im Hintertreffen.

Warum man die stark besetzten Bayern nie abschreiben sollte, zeigten sie aber nach der Pause. Neben Koponen hatte ganz offensichtlich Derrick Williams am wenigsten Lust auf die erste Saisonniederlage, der NBA-erfahrene Amerikaner riss das Spiel zusehends an sich. Nach drei Abschnitten hatten die Gäste schon auf sieben Punkte (60:67) verkürzt, und Williams höchstselbst stopfte den Ball nach einem Alleyoop-Anspiel von Dangubic zur 80:79-Führung durch den Oldenburger Korb. Zwischenzeitlich wurde es sehr still in der EWE-Arena, dann überschlugen sich die Ereignisse. Frantz Massenat traf per Freiwurf zum Ausgleich, zehn Sekunden waren da noch zu spielen. Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic hatte schließlich die entscheidende Eingabe: Er verlangte ein schnelles Foul (das Schwethelm dann an Koponen beging), um den letzten Angriff für sich zu haben. Zwar netzte der Finne seine Freiwürfe souverän zum 82:80 ein, doch mit der letzten Aktion kam Rickey Paulding an der Dreierlinie zum Wurf, er wurde von Williams regelwidrig geblockt - und versenkte nervenstark alle drei Freiwürfe zum Sieg.

Den Münchnern tut diese Niederlage fürs Erste nicht weh, sie bleiben Tabellenführer mit sechs Punkten Vorsprung vor Oldenburg. Die Niedersachsen haben der Liga etwas Hoffnung gegeben, dass gegen diese Bayern doch etwas möglich ist.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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