FC Bayern München:Entscheidung im August

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Nach einer enttäuschenden Saison liebäugelt Bayerns Mittelfeldspieler Anatolij Timoschtschuk mit einem Wechsel. Der Ukrainer glaubt nicht mehr daran, sich gegen Schweinsteiger und van Bommel durchsetzen zu können.

Johannes Aumüller

Bayerns Mittelfeldspieler Anatolij Timoschtschuk hat die nächsten Wochen schon genau durchgeplant. Am Sonntag endet der erste Trainingsblock der Münchner, dann stehen zehn Tage Erholung an, am 15. Juli beginnt Teil zwei der Vorbereitungsphase, inklusive der peu a peu eintrudelnden WM-Teilnehmer und einem Trainingslager am Gardasee - und Anfang, Mitte August will der 31-jährige Ukrainer über seine Zukunft entscheiden. Drei Vereine zeigen konkretes Interesse an Timoschtschuk, darunter nach Informationen von sueddeutsche.de ein Bundesligist und ein Klub aus der Serie A. "Natürlich wünschen sich Vereine, früher Klarheit zu haben, aber in meinem Fall geht es nicht anders" sagt Timoschtschuk.

Die Zukunft von Anatolij Timoschtschuk ist ungewiss. (Foto: ag.ap)

Ende April, kurz vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Olympique Lyon, hatte es bei der Frühgeburt seiner Zwillinge Komplikationen gegeben, die beiden Kinder mussten nach einer Not-Operation in den Brutkasten. Mittlerweile sind sie noch zur Beobachtung auf einer Kinderstation und geht es ihnen schon viel besser, wie der Ukrainer betont. "Die Familie spielt bei der Entscheidung natürlich eine sehr wichtige Rolle", sagt Timoschtschuk.

Sollte der Gesundheitszustand seiner Zwillinge einen Ortswechsel zulassen, ist ein Abschied nach nur einem Bayern-Jahr durchaus wahrscheinlich. Timoschtschuk glaubt, dass ihn der Klub auch ziehen ließe, denn der 94-malige ukrainische Nationalspieler hat eine persönlich wenig befriedigende Saison hinter sich. Anfangs stand er zwar noch in der Startelf, wenn auch nicht auf der präferierten Sechser-Position, sondern in einer ungewohnten Rolle im (halb-)rechten Mittelfeld - aber ab dem 14. Spieltag wurde der 11-Millionen-Euro-Einkauf dauerhaft auf die Ersatzbank verbannt. Ihm gelang es kaum, sich ins Bayern-Spiel zu integrieren, zwischenzeitlich gab Trainer Louis van Gaal sogar Andreas Ottl oder David Alaba den Vorzug vor Timoschtschuk. Der hingegen musste sich mit dem Lob begnügen, gemeinsam mit Angreifer Miroslav Klose im Training am meisten zu überzeugen.

Dass sich an dieser Situation etwas ändert, glaubt der Ukrainer nicht: "Im Fußball kann sich immer schnell alles ändern. Aber es ist sehr schwer, in die Startelf zurückzukehren. Es gibt einfach zwei Spieler, die der Trainer bevorzugt." Die Sicht des Niederländers auf den Fußball sei einfach anders als seine, klagte Timoschtschuk dieser Tage. Als er mit seinen Auftritten für Zenit St. Petersburg die Bayern-Verantwortlichen und den damaligen Trainer Jürgen Klinsmann überzeugte, interpretierte er die Sechser-Position defensiver als es in das van Gaalsche Fußballkonzept passt. Zwar schaltete er sich bisweilen in den Angriff mit ein, aber im Wesentlichen konzentrierte er sich auf seinen Job als Defensivchef, überzeugte er im Stellungsspiel und in den Zweikämpfen - war er aber, anders als nun Schweinsteiger, kein kreativer Taktgeber fürs Spiel nach vorne.

Sollte Timoschtschuk dennoch bleiben, gäbe es im defensiven Mittelfeld ein Überangebot. Neben dem gesetzten Duo Schweinsteiger/van Bommel stehen Danijel Pranjic, Alaba und Ottl im Kader. Ottl erklärte zwar, sich nach seiner Rückkehr aus Nürnberg nun durchsetzen zu wollen (siehe SZ-Interview vom 2. Juli), Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hatte ihn zuvor aber öffentlich für verkäuflich erklärt. Es gilt jedenfalls als wenig wahrscheinlich, dass die Münchner mit einem Sechser-Sextett in die neue Saison gehen.

© SZ vom 03.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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