FC Bayern in der Einzelkritik:Alaba schießt dahin, wo die Eule schläft

Der Verteidiger zwirbelt gegen Mainz einen Freistoß in den Winkel. Benjamin Pavard trifft in die Selbstzweifel hinein, Ivan Perisic macht Trainer Niko Kovac glücklich. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Kassierte in der ersten Halbzeit ein Tor, an dem er schuldlos war. Hielt auch mal einen Ball. Dann wurde es ruhiger um ihn. Ein Arbeitstag, wie ein Biergartenbesuch im Spätsommer: sonnig, gemütlich und ohne Aufregung.

Benjamin Pavard

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(Foto: Christof Stache/afp)

Startete als Rechtsverteidiger und startete - man kann es nicht anders sagen - absolut furchtbar in dieses Spiel. Lief neben Jean-Paul Boetius her wie ein Einlaufkind, als dieser das 1:0 für Mainz köpfte. Wirkte danach wie schon in den anderen Bayern-Spielen verunsichert und wacklig im Spielaufbau. Wenn es jemals ein Tor zum psychologisch günstigen Zeitpunkt gab, dann das 1:1 von Pavard per Aufsetzer-Seitfallzieher mitten in die Selbstzweifel hinein. Kann erstmal wieder durchatmen.

Niklas Süle

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(Foto: REUTERS)

Ist im Spielaufbau kein Mats Hummels - die Erhabenheit im ersten Pass ging ihm gegen Mainz ein ums andere Mal ab, manchmal spielte er ihn auch unbedrängt ins Aus, weswegen der Kollege Hernandez oft den Ball dynamisch nach vorne trug (siehe dort). Ist aber auch im Sprint kein Mats Hummels - was ihm bei jedem Mainzer Konter sehr zugute kam.

Lucas Hernandez

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(Foto: REUTERS)

Ging durch die Diego-Simeone-Kampfschule bei Atlético Madrid. Das sieht man in seinen Zweikämpfen - aber auch, wenn er den Ball am Fuß hat. Läuft damit so dynamisch nach vorne, dass sich ihm keiner in den Weg zu stellen traut. Trennt sich dann nicht früh genug vom Ball, aber das sind Details. Wenn man bedenkt, dass er sehr lange verletzt war und eher noch fitter wird, scheinen sich die Bayern da einen sehr guten Verteidiger geholt zu haben.

David Alaba

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Fußball hat so viele schöne Umschreibungen für das, was David Alaba in der 45. Minute gelang: Ins Kreuzeck schlenzen, in den Giebel nageln, in den Winkel flutschen, im Knick versenken oder wie der Brasilianer sagt: Dahin schießen, wo die Eule schläft. Warum auch immer. Heute beginnt in China die Basketball-WM und anlässlich dessen flutschte David Alabas Freistoß zum 2:1 so sanft ins Tor, wie ein Drei-Punkte-Wurf, der den Ring nicht mehr berührte. Ließ vor dem Mainzer 1:0 Ronale Pierre-Gabriel laufen, aber daran wird sich garantiert niemand mehr erinnern.

Joshua Kimmich

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Startete wieder auf der Sechser-Position, diesmal zusammen mit Thiago. Kämpfte in der ersten Halbzeit damit, dass Thiago oft nach vorne stürmte und tat sich schwer damit, Anspielstationen zu finden. Zu seiner Verteidigung: Er wurde bei dieser Aufgabe auch oft sehr allein gelassen. Dennoch fehlt ihm der eulenartige Rundumblick eines Xabi Alonsos, jedenfalls hat der Altmeister mit ungefähr der Hälfte des Kraftaufwandes das Spiel doppelt so gut sortiert. Was Kimmich allerdings nicht fehlt, ist Engagement. Kassierte wegen akuter Hitzköpfigkeit in der ersten Halbzeit Gelb und muss auch angesichts seines "Unfalls" beim Supercup in Dortmund (Stichwort: Ball mit den Stollen zurückziehen und dabei Sancho treffen) aufpassen, dass ihm nicht die Sicherungen durchbrennen. Muss insgesamt mehr Xabi Alonso wagen, wenn er auf der Sechs spielt.

Thiago

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Holprig in die Saison gestartet und in der vergangenen Woche in Gelsenkirchen verletzt ausgefallen. Hat weiterhin Startschwierigkeiten, kam erst besser ins Spiel, als er tiefer stand und Kimmich beim Spielaufbau helfen konnte (siehe dort). Wird in diesem Leben kein Torjäger mehr, was er eindrucksvoll bewies, als er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte den Ball völlig frei über das fast leere Tor drosch. Eigentlich total faszinierend: Thiago kann an guten Tagen einen Ball durch eine ballgroße Lücke an drei Verteidigern vorbeispielen - aber sobald die Pille in ein Netz muss, hat er die Zielgenauigkeit einer Schrotflinte.

Coutinho

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Spielte zum ersten Mal von Beginn an und direkt auf seiner Lieblingsposition vorne im Zentrum. Um alle Bayern-Fans direkt zu beruhigen: Man sieht bei ihm bei jeder Aktion an, dass er außergewöhnliche technische Fähigkeiten hat. Nimmt den Ball schneller und sauberer an, dreht sich mit dem Ball sehr viel fixer als ein normaler Bundesligaspieler und seine Schüsse nehmen Kurven wie Fahrgeschäfte auf der Wiesn. Dass beim Spiel gegen Mainz noch nichts Zählbares dabei herauskam, kann man getrost unter "Eingewöhnungszeit" abheften. Muss jetzt die Länderspielpause inklusive Reise in die USA überstehen und dann wird er noch für besondere Momente beim FC Bayern sorgen. Bis dahin läuft es ja auch so.

Kingsley Coman

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

In den ersten Bayern-Spielen der Saison oft der beste Mann auf dem Platz - diesmal, um das direkt zu sagen, war er das nicht. Aber dass er trotzdem in der ein oder anderen Situation den Mainzer Außenverteidiger Aaron stehen ließ wie einen akkuschwachen E-Roller und am Ende auch noch als Torschütze im Spielberichtsbogen stand (er hielt den Fuß in einen Kimmich-Eckball) spricht eher für ihn.

Ivan Perisic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Köpfte sein erstes Tor für den FC Bayern, worüber er vermutlich sehr glücklich war, weil er in der ersten Halbzeit eine Chance der Marke vergab: Sollte man eher nicht vergeben (er schoss frei von halblinks aus neben das Tor). Vermutlich war aber auch Niko Kovac sehr glücklich über das Tor, weil eine der wirklich zahlreichen Bayern-Flanken (diese kam von Pavard) ein Ziel fand. Perisic geht die Geschwindigkeit und die Dynamik des Stammflügelduos Gnabry/Coman zwar noch ab - aber die beiden hätten diesen Kopfball vermutlich nicht gemacht. Ging in der 67. Minute für Thomas Müller.

Robert Lewandowski

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hat gerade seinen Vertrag beim FC Bayern verlängert und zeigte mit jeder Aktion, dass sich das für den Klub auszahlen wird. Wirkt schon am dritten Spieltag bei 120 Prozent, wirft sich in jeden Zweikampf, als sei es das Champions-League-Viertelfinale, wirkt fit, austrainiert und in manchen Situationen blitzt bei ihm sogar der robbensche Wahnsinn durch. War jedenfalls auch noch auf das fünfte Tor heiß, was ja sein sechstes in dieser Saison war. Die ersten Journalisten haben schon angefangen, zu fragen, ob er die legendären 40 Tore von Gerd Müller angreifen kann. Wer ihn gegen Mainz beobachtete, der sah: Kann er. Ob es ihm gelingt, ist natürlich die andere Frage.

Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Kam in der 67. Minute für Ivan Perisic und musste registrieren, dass eben jener Perisic und auch Coutinho ihm vorgezogen wurde. Wird ihm vermutlich in dieser Saison noch häufiger passieren. Bereitete noch das Tor von Alphonso Davies und Lewandwoski vor.

Alphonso Davies

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Schoss tatsächlich schon sein zweites Bundesligator und tatsächlich schon sein zweites Tor gegen Mainz 05 (beim 6:0 im März). Gilt als Gewinner der Vorbereitung und wird immerhin mit solchen Einsätzen belohnt.

Michael Cuisance

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(Foto: AFP)

Wechselte von Gladbach nach München, um mehr Spielzeit zu bekommen. Bekam elf Minuten und blieb dabei unauffällig.

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