FC Bayern: Lukas Podolski:Gebrochen, aber frei

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Der scheidende Bayern-Stürmer Lukas Podolski hat sich arrangiert mit seiner Nebenrolle unter Trainer Jürgen Klinsmann. Sein Scheitern führt im Klub zu stiller Ratlosigkeit.

Andreas Burkert

Lukas Podolski lacht weiterhin sehr viel, sogar in München, und wenn ihn dort jemand nach einem Autogramm fragt, dann schreibt er eines. Podolski ist nicht nachtragend, nur wenn es immer wieder um seinen derzeitigen Trainer beim FC Bayern geht, kann er doch mal ungehalten werden. Ob Jürgen Klinsmann womöglich beleidigt gewesen sei über seinen Transfer zurück nach Köln zum Sommer, hat ihn jemand gefragt, und Podolski entgegnet barsch, man solle doch einfach den Trainer fragen. Sein Lachen ist nicht mehr da.

"Er hat gute Chancen für Samstag, weil er gut trainiert hat": Trainer Jürgen Klinsmann (l.) über Lukas Podolski, den er zuletzt nicht nominierte. (Foto: Foto: dpa)

Eine komplizierte Beziehung neigt sich da ihrem Ende zu, und wenn Podolski und die Bayern im Juni auseinander gehen, dürften beide diese Beziehung weiter hinten im Gedächtnis ablegen. Als großes Missverständnis. Sie passten vielleicht nicht zusammen, dieser große Klub und der kölsche Fußballprinz.

Doch diese Woche kommt Podolski sogar Klinsmann gelegen, denn die mutmaßliche Rückkehr des Stürmers in seinen Kader ausgerechnet zum Heimspiel am Samstag gegen Köln lenkt etwas ab von der Rückrundenbilanz mit zwei Niederlagen aus drei Partien. Das nächste Rührstück ist vielmehr avisiert, wie schon im Hinspiel in Köln (3:0), als Podolski eingewechselt wurde und in der Nachspielzeit ein Tor erzielte. Treffe er auch diesmal, sagt Podolski am Mittwoch, "dann werde ich nicht so ausgelassen jubeln wie gegen andere Mannschaften".

"Bin auch selbst schuld"

Aber noch ist Podolski, 23, ja nicht sicher dabei, obwohl sich der Vorstand und der Manager zuletzt für die Wiedereingliederung des Nationalstürmers ausgesprochen haben und Luca Toni auch am Mittwoch noch verletzt fehlte.

Podolski stellt dennoch keine Forderungen, nicht mehr, und fast klingt er in diesen Tagen, als habe ihn Klinsmann gebrochen mit seiner sonderbaren Art, über Monate seine Geringschätzung Podolski gegenüber mitzuteilen. "Am Ende muss der Trainer entscheiden", diese Höflichkeitsformel benutzt Podolski fünf-, sechmal; ebenso oft versichert er, "Vollgas geben" zu wollen. Wenn er denn spiele.

Es ist nicht mehr genau zu ermitteln, wann sich der frühere Bundestrainer Klinsmann und sein damaliger Auswahlstürmer Podolski entzweiten in der Münchner Fußballfirma, der zurzeit noch beide dienen. Schon nach der EM war ja aufgefallen, wie sehr Klinsmann nach der deutschen Endspielteilnahme seine künftigen Bayern-Profis lobte, Schweinsteiger und Lahm und Klose - ja sogar Jansen, den er dann bald zum HSV ziehen ließ. Nur Podolski, der drei Tore bei dem Turnier erzielte und nicht nur deshalb ein kompetenter Botschafter des Klubs war - sein Name fehlte.

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Wer beim Vorstand oder beim Manager nachfragt, was wohl zwischen Podolski und Klinsmann stehe, der vernimmt stille Ratlosigkeit. Der Trainer selbst sagt stets gelassen, Klose und Toni seien "eben gesetzt". Dass dies allein sportliche Gründe hat - Podolskis Leistung oder auch das für ihn eher ungeeignete (und um Ribéry arrangierte) System -, glauben in München nicht alle.

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Dort wird ebenso an Klinsmanns erstaunliches Gedächtnis erinnert; es vergisst angeblich nichts; oder es ist nachtragend, ganz wie man will. Dass Lukas Podolski vor der Saison seine Zukunftspläne "unabhängig vom Trainer" gestalten wollte, soll dem neuen Trainer Klinsmann jedenfalls wenig zugesagt haben. Wie auch die anschließenden Wortmeldungen über die Sehnsucht nach Köln und seine geringen Einsatzzeiten.

Podolski sagt, Klinsmanns Ansage nach der EM, Klose und Toni seien gesetzt im Angriff, fand er "enttäuschend, das hat nicht gut getan". Dass er auch anschließend oft übergangen wurde, habe ihn dann "nicht mehr überrascht". Wieso nicht? "Ich behalte das für mich", antwortet er, "man braucht nicht immer alles nach außen geben."

Er hat sich jetzt wohl arrangiert mit der Situation, Krankheiten und Rückenschmerzen hatten seine Situation ohnehin nicht verbessert. Doch die verbleibende Zeit bei den Bayern sorge ihn nun nicht mehr, "ich hab' weiter meinen Spaß", betont er. "Denn der Wechsel ist ja vollbracht." Er freue sich auf paar abschließende Titel "und ein paar schöne Trainingseinheiten".

Wenige Spiele in der Startelf

Samstag gegen Köln könnte er mal wieder spielen, er oder Leihspieler Landon Donovan ersetzen Toni, falls der Italiener ausfiele. Es wäre Podolskis 59. Ligaeinsatz im dritten Bayern-Jahr. Die wenigsten hat Klinsmann betreut, und Podolski weiß das sehr wohl. Nicht immer sei der Trainer schuld, räumt er ein, "bei Hitzfeld und Magath war es ja auch so".

Daran habe auch er seinen Anteil, "ich habe bestimmt selbst ein bisschen Schuld, denn es gab schon ein paar Spiele, die nicht so gut waren". Doch vermisst habe er eine "richtige Chance über einen langen Zeitraum", das Vertrauen in seine Stärken. In der vergangenen Saison kam Podolski nur auf sieben Einsätze von Beginn an, diese Saison waren es bisher vier; gleich zu Beginn, als es für die Bayern überhaupt nicht lief.

Und so wird Podolski im Juni gehen als gut gelaunter Unvollendeter, ein Fragezeichen auf zwei Beinen, von dem niemand genau weiß, ob es wirklich vor allem gegen Liechtenstein und Luxemburg trifft (wie Manager Uli Hoeneß manchmal lästerte, wenn ihm Podolskis Einstellung missfiel). Ob er sich künftig in Köln beweisen werde, wo doch alles auf ihn schaut? "Druck habe ich schon, seitdem ich 18 bin", sagt Podolski und schreibt dann fröhlich noch ein Autogramm auf einen Babystrampler. Er ist bedruckt mit dem Logo des 1. FC.

© SZ vom 19.02.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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