FC Bayern gegen Lazio:"Wir sind beide aufeinander zugegangen"

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Durch das 2:1 im Rückspiel gegen Lazio Rom zieht der FC Bayern ins Viertelfinale der Champions League ein. Das Thema des Abends ist aber die Beziehung zwischen Trainer Flick und Sportvorstand Salihamidzic.

Aus dem Stadion von Sebastian Fischer, München

Einmal sah er den Ball am Tor vorbeirollen, ein paar Mal fing er ihn. Einmal wäre Alexander Nübel, 24, tatsächlich fast ein unangenehmer Fehler unterlaufen, als ein Pass von ihm am eigenen Strafraum abgefälscht wurde. Einmal hielt er auch einen Ball mit dem Bauch - nach einem Schuss aus dem Abseits. Und am Ende musste er einen Kopfball aus nächster Nähe passieren lassen.

Es lag jedoch nicht an der sportlichen Brisanz des Spiels oder der Offensivstärke des Gegners, dass der Torwart des FC Bayern im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales gegen Lazio Rom im Blickpunkt stand. 4:1 hatten die Münchner das Hinspiel in Rom gewonnen, der souveräne Einzug ins Viertelfinale mit einem 2:1 (1:0) durch ein Elfmetertor von Robert Lewandowski (33.), einen Treffer des eingewechselten Eric Maxim Choupo-Moting (73.) und den erwähnten Kopfball von Marco Parolo (82.) am Mittwoch war also keine Überraschung mehr.

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Vielmehr bot das Spiel eine Gelegenheit, auch mal Ergänzungsspieler einzusetzen - zum Beispiel Nübel. Im Fall des im vergangenen Sommer vom FC Schalke 04 zum Rekordmeister gewechselten Keepers ist das deshalb ein Politikum, weil sich die Gerüchte hartnäckig halten, er habe eine vertraglich zugesicherte Einsatzgarantie für eine gewisse Anzahl an Spielen pro Saison. "Ich kenne keine Klauseln, die Spieler in ihren Verträgen haben", hatte Flick in der Pressekonferenz vor dem Spiel gesagt. Er treffe die Entscheidungen darüber, wer spielt: "Das ist meine Aufgabe, und da lasse ich mir auch nicht reinreden."

Neuer war leicht erkältet - also spielte Nübel

Für Klauseln und Verträge ist Sportvorstand Hasan Salihamidžić zuständig, und mutmaßlich vertritt er deshalb nicht nur über Einsätze von Torwart Nübel eine etwas andere Auffassung als Flick. In der Startelf fehlten auch am Mittwoch mal wieder jene Spieler, die Salihamidžić im vergangenen Oktober zur Kaderergänzung verpflichtet hat, Mittelfeldspieler Marc Roca zum Beispiel oder Rechtsverteidiger Bouna Sarr.

Die Bayern begannen vielmehr in Bestbesetzung, einzig mit dem zuletzt selten eingesetzten Lucas Hernández auf der Linksverteidigerposition. Nübel spielte, weil Nationaltorwart Manuel Neuer wegen einer leichten Erkältung im Kader fehlte. Es war sein dritter Einsatz für den Klub, nach einem Spiel im DFB-Pokal gegen den Fünftligisten Düren und einer Partie in der Champions League gegen Atlético Madrid, als in der Gruppenphase das Weiterkommen bereits feststand.

Was das alles für sein Verhältnis mit Salihamidžić, genannt Brazzo, bedeute, darauf wurde Flick schon vor dem Spiel am Sky-Mikrofon angesprochen. Schließlich könnte das ja Auswirkungen auf seine Zukunft als Trainer des FC Bayern haben - und damit auch auf seine mögliche Zukunft als nächster Bundestrainer. Flick sprach auf Nachfrage über seine, "unsere", Wunschtransfers, etwa über den Rechtsverteidiger Sergiño Dest oder den Angreifer Callum Hudson-Odoi, die nun beide nicht in München spielen. Er sagte auch: "Es ist zu lesen, dass Leroy (Sané) nicht mein Wunschspieler gewesen wäre, eher Havertz und Timo Werner. Ich hätte am liebsten alle drei. Das weiß Brazzo genauso. Wir haben uns alle auch für Leroy entschieden." In der Corona-Zeit sei es nicht ganz einfach für einen Sportdirektor, Spieler zu holen.

Choupo-Moting wird eingewechselt und trifft

Nach dem Spiel gab Flick noch einmal ein Beziehungs-Update: "Wir sind beide aufeinander zugegangen und haben es aus der Welt geschaffen, ganz im Sinne des Vereins." Es sei ein kurzes Gespräch gewesen, das am Mittwoch stattgefunden habe. "Beide sind wir, was das betrifft, auch sehr optimistisch für die restliche Saison, für die Zukunft von uns." Fürs Erste handelt es sich bei Flick und Salihamidžić also noch um zwei erfolgreiche Kollegen, die gemeinsam erneut im Viertelfinale der Champions League stehen. Wenn es noch Zweifel gab, dass diese Unternehmung auch nur leicht in Gefahr geraten würde, dann waren diese am Mittwoch sehr bald ausgeräumt.

Die Münchner kontrollierten das Spiel - und hatten vor dem Führungstor dazu die Mithilfe der harmlosen, trotz des großen Rückstands aus dem Hinspiel defensiv eingestellten Gäste: Vedat Muriqi riss Leon Goretzka im Strafraum um, den Elfmeter verwandelte Robert Lewandowski. Überraschend war daran vor allem, dass die Italiener nicht einfach nur gegen die Entscheidung protestierten, sondern Schiedsrichter Istvan Kovacs beinahe in voller Mannschaftsstärke bedrängten - natürlich ohne den erhofften Erfolg, ihn umzustimmen.

In der zweiten Halbzeit änderte sich am Spielverlauf wenig. Zunächst verpasste Lewandowski nach 67 Minuten das 2:0 mit einem Pfostenschuss. Sechs Minuten später traf dann Choupo-Moting nach einem Konter - und das passte auch zum Thema des Abends. Auch der Stürmer ist ja ein Oktober-Zugang, verpflichtet vom Sportvorstand. Salihamidžić stand nach dem Tor von der Bank auf - und reichte Flick die Hand zum Abklatschen.

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