FC Bayern:Kein prominenter Zugang - na und?

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Dem FC Bayern fehlt noch ein Zugang, der es auf die Titelseiten überregionaler Zeitungen schafft. Die Entscheidung Louis van Gaals, lieber jungen Spielern vertrauen zu wollen, wird sich als richtig herausstellen.

Jürgen Schmieder

Louis van Gaal wusste einen Moment lang nicht, was er sagen sollte. Nach dem Pokalspiel bei Germania Windeck hatte ihm ein Reporter mitgeteilt - nein, er hatte ihm eher vorgeworfen, dass van Gaal in die Geschichte eingehen könnte als der erste Trainer, der ohne Zugang in eine neue Saison geht. Der Vorwurf des Reporters war schon deshalb töricht, weil es in der Fußballgeschichte schon viele Trainer gab, die keine Spieler verpflichteten - und zum anderen, weil es gar nicht stimmt, dass die Münchner keine neuen Spieler im Kader haben.

Diego Contento verteidigt gegen Raúl: Trainer Louis van Gaal will dem Außenverteidiger in der kommenden Saison vertrauen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern hat in dieser Sommerpause keinen Cent ausgegeben für neue Spieler, dennoch hat sich der Kader seit dem Ende der vergangenen Saison verändert. Andreas Ottl, Edson Braafheid, Breno und José Ernesto Sosa sind von ihren kurzfristigen Leihvereinen zurück (wobei Ottl und Braafheid die Freigabezu einem Wechsel haben), als Ersatztorwart wurde Rouven Sattelmaier von Jahn Regensburg verpflichtet. Die Amateure Nicolas Jüllich und Maximilian Haas erhielten in den Vorbereitungsspielen gegen Schalke 04 und Real Madrid Einsatzzeiten bei den Profis. Und schließlich kam Toni Kroos nach 18 Monaten von Bayer Leverkusen zurück - der kostete zwar keine Ablöse, sein Marktwert beträgt laut transfermarkt.de jedoch zwölf Millionen Euro.

Freilich fehlt ein Zugang, mit dem sich die Titelseite einer Boulevardzeitung befüllen lässt. Felix Magath hat auf Schalke kürzlich den spanischen Stürmer Raúl präsentiert, in Leverkusen kickt künftig Michael Ballack, und Dieter Hoeneß würde in den kommenden Tagen gerne den ehemaligen Bremer Spieler Diego vorstellen. Der FC Bayern verzichtet noch auf einen schlagzeilenträchtigen Transfer - und handelt damit richtig.

Seit wann muss ein Akteur prominent sein und eine hohe Ablöse kosten, um einer Mannschaft helfen zu können? Vor der vergangenen Saison etwa verpflichtete der FC Bayern Mario Gomez, Anatoli Timoschtschuk und Danijel Pranjic für insgesamt 48,7 Millionen Euro. Die prägenden Zugänge waren jedoch der ablösefreie Ivica Olic sowie die Amateurspieler Thomas Müller und Holger Badstuber.

Die Elf von Louis van Gaal hat in der vergangenen Saison die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewonnen und das Finale der Champions League erreicht. Sie ist, so die Erkenntnis aus den Partien der vergangenen Wochen, eingespielt und kommt dem, was van Gaal als Idealfall bezeichnet, sehr nahe: Der Trainer kann verschiedene Akteure aufs Feld schicken, die Ordnung, die Kontrolle und die Spielfreude bleiben gleich. Der Transfer eines prominenten Spielers könnte natürlich Reizpunkte setzen, sich jedoch auch negativ auswirken.

Ein junger Spieler muss sich entwickeln dürfen und braucht das Vertrauen des Trainers, das hat Louis van Gaal schon in der vergangenen Saison immer wieder gepredigt. Damals meinte er Müller und Badstuber, nun spricht er von Diego Contento, der in der Vorbereitung als linker Verteidiger meist zu überzeugen wusste. Dennoch fordern nicht wenige gerade auf dieser Position die Verpflichtung eines neuen Spielers, gehandelt wurden Fabio Coentrao und Gregory van der Weil.

Van Gaal jedoch will dem jungen Contento vertrauen, wie er in der vergangenen Saison dem jungen Müller und dem jungen Badstuber vertraut hat. Das sagte er auch dem Reporter. Warum soll das die falsche Entscheidung sein?

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