FC Bayern in Leverkusen:Letzte Delikatesse

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Nach der betörenden Europapokal-Nacht in Manchester erwartet den FC Bayern gegen Leverkusen die letzte schwere Prüfung dieser Ligasaison.

Moritz Kielbassa

Louis van Gaal würde sagen: Der FC Bayern hat die "Chance kreiert", eine Saison für die Geschichtsbücher zu spielen. Nach der betörenden Europa- pokal-Nacht in Manchester (2:3) ist möglich, was selbst die ruhmreichen Münchner noch nie geschafft haben: Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Krone im selben Jahr - vulgo: das Triple. Für Mark van Bommel wären es im besten Fall sogar vier Titel in einer Saison, denn der Kapitän hat bereits den weithin unterschätzten Sprachpreis der Vrijen Universiteit Amsterdam errungen. Jury-Begründung: Van Bommel, 32, analysiere Fußballspiele fachlich fundiert, redegewandt und phrasenfrei.

Der Hobbytaktiker hat diese Auszeichnung verdient. Van Bommel erkannte bereits den sich anbahnenden Bayern-Aufschwung in dieser Saison, als viele noch Bauchgrimmen hatten wegen des ruppigen neuen Trainers: "Wir machen fußballerisch Fortschritte - nur die Ergebnisse fehlen", betonte der Mittelfeldchef im heißen Herbst mit der Geduld eines Gebetsmühlendrehers. Zudem erforscht van Bommel gerne das Wesen des Fußballs ("manchmal braucht man Arschlöcher"). Und er beherrscht die Kunst des ironischen Konterns nach unsinnigen Fragen ("Hast Du den Trainerschein?").

Kugelschreiber für Ribéry

Nach der Party in England und der Zwischenlandung am Donnerstag in Düsseldorf floskelte van Bommel aber doch mal: "Wir haben noch nichts gewonnen, zum Träumen bleibt keine Zeit", mahnte er vor dem Bundesliga-Hit in Leverkusen. Immer weiter, dieses Kahnsche Mantra umschrieb ja nicht nur die Energieleistung der Bayern in Manchester. Es ist auch das aktuelle Motto für ihr Frühjahrsfestival des Spitzenfußballs: Schalke, Manchester, Leverkusen - im Hecheltempo einer japanischen Reisegruppe reihen sie Höhepunkt an Höhepunkt. Nun also Samstag, 18.30 Uhr: Bayer 04, Heynckes, Kroos, Kießling, Dritter gegen Erster - die nächste Königsetappe für den möglichen 22. Meistertitel.

Vor dem Spiel bezogen die Bayern ein Kurztrainingslager am anderen Rheinufer, der 1.FC Köln stellte ihnen sein Geißbockareal und am Freitag sogar das WM-Stadion zur Verfügung. Altintop ist gesperrt, darüber hinaus hat van Gaal nicht verraten, ob er alle müden Stammkräfte mobilisiert für die letzte schwere Prüfung dieser Ligasaison. Das Restprogramm ist ja definitiv zumutbar (Hannover, Gladbach, Bochum, Hertha).

Bayer-Coach Jupp Heynckes nannte die Münchner Solisten Robben und Ribéry eine "Delikatesse für die Liga", dessen ungeachtet will er sie "im Kollektiv ausschalten" - was Manchester misslang. Robben stand bei seinem Volleytraumtor zum 2:3 im Rückraum ja so frei wie sonst nur gegen eine übernächtigte Kreisligaabwehr. Van Bommel witzelte überdies: "Wenn Arjen nochmal so schießen würde, finden wir den Ball nicht mehr."

Heynckes rekapitulierte spitz, die Bayern hätten in Old Trafford "aus dem Spiel heraus fast keine Torchance" gehabt. Das war beinahe ein kleines Psychospielchen, ein mind game, wie vom Kollegen Ferguson am Mittwoch mit der wundersamen Nominierung Wayne Rooneys. Die Bayern überstanden auch dies, und so wird nun bereits debattiert, welche Transfers sie demnächst tätigen. Ziel sei, "nicht die Kassenlage, sondern die Mannschaft zu verbessern", sagte Vorstandschef Rummenigge in der Hochstimmung nach dem Millionensieg bei ManU.

Für den begehrten Franck Ribéry läuft eine Charmeoffensive. Zum 27.Geburtstag am Mittwoch erhielt der Franzose beim Bankett im Hotel ein Geschenk mit Hintersinn. Präsident Hoeneß überreichte dem Filou eine Torte und einen edlen Kugelschreiber - fürs baldige Signieren eines neuen Vertrags.

© SZ vom 10.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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