FC Bayern in Katar:Jupp Heynckes lobt sich selbst und lässt Zukunft offen

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Zum Auftakt des Trainingslagers in Katar erklärt der Trainer des FC Bayern München, seine Mannschaft spiele den besten Fußball in der Historie des Klubs. Ob Jupp Heynckes vorhabe, über das Saisonende hinaus seine Arbeit fortzusetzen, weiß bislang aber nur seine Frau.

Jupp Heynckes hat zum Auftakt des Trainingslagers in Katar ein Plädoyer in eigener Sache gehalten. Der Trainer des FC Bayern stellte die aktuelle Münchner Mannschaft am Donnerstag sogar über die dreifachen Europapokalsieger von 1974 bis 1976 um Franz Beckenbauer. "Der FC Bayern hat solch einen modernen, attraktiven, zeitgemäßen Fußball noch nie gespielt in seiner ganzen Historie", sagte Heynckes im Rückblick auf die dominante Hinrunde des Herbstmeisters.

Im noblen Hotel Grand Heritage in Doha führte er seine Ansicht weiter aus: "Der FC Bayern hatte immer große Mannschaften und Erfolge, aber für mich ist das von der Hingabe, der Disziplin, der Organisation und vom Spiel nach vorne außergewöhnlich."

Ganz unbescheiden machte er in erster Linie seine eigene Arbeit für den Höhenflug in den vergangenen Monaten verantwortlich. "Das ist die Art, wie ich persönlich Fußball spielen lassen möchte. Als Trainer braucht man auch ein bisschen Zeit, um seine Ideen umzusetzen. Ich bin jetzt eineinhalb Jahren hier, man sieht, dass das Früchte trägt. Es gibt in der Liga nicht viele Mannschaften, die so arbeiten wie wir", sagte er.

Die Frage nach seinem Masterplan für die Rückrunde konterte er mit einem Seitenhieb auf die als innovativ geltende junge Trainer-Generation. "Masterplan ist mir zu dramatisch. Das haben die jungen Trainer heute, die Konzept- und Laptop-Trainer, die gekommen und gegangen sind in der Liga. Die machen so was." In Doha aber hat sogar Heynckes eine Veränderung ins Programm aufgenommen. An einigen Tagen sind drei Einheiten angesetzt, obwohl er davon eigentlich "nicht so viel hält". In diesem Wintercamp zählt in Doha ein Ausdauerlauf von 45 Minuten morgens um 7.45 Uhr zum erweiterten Arbeitspensum für Kapitän Philipp Lahm und Co.

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Bilder aus Katar

Ob er vorhabe, über das Saisonende hinaus Trainer des FC Bayern zu bleiben, dazu äußerte sich der 67-Jährige nur schwammig. Er bestätigte, dass er beim bisherigen Terminplan bleiben wolle, und sich erst im März mit den Machern des Klubs über seine Zukunft unterhalten wolle. Er verriet aber, dass er sich mit seiner Frau "schon darüber unterhalten" habe. Eine Tendenz war aus den Worten von Jupp Heynckes nicht abzuleiten. Doch der Ruf nach größerer Wertschätzung für seine Arbeit war unüberhörbar.

Dass die ungeklärte Zukunft für Unruhe sorgen könnte in der Rückrunde glaubt Heynckes nicht. "Die Spieler lassen sich davon nicht beeinflussen, dass es noch ein bisschen einen Schwebezustand gibt", sagte er. Er werde jedenfalls seine "Arbeitsweise nicht ändern".

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Allerdings gab er wiederholt zu erkennen, dass ihn die Arbeit als Trainer des FC Bayern viel Kraft koste. "Der Job als Cheftrainer beim FC Bayern ist sehr intensiv, wenn man den Beruf mit Leidenschaft, Hingabe und Enthusiasmus ausfüllt, kostet das auch Substanz." Allerdings sei wichtig, "mit Freude bei der Arbeit zu sein und positive Dinge herauszuziehen. Das ist bei mir so. So wie wir im letzten Jahr Dinge vorangebracht haben, das hat mir großen Spaß gebracht."

Klarer äußerte sich Heynckes zu den Ambitionen der Bayern, die nach zwei titellosen Jahren nach Erfolgen regelrecht lechzen. Dabei habe die Meisterschaft "Priorität", unterstrich der Coach: "Man spürt, dass das alle wollen, die Spieler haben einen unbändigen Hunger." DFB-Pokal (im Viertelfinale gegen Dortmund) und Champions League (Achtelfinale gegen FC Arsenal) lasse man auf sich zukommen, "obwohl ich auch da optimistisch sein kann".

Seine Spieler seien am Mittwoch "hochmotiviert" nach Katar gekommen. "Die Mannschaft ist vereint und hat ein großes Ziel vor Augen. Der Teamgeist ist außergewöhnlich", sagte Heynckes. Dass dieser Zusammenhalt in der Rückrunde gefährdet werden könnte, wenn Spieler wie die lange verletzten Arjen Robben oder Luiz Gustavo in die Mannschaft drängen, glaubt er nicht: "Da wird es keine Probleme geben. Wir haben sehr viele Spiele, ich werde das so gestalten, dass wir am Ende der Saison noch Substanz haben."

Die sommerlichen Bedingungen in Katar mit Temperaturen um die 25 Grad und die Verhältnisse auf dem weitläufigen Trainingsgelände nannte der Bayern-Coach optimal. "Das ist das Beste, was ich mitgemacht habe." Für die Spieler sei vor allem ein "Wohlfühlfaktor" gegeben: "Sie gehen von der Terrasse raus und stehen 50 Meter weiter auf dem Trainingsplatz."

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