FC Bayern in der Einzelkritik:Ribéry wehrt sich mit dem Ellbogen

Der Franzose bleibt dennoch auf dem Platz, Mats Hummels wird ausgepfiffen, Thomas Müller trifft wieder. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Filippo Cataldo

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Hatte mehr zu tun, als ihm lieb sein konnte. Musste außerhalb des Strafraums retten, an der Strafraumlinie, im Strafraum, auf der Torlinie. Die Rettungstaten gerieten souverän. War der größte Leidtragende der allgemeinen Unentschlossenheit der Münchner, was sie denn nun mit diesem Spiel anfangen sollten. Als die sich dann dazu entschlossen, die Partie zu gewinnen, hatte er nichts mehr zu tun.

Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

Ließ sich zu Beginn etwas anstecken von der allgemeinen Unentschlossenheit der Münchner. Muss sich vielleicht noch daran gewöhnen, dass sein neuer Trainer Carlo Ancelotti auch zufrieden ist, wenn der Gegner öfter als zwei-, dreimal in 90 Minuten den Ball hat. Konnte sich nicht entscheiden, ob er mit dem Fuß oder mit dem Kopf zum Ball und in den Zweikampf mit Shinji Kagawa gehen sollte. Entschied sich dann für eine mittelhohe Flugeinlage, in der er komplett am Ball vorbeiflog und Kagawa zu einem Schuss einlud, den der freilich weit neben das Tor setzte. Fing sich dann aber, trug nicht zur allgemeinen Härte auf dem Feld bei und war ziemlich oft am Ball.

Javi Martìnez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der einzige Innenverteidiger der Münchner, der nicht bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde. Hat ja auch nie für Borussia Dortmund gespielt. Trug einiges zur allgemeinen Ruppigkeit auf dem Platz bei, hielt seine Stollen so lange in den Knöchel von Gonzalo Castro, bis er endlich die gelbe Karte kassierte. In seiner Kernkompetenz, dem Verteidigen, weder unsicher noch sonderlich sicher. War wohl schlicht nicht eingespielt mit Hummels. Der ist ja erst seit neun Trainingstagen wieder in München.

Mats Hummels

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(Foto: AFP)

"Ich muss rechts rum, ich muss rechts rum", wiederholte er immer wieder, als er aus dem Bus stieg. Schaffte es dann tatsächlich, unfallfrei in die Gästekabine zu kommen. Wurde dann aber beim ersten Ballkontakt ausgepfiffen. Beim zweiten, dritten und bei allen weiteren auch. Es ist halt schwer, als Ex-Dortmunder nach Dortmund zurückzukehren. Wirkte ein wenig eingerostet, nicht ganz so beweglich wie sonst, nicht immer ganz sicher, nicht immer mit der letzten Konsequenz am Werk. Hatte letzte Saison noch Pierre-Emerick Aubameyang als Mitspieler, musste jetzt lernen, wie schnell der sein kann. Steigerte sich im Verlauf des Spiels etwas, wird aber froh gewesen sein, dass Carlo Ancelotti es nicht als Frevel ansieht, wenn seine Mannschaft keine dreistellige Ballbesitzquote anstrebt. Musste darum nicht allzu viele Pfiffe ertragen. Schubste zehn Minuten vor Schluss Julian Weigl ein bisschen, verschaffte sich so den Raum, um auf Thomas Müller zu köpfeln, der dann zum 2:0 einschob.

David Alaba

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(Foto: dpa)

Kämpfte. Wohl mehr als ihm lieb war. Grätschte. Wohl mehr als ihm lieb war. Aber: Er, der so gerne im Mittelfeld zaubern würde, gab wieder einmal einen guten Außenverteidiger ab. Zum Zaubern wäre er angesichts der Dortmunder Anfangsdominanz ohnehin nicht gekommen. Als er dann in der 26. Minute einmal zaubern durfte, weil der BVB ihn durch den Strafraum spazieren ließ, vergaß er allein vor dem Tor Roman Bürkis, dass zum Toreschießen auch Schüsse gehören. Kämpfte danach wieder, vielleicht mehr als ihm lieb war. Aber vorbildlich.

Xabi Alonso

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(Foto: dpa)

Spielte sich im Strafraum in der Anfangsphase den Ball vom Oberschenkel an den Arm. Sah nicht sonderlich elegant aus, doch den von den Dortmundern reklamierte Elfmeter konnte der Schiedsrichter wegen dieser Aktion nicht geben. Tat sich zunächst etwas schwer, ganz alleine die Mitte dichtzumachen gegen die Dortmunder Sprinter.

Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ihm ist relativ egal, ob der Trainer nun auf annähernd dreistellige Ballbesitzquoten abfährt, ihn als hängende Spitze, Mittelstürmer oder auf dem rechten Flügel einsetzt. Müller kann weder "an der Linie kleben" noch seine Laufwege erklären. Spielte darum rechts, links, im Mittelfeld, ganz vorne, kurz vor der eigenen Verteidigung. Er rieb sich auf, gestikulierte wild, trieb seine Mitspieler an. Einmal tunnelte er seinen früheren Mitspieler Sebastian Rode, was allein deswegen lustig aussah, weil beide irgendwie schon währenddessen grinsen mussten. Zehn Minuten vor dem Ende wurde er selbst wieder zum Torjäger. Die EM ist vorbei, gut so.

Thiago

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(Foto: AFP)

Hat den Ballbesitzfußball quasi mit der Muttermilch aufgesogen, musste am Samstag zunächst öfter in die Zweikämpfe gehen, als ihm lieb ist. Was sicher nicht die Schuld Ancelottis war, sondern an seinen Mitspielern lag, die den anfänglichen Dortmunder Sturmläufen nicht viel entgegenzusetzen hatten. Je länger das Spiel dauerte, desto öfter durfte er dann an den Ball, auch bei ruhenden Bällen. Das gefiel sicher nicht nur ihm.

Arturo Vidal

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(Foto: dpa)

Hat lange in Italien bei Juventus gespielt, wo sie auf Ballbesitz oft ungefähr so viel geben wie Pep Guardiola auf gezieltes Krafttraining. Rannte das Mittelfeld hoch und runter, ohne viel am Ball zu sein, scheiterte in der ersten Halbzeit binnen Sekundenbruchteilen zweimal, einmal an Torwart Roman Bürki, dann an sich selbst (38.). In der zweiten Halbzeit scheiterte er binnen Sekundenbruchteilen erst an Bürki, um dann im Nachfassen das erlösende 1:0 zu machen. Ein Tor des Willens. Humpelte kurz darauf mit einem lädierten Fuß vom Platz.

Franck Ribéry

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

War maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Spiel ein hart umkämpftes wurde. Suchte zunächst unermüdlich das Eins gegen Eins, aber eben auch das eins gegen zwei und eins gegen drei, wohl vergessend, dass ein Duell Ribéry gegen drei Dortmunder nicht immer gut ausgehen muss für Ribéry. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Als er dann einmal den Zweikampf mit Felix Passlack, dem Jüngsten auf dem Platz, suchte, wurde er von Passlack gehalten. Ribéry revanchierte sich mit einem doppelten Ellenbogenschlag, einem unabsichtlichen und dann einem doch recht absichtlichen. Für die Tätlichkeit gab es nur Gelb. Glück gehabt. Doch danach wurde das Spiel ruppig - und Ribéry wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen.

Robert Lewandowski

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam gar nicht in die Verlegenheit, in seinem früheren Heimstadion für Torgefahr zu sorgen. Die Dortmunder schirmten ihn gut ab, er musste immer wieder auf die Flügel ausweichen. Da kam er dann zwar zu ein wenig Ballbesitz, aber nicht zu Torchancen. In der zweiten Halbzeit kam er nicht einmal mehr zum Ballbesitz.

Kingsley Coman

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(Foto: Ina Fassbender/dpa)

Spielte früher schon unter Ancelotti bei Paris Saint-Germain, kam damals über den Status des Supertalents nicht hinaus, war aber auch erst 17. Kam für Franck Ribéry, spielte ein wenig mit, ohne das Spiel noch irgendwie prägen zu können.

Joshua Kimmich

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Durfte unter Guardiola in der Rückrunde praktisch immer spielen, sei es als Innenverteidiger oder im Mittelfeld. Schaffte es so zur EM und hat darum noch ein wenig Trainingsrückstand. Kam für den angeschlagenen Vidal, kann sich über seinen ersten Supercup freuen. (Archivbild)

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