FC Bayern in der Einzelkritik:Raufende Stuntmen

Thomas Müller zeigt erneut oberbayerische Tugenden, Philipp Lahm ist wieder im Volllastmodus und Rafinha rettet mit dem großen Onkel. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Maik Rosner, Leverkusen

Manuel Neuer

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(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Hatte zuletzt gegen Gladbach einen ungewohnten Flutschfinger präsentiert, zeigte in Dortmund kurz vor Schluss gegen Marco Reus aber, was wirklich in seinen Fingern steckt. Ließ nun erneut erahnen, dass der Flutschfingermodus eine Ausnahme bleiben wird. Befand sich gegen Leverkusen vor allem im Karim-Bellarabi-Modus. Sah zunächst zwei Versuche des Nationalmannschaftskollegen, brauchte aber nicht einzugreifen, da Bellarabi jeweils zu hoch zielte. War dann aber in der 65. Minute erstmals ernsthaft gefordert, als Bellarabi auf ihn zulief. Stellte sich entschlossen in den Weg und wehrte den Ball ab. Hielt später Bellarabis kernigen Flachschuss fest. War nun eindeutig ohne Flutschfinger unterwegs. Hatte auch noch Zeit für den Nebenjob Libero. Bat den Schiedsrichter vor dem Elfmeterschießen, die Kapitänsbinde abstreifen zu dürfen. Durfte und hielt gleich den ersten Elfer gegen Josip Drmic.

Medhi Benatia

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(Foto: Jonas Güttler/dpa)

Zeigte schon im Spielertunnel bei der Begrüßung der Gegenspieler die Lässigkeit eines Luxushotel-Portiers. Achtete sehr auf die Etikette, machte auf dem Platz aber rasch deutlich, dass er Annehmlichkeiten auch sehr bestimmt verweigern kann. Hatte allerdings auch mal einen kleinen Flüchtigkeitsfehler im Programm. Musste nach 33 Minuten angeschlagen runter. Der Oberschenkel zwickte.

Jérôme Boateng

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(Foto: AFP)

Ist von Pep Guardiola nicht nur als einer der drei besten Innenverteidiger der Welt gelobt worden, sondern durfte auch noch ein fünffaches Top des top, top, top Trainers in seine Vita eintragen. Führt nun zumindest in dieser Disziplin Guardiolas Hitlisten an. Sammelte weitere Pluspunkte in der internen Beliebtheitsskala, weil er gewohnt seriös seinen Abwehrdienst verrichtete.

Dante

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(Foto: AP)

Seit dem 1:0-Sieg in Dortmund weiß die Welt, dass Guardiola gerne 1000 Dantes hätte, was angesichts der Personalprobleme natürlich verständlich ist. Zeigte nun ohne seine 999 Klone, dass er wertvoll für die Münchner sein kann, zum Beispiel mit seiner gut getimten Grätsche im Strafraum gegen Julian Brandt. Strahlte Ruhe aus, was ihm nur bei den Kontern der Leverkusener zuweilen als Makel ausgelegt werden konnte. Wird seine Geschwindigkeitsdefizite nicht mehr ablegen können und langte dafür auch mal robust zu. Hatte sich an diesem Tag aber für einen der besseren der 1000 Dantes entschieden.

Rafinha

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(Foto: AP)

Rettete gleich zu Beginn einmal in höchster Not gegen Julian Brandt und führte dabei die Rafinha-Rolle auf. Kugelte nach seinem wagemutigen Sprung in Brandts Schussbahn so formschön durch den eigenen Strafraum wie ein Stuntman. War danach nicht mehr so spektakulär unterwegs, aber engagiert. Hatte nur noch eine halbwegs spektakuläre Szene, als er den kleinen Mann mit dem großen Onkel gab. Lenkte Karim Bellarabis flache Hereingabe kurz vor Ablauf der 90 Minuten mit dem großen Zeh entscheidend vor dem einschussbereiten Brandt ab.

Philipp Lahm

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(Foto: AFP)

Ist als Kapitän durch die diversen Absenzen schon wieder im Volllastmodus. Spielte zum zweiten Mal binnen vier Tagen von Beginn an. Musste dabei erkennen, dass er bis zur Topform noch ein bisschen braucht. Schob sich die Bälle im Aufbau mit Xabi Alonso gewohnt akkurat zu, hatte aber auch mal einen ungewohnten Ballverlust im Programm, als er sich an einem Dribbling versuchte. Verließ das Spielfeld Mitte der zweiten Halbzeit nicht nur, weil er einen Tritt abbekommen, sondern auch Kräfte gelassen hatte.

Xabi Alonso

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(Foto: dpa)

Begann auf seiner gewohnten Position im defensiven Mittelfeld und gab dort ebenso gewohnt den Ballverteiler. Musste nach einer halben Stunde wegen Medhi Benatias Ausfall aber zuweilen in einer Doppelrolle auftreten. Rutschte nicht nur im Aufbau, sondern auch im Spiel gegen den Ball auf die zentrale Position zwischen Jérôme Boateng und Dante zurück und mimte phasenweise den zentralen Verteidiger. Hat allerdings wie Dante Geschwindigkeitsdefizite, weshalb er einmal bei einem Konter Karim Bellarabi kurzerhand umriss, um nicht stehen gelassen zu werden. Wurde aber noch nicht einmal verwarnt. Hofft wahrscheinlich noch mehr als Trainer Pep Guardiola, dass Benatia und Holger Badstuber bald wieder richtig fit sind, auch wenn er später wieder eindeutig als Mittelfeldspieler zu identifizieren war.

Juan Bernat

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(Foto: REUTERS)

Ist seit David Alabas Verletzung wieder als Stammkraft integriert und knüpfte nun ungefähr da an, wo er in der Hinrunde über weite Strecken bei seinen Dauereinsätzen aufgehört hatte. War fleißig, lauffreudig und meist aufmerksam. Zeigte dabei auch knackige Antritte und in der Verlängerung noch einen kraftvollen Abschluss. Hatte nur ab und zu das Nachsehen gegen Karim Bellarabi, der an seinem 25. Geburtstag wohl auf den Tortengenuss verzichtet hatte. Anders war die Warp-Geschwindigkeit wohl kaum zu erklären, mit der er Bernat zuweilen enteilte. Was man diesem nur bedingt vorwerfen konnte. Ordentlicher Auftritt, wenn auch keiner der Güteklasse Alaba.

Thomas Müller

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(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Bekam nun Unterstützung durch Mario Götze bei der Aufgabe, Robert Lewandowski zu unterstützen. Fiel dabei mehr auf als sein Unterstützungspartner auf der linken Seite und hatte zwischendurch sogar die bis dahin beste Chance des Spiels. Konnte Juan Bernats Flanke im Strafraum sogar annehmen, schoss danach aber Torwart Bernd Leno an. War danach gewohnt umtriebig, aber nur selten so auffällig wie bei seiner Großchance, einmal abgesehen von einer oberbayerischen Raufeinlage in der Verlängerung.

Mario Götze

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(Foto: AP)

War durch Bastian Schweinsteigers lädierte Sprunggelenkkapsel in die Startelf gerutscht und verursachte dadurch auch taktische Umbauten. Trat aber nur selten so deutlich in Erscheinung wie bei einem Kopfball, der neben das Tor flog. Hoffte offenbar, dass seine Zeit mal wieder in der Verlängerung kommt. Die kam auch nach einer Rafinha-Flanke, aber Götze war nicht im WM-Final-Modus und trat den Ball mit dem Schienbein ans Außennetz.

Robert Lewandowski

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(Foto: AFP)

Hatte gegen Borussia Dortmund aufgezeigt, dass es mindestens einen Bayern-Profi gibt, der durchaus von den Ausfällen der Solisten Arjen Robben und Franck Ribéry profitieren kann. Dieser Bayern-Profi heißt Robert Lewandowski. War nun wieder als robuster Wandspieler bei den langen Bällen gefragt und raufte sich dabei nach Herzenslust mit seinen Widersachern. Hatte auch mehrere Abschlüsse, agierte dabei aber nicht so konsequent wie zuletzt in Dortmund, vielleicht auch, weil es nun schon wieder etwas enger zuging. Hatte nun ja nicht nur Thomas Müller als Unterstützung an die Seite gestellt bekommen, sondern auch Mario Götze. Fühlt sich beim Raufen offenbar wohler, wenn er nahezu auf sich allein gestellt ist.

Sebastian Rode

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(Foto: AFP)

Kam in der 33. Minute für den angeschlagenen Medhi Benatia und zeigte gleich einmal mit einem Schuss ins Gesicht von Roberto Hilbert, dass auch er durchaus ungemütlich werden kann. Entschuldigte sich artig. Setzte danach seinen giftigen und soliden Stil fort, verzichtete aber auf Gesichtsschüsse.

Thiago Alcântara

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(Foto: Frank Augstein/AP)

Ersetzte in der 68. Minute Philipp Lahm und kam damit wie schon bei seinem Comeback in Dortmund für die Schlussphase. Musste dann aber auch die Verlängerung durchhalten. Streichelte und liebkoste den Ball, konnte aber keinen entscheidenden Akzent mehr setzen. Einmal abgesehen von seinem übermotivierten Kung-fu-Sprung gegen Stefan Kießlings Brust, der danach angeschlagen raus musste. Hätte dafür auch Rot statt Gelb sehen können - wenn nicht müssen. Trat dann den entscheidenden Elfer ins Tor.

Holger Badstuber

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(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Löste Jérôme Boateng für die letzten Minuten der Verlängerung ab. (Archivbild)

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