FC Bayern in der Einzelkritik:Boateng wärmt sich auf fürs Höllenspiel

Der Innenverteidiger gibt ein zunächst hölzernes Comeback. Manuel Neuer verbringt den Nachmittag mit Tauben. Und Thomas Müller sendet Hinweise an den Trainer. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Manuel Neuer

1 / 12
(Foto: dpa)

Betrat die Arena in frühlingsblauer Klamotte und stellte zufrieden fest, dass auf der Gegenseite kein Fummler vom Format eines Saul Niguez mitspielte. Stellte leider auch fest, dass es gegen Gladbach ging - gegen die Borussia flutscht ihm ja gerne mal einer durch. Begrüßte mit einem missglückten Abschlag den Kollegen Boateng zurück, in dem er ihm den Ball in den Rücken bolzte und verdiente sich damit mindestens eine Bierduschen-Challenge. Kickte hinten ein bisschen mit, verdingte sich als Frühlingsjogger und hatte Zeit, ein Taubengrüppchen auf dem Rasen zu studieren. Hätte den Vögeln etwas über Bier und Haarpflege erzählen können - er ist ja neuerdings Werbebotschafter für Shampoo. Beim 1:1 chancenlos - Bierdusche vertagt.

Rafinha

2 / 12
(Foto: Getty Images For MAN)

Ist in Sachen Saul unschuldig, er war ja nicht dabei. Und überhaupt: Dem hätte er was erzählt, diesem Saul! Wurde von Guardiola als Gute-Laune-Bazi in die Startelf beordert, schließlich winkte ja Feier-Schabernack am Ende der Partie. Nutzte seine Position auf der rechten Seite dazu, sich erst einmal ausgiebig zu sonnen - angesichts des Münchner Frühsommers nicht die schlechteste Idee. Warf sich nach der Pause gewohnt munter ins Getümmel, spitzelte hier und da dazwischen und bereitete sich innerlich aufs Bierduschen vor. Aber die blieb aus. Sowas Dummes!

Medhi Benatia

3 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ist in München ein Unikat: Kann als streng gläubiger Moslem mit Weizen aus Humpen wenig anfangen, weshalb ihm wohl die Rolle des großen Bruders zugedacht sein sollte: Der, der am Ende alle heimfährt. Fungierte diesmal neben Boateng und Tasci als Teil einer Ochsenabwehr, die es im Ernstfall zukünftig selten geben dürfte. Hatte mit den flinken Gladbachern so seine Probleme, verspekulierte sich im Timing und wandelte folgerichtig auch beim 1:1 jenseits vom jedem. Brachte die Meute dann immerhin nach Hause, als es brenzlig zu werden drohte. Stößt auf der Meisterfeier in einer Woche dann mit den Kollegen mit einem Chai an.

Serdar Tasci

4 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kennt Bierduschen aus vergangenen Tagen beim VfB Stuttgart (Meister 2007), wo er mal ein richtiger Häuptling war. Ist inzwischen ein eher nüchterner Vertreter seines Fachs und froh, überhaupt mal zu spielen. Schlich sich trotzdem wie ein Geheimagent nach vorne und darf sich rühmen, mit seiner Fummelei bei Müllers 1:0 immerhin mitgeholfen zu haben. Agierte leider auch Sachen Tempo und Wucht ein wenig unter dem Radar, was die Münchner Defensive mitunter in die Bredouille brachte. Wird bei den Bayern kein Häuptling mehr, darf aber in Kürze mal wieder zünftig einen heben - Meisterfeiern kennt er ja.

Jérôme Boateng

5 / 12
(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Seine Rückkehr nach 20 verpassten Spielen konnte nur eines bedeuten: Guardiola wollte, dass er sich nach seinem Muskelbündelriss für das Höllenduell gegen Atletico warm spielt. Begann sein Comeback ein wenig hölzern und spielte ein paar Fehlpässe, wie man sie von ihm zuletzt im vergangenen Jahrzehnt gesehen hatte. Kämpfte sich mit seinen Gigantenschritten hinein ins Spiel und deckte auch ohne großen Aktionsradius mehr Räume ab als eine ganze Ochsenabwehr zusammen. Dann war vorzeitig Schluss, für ihn kam Alaba und es blieb die Erkenntnis: An diesem Boateng sollen die Sauls dieser Welt am Dienstag erstmal vorbeikommen!

Sebastian Rode

6 / 12
(Foto: REUTERS)

Kennt die Startelf ja eher aus dem Fernsehen, aber diesmal gab ihm Guardiola ("Rode ist mein favourite Player in der Mannschaft") sein Placet. Führte sich mit einer saftigen Grätsche gegen Wendt ein und musste feststellen, dass der Schiedsrichter für sowas kein Placet übrig hatte (Gelb!). Konnte bei allem Bemühen nicht verbergen, dass er am Ball kein Thiago oder Alonso ist. Ging nach der Pause auf Tauchstation und tat wenig dafür, mit Eigenwerbung auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht ist er ja bald der favourite Player von Ancelotti.

Joshua Kimmich

7 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mit 21 gerade so im Biertrinkeralter und folgerichtig so etwas wie der kleine Bruder auf der großen Party. Kennt Meisterschaften bisher nur aus dem Fernsehen, was ihn beim FC Bayern ebenso zu einem Unikat macht (weitere Unikate: Costa, Coman und bald auch Hummels). Agierte für einen kleinen Bruder ungemein forsch, saugte die Bälle an wie ein Magnet und leitete sie mit Schärfe durch die Linien weiter. Als das Spiel immer mehr zum Freizeitkick verkam, war er einer der wenigen Münchner Esprit-Verleiher. Darf sich zur anstehenden Meisterschaft mindestens einen Energie-Drink genehmigen - kennt er ja aus seiner Zeit in Leipzig.

Juan Bernat

8 / 12
(Foto: REUTERS)

Nach seinem unglücklichen Auftritt als Slalomstange bei Sauls Schmankerlsolo erneut mit Startelf-Lorbeeren bedacht. Agierte auf links brav wie ein Internatsschüler, der mit hochprozentigen Feiergelagen so gar nichts am Hut hat. Seine Schüchternheit hielt ganze 46 Minuten an, dann schüttelte er plötzlich seinen Gegenspieler Traore ab, als ginge es um die Pole Position bei der Bierbeschaffung. Zeigte schließlich eine Volleygranate, für die es im Internatssport Stubenarrest geben würde. War am Ende froh, dass kein Saul in Sicht war.

Kingsley Coman

9 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Gäbe es eine Meisterschaft in der Disziplin Übersteiger - er stünde längst als Titelträger fest. Tanzte mit einem Lauf von "saulischer" Qualität gleich mal die halbe Gladbacher Mannschaft aus und nötigte dem Publikum eine Runde warmen Applaus ab. Wuselte immer wieder ins Zentrum, wo es aber zuging wie beim Biergartenaufgalopp am Chinesischen Turm. Verhedderte sich immer öfter und musste feststellen: Übersteiger sind was Schönes, aber manchmal auch ein bissl brotlos.

Mario Götze

10 / 12
(Foto: AP)

Ein Titel war ihm schon vor diesem Spiel sicher: Der des teuersten Bankdrückers in der Geschichte des FC Bayern. Durfte sich diesmal von Beginn an austoben, es ging ja auch "nur" gegen Gladbach. Zeigte Wackler, Streichler und allerlei Feinheiten, aber nichts davon war wirklich 37 Millionen wert. War mit zunehmender Spieldauer immer weniger zu sehen, wirkte geradezu unbeteiligt und hatte seinen auffälligsten Moment in der 62. Minute: Da trabte er für Thiago vom Feld.

Thomas Müller

11 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wo Weißbier in Sicht ist, gilt der kategorische Imperativ: Müller oder nix! In Madrid von Guardiola folgenschwer geschnitten, diesmal als vorderstes Feierbiest im Einsatz. Wird in diesem Fußballerleben kein Saul mehr, aber das ist bei ihm ja wurscht. Der Müllerthomas dribbelt nicht, er köpfelt lieber mit einem geschickten Kullerball das 1:0. Mehr Statement in eigener Sache geht eigentlich kaum. Stocherte und werkelte danach in gewohnter Manier und gab somit eindeutige Hinweise an den Trainer ab: Ohne den Identitätsstifter Müller, das geht nicht. Das wusste schon Louis van Gaal. Und das Weißbier? Ja mei, dann nächste Woche.

Thiago, David Alaba und Douglas Costa

12 / 12
(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Thiago: Eigentlich gilt bei Guardiola ja: Thiago oder nix! Und so darf man seinen verspäteten Einsatz diesmal durchaus als Maßnahme der Schonung betrachten. Kam für Götze, streichelte ebenfalls ein wenig den Ball und bereitete sich innerlich darauf vor, beim nächsten Mal gegen Saul nicht nur unbeteiligt die Arme zu heben. David Alaba: Als er kam, wurde es laut. Das lag daran, dass für ihn Boateng vom Feld ging, den das Volk gebührend feierte. Und Alaba? Ist ja auch ein Feierbazi, deshalb eine top, top Einwechslung von Guardiola. Douglas Costa: Durfte auch noch mitmachen und sich ein wenig für Atletico warmdribbeln.

© sz.de/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: