FC Bayern in der Einzelkritik:Boateng führt einen seltsamen Tanz auf

Der Verteidiger wirkt gegen Besiktas einige Male orientierungslos. Javi Martínez schleicht bedenklich schlaff über den Platz und Thomas Müller narrt seine Gegner. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Istanbul

Sven Ulreich

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(Foto: AFP)

Der FC Bayern hatte einen Newsletter zum Spiel geschickt, mit der Überschrift: Bayern gewappnet für einen "heißen Tanz". Ob Sven Ulreich zum Tanzen zumute war, ist nicht bekannt. Heiß war ihm sicherlich nicht, denn der Wind wehte ganz schön frisch ins Stadion von Besiktas. Und viel bewegen musste er sich erst in der zweiten Halbzeit. Tat das wie inzwischen gewohnt sehr gekonnt, auch wenn ihm beim 1:2 der Ball unter dem Körper durchrollte.

Rafinha

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(Foto: AFP)

Kennt sich aus mit heißen Tänzen, ist schließlich Brasilianer. Von Samba war allerdings weit und breit keine Spur in Istanbul und so verlegte sich der Verteidiger auf die eher deutsche Gabe des Verwaltungsfußballs. Kann das gut, hat seit 2015 auch einen deutschen Pass. Raffte sich zu einem Flankenlauf auf, der zum Eigentor und 2:0 führte. Sah Gelb.

Jérôme Boateng

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(Foto: REUTERS)

Während die Mitspieler über das 1:0 jubelten, führte er eine seltsame Polka mit Doc Müller-Wohlfahrt auf. Der riss und zerrte am Spielfeldrand am Verteidiger herum, dass man Angst um diesen Hünen bekam. Wirkte einige Male arg orientierungslos im Abwehrverhalten, sah noch vor der Pause Gelb und ist nun bei der nächsten Verwarnung für ein Champions-League-Spiel gesperrt. Vielleicht hätte ihm jemand sagen sollen, dass Besiktas zu diesem Zeitpunkt sieben Tore brauchte für ein Weiterkommen.

Mats Hummels

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(Foto: AFP)

An ihm zerrte niemand herum, dennoch bisweilen genauso orientierungslos wie Kollege Boateng. Sah auch Gelb, als Gegenspieler Vágner Love ein - Obacht! - heißes Tänzchen mit ihm aufführte. Verließ zur Halbzeit den Platz.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Jupp Heynckes hatte ihn tags zuvor noch ausführlich gelobt. Er sei wieder auf dem Weg zur Glanzform von 2013, hatte der Trainer gesagt. Zeigte auf dem Platz Ansätze, die das bestätigen. Viele Antritte nach vorne, einer davon führte zum 3:1. Verlor vor dem 1:2 aber so kläglich den Ball, als hätte er in dem Moment Magengrimmen aufgrund eines schlechten Döners gehabt.

Javi Martínez

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(Foto: AFP)

Ihm war am deutlichsten anzumerken, dass es zu Beginn des Spiels schon 5:0 stand. Schien sich selbst oft unschlüssig zu sein, ob er nun ernsthaft ins Duell gehen soll, oder doch lieber mit halber Kraft. Schlich bisweilen bedenklich schlaff über den Platz. Hätte sich wohl lieber eine Bauchtanz-Show drüben im Stadtteil Beyoglu angeschaut. Seine Zweikämpfe im Mittelfeld fehlten den Bayern, das mussten die Verteidiger hinter ihm ausbaden. Er hatte wohl geahnt: Es reichte diesmal auch so.

Arturo Vidal

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Der einzig mögliche Tanzpartner für den kampfeslustigen Chilenen wäre der kampfeslustige Chilene Gary Medel gewesen. Doch weil Besiktas mit einer B-Elf antrat, spielte Medel Verteidiger und damit weit weg von Vidal. Der hatte manchmal so viel Platz auf dem Spielfeld wie kein Mensch sonst in dieser wuseligen Stadt hat. Leitete so das 1:0 ein.

Thiago

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Begabter Tänzer mit Ball. Wackelte gleich ein paar Türken aus, die das aber gar nicht lustig fanden und fortan rustikal gegen den Wackler vorgingen. Entwischte den Gegenspielern beim 1:0 und versenkte den Ball per Dropkick ins Netz. Musste bald darauf ausgewechselt werden mit Schmerzen im linken Fuß. War darüber so wütend, dass er Stutzen und Schienbeinschützer in die Ersatzbank schleuderte. War gerade erst von einer Verletzung zurückgekehrt.

Thomas Müller

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Führt ja stets seinen eigenen, schiefen Tanz auf. Hatte zu Beginn mal wieder Szenen so fern jeden Taktgefühls, die ihn aus jeder Gruppe fliegen lassen würden. Natürlich wie immer ein Scheinauftritt, denn kaum lachte der Gegner über diesen schiefen Müller, flankte er präzise auf Thiago und es steht 1:0.

Franck Ribéry

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(Foto: AFP)

Hatte richtig Lust auf die Partie, wie immer, wenn es "heiß" wird. Doch es gelang ihm längst nicht alles, oft blieb der Franzose hängen. Stand bald nur noch im Weg herum und stieg den eigenen Leuten auf die Füße. Hatte einen schwachen Abend.

Robert Lewandowski

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(Foto: REUTERS)

Von einer Gelbsperre bedroht, weshalb ihm Trainer Heynckes eindringlich darauf hinwies, ohne Verwarnung zu bleiben. Schloss für sich daraus, erst einmal nicht am Spiel teilzunehmen. Lange völlig ohne Aktion, wie einer, der neben der Tanzfläche steht. Als er anfing, mitzuspielen, wurde er ausgewechselt.

Einwechselspieler

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James Rodriguez: Wenn ein Kolumbianer etwas kann, dann einen "heißen Tanz". Feiert in der Nationalmannschaft jedes Tor mit einem Gruppen-Tänzchen. Saß trotzdem nur auf der Ersatzbank. Kam nach 35 Minuten für Thiago. Brachte niemanden aus dem Rhythmus. Niklas Süle: Aufgrund seiner Zehnkämpfer-Statur eher kein Tänzer. Gab dann auch eine ruhige, fast kühle Vorstellung. Bester Innenverteidiger des Tages. Sandro Wagner: Kam für Lewandowski und war damit erster bayerischer Mittelstürmer, der mitspielen wollte. Verlängerte den Ball mit der Brust zum 3:1 ins Tor.

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