Es gab ein paar Momente an diesem Abend, da konnten die Spieler des FC Bayern den Eindruck gewinnen, als befänden sie sich bei einem Länderspiel. Rund um den Platz hingen Banner in den ukrainischen Nationalfarben, von der Tribüne war der Schlachtruf "U-kra-i-na" zu hören - und einmal erhoben sich die Fans sogar, um die ukrainische Nationalhymne anzustimmen.
An ein paar anderen nicht ganz unwichtigen Fakten wie der Aufstellung oder dem Blick auf den verantwortlichen Trainer ließ sich dann zwar zweifelsfrei feststellen, dass es sich bei der Partie nicht um ein Länderspiel zwischen der Ukraine und Deutschland handelte, sondern wie von der Europäischen Fußball-Union vorgesehen um das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen Schachtjor Donezk und dem FC Bayern. Aber es war ein Spiel, das aus Bayern-Sicht nicht ganz so ablief wie erhofft. Bei minus zehn Grad endete die hart geführte Partie 0:0.
"Wir hätten hier gerne ein Tor geschossen, das wäre wichtig gewesen", sagte Mario Götze mit Blick auf das Rückspiel in drei Wochen. Trainer Pep Guardiola nannte das Resultat "gefährlich": "Jetzt müssen wir das Rückspiel gewinnen." Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer benutzte in seiner Ergebnis-Analyse sogar zweimal das Wort "gefährlich" und ließ leichten Missmut erkennen: "Das ist noch nicht der FC Bayern. Und dort müssen wir wieder hin." Trotz des komfortablen Vorsprungs in der Liga könnte es in den nächsten Wochen also ungemütlich werden.
Das Spiel in Lwiw begann, wie derzeit viele Spiele mit Beteiligung des FC Bayern beginnen - mit Vorteilen für die Münchner. Schon nach zwei Minuten kam Bastian Schweinsteiger zum ersten Schussversuch, einem Seitfallzieher von der Strafraumkante aus, der aber am Tor vorbeistrich. Doch wer nun eine schwungvolle Partie erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Der FC Bayern tat sich äußerst schwer gegen die gut organisierten und robust agierenden Donezker, nur selten konnten die Gäste sich Chancen herausarbeiten. Nach elf Minuten wurde Thomas Müller von Arjen Robben geschickt freigespielt, nach einer guten halben Stunde von Franck Ribéry, doch beide Male verzog er. In der 42. Minute probierte es Ribéry von kurz hinter der Strafraumgrenze. Viel mehr gab es aber nicht zu sehen.
"Wir haben uns sehr schwer getan. Wir sind nicht so zu unserem Spiel gekommen": Wie Mario Götze es beschrieb, sah es auch aus. Auf der anderen Seite war zwar öfter jenes Raunen des Publikums zu vernehmen, das gemeinhin eine nahende Torchance ankündigt - allerdings Raunen die Schachtjor-Anhänger gerne früh. Richtige Torchancen gab es auch auf dieser Seite nicht. Die größten Hoffnungen auf ein Tor hatte die Schachtjor-Auswahl, als in der 25. Minute ein Mann an den Ball kam, von dem die Münchner Spieler in der Vorbereitung viel gehört haben dürften: Verteidiger Jaroslaw Rakizkij.