FC Bayern in der Einzelkritik:Baskischer Fußfeger

Xabi Alonso foult sich den Rost aus den Füßen, für Arjen Robben ist es eng und stickig, Rafinha verteilt Schimpfworte an seine Donezker Landsleute. Der FC Bayern beim 0:0 gegen Schachtjor in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Lwiw

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Manuel Neuer

Shakhtar Donetsk vs Bayern Munich

Quelle: dpa

Viele Brasilianer beim Gegner? Supersache, fast wie in Belo Horizonte, wird er sich gedacht haben. Stellte dann aber schnell fest, dass er sich doch in der Ukraine befand: Aus der Kurve hinter seinem Tor schallte es "Ukrainia, Ukrainia". Musste zahlreiche kleine Zuspiele in die Wege leiten, was ihm natürlich feldspielerisch gelang. Hatte ansonsten so wenig zu tun, dass er in Ruhe alle sieben deutschen Tore aus Belo Horizonte im Kopf durchgehen konnte. Vielleicht wurde ihm bei dem Gedanken wenigstens warm ums Herz.

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Rafinha

Shakhtar Donetsk's Taison fights for the ball with Bayern Munich's Rafinha during their Champions League round of 16 first leg soccer match in Lviv

Quelle: REUTERS

Musste sich aufgrund des Brasilianer-Überschusses bei Schachtjor fast einsam vorkommen. Meisterte sein Ausnahmedasein kurzärmelig (!) und traute sich schon früh mit nach vorne. Als er sich dort an Luiz Adriano verhedderte, wurde es kuschelig: Gab seinem Landsmann ein paar Kostproben seiner Lieblingsschimpfworte mit und sah Gelb. Guckte sich danach mit Taison seinen nächsten Südamerika-Spezi aus - und erlebte mal kleine Giftzwerg-Erfolge, mal lästiges Hinterherrennen. Agierte nach der Pause etwas weniger giftig, aber da hatte Schachtjor seine wenigen Offensivbemühungen ohnehin komplett eingestellt.

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Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Es war ein Spiel wie gemalt für ihn: Sprintstarke gegnerische Stürmer, klirrende Saukälte und eine knifflige Herausforderung als Abwehrchef der Dreierkette. Begegnete dieser Aufgabenfülle mit stoischer Coolness und begrüßte den Donezker Fred mit einer Grätsche aus dem Senser-Seminar. Ließ es nach diesem Hallo gemächlicher angehen, als er merkte, dass die Schachtjor-Offensive eigentlich nur aus Luiz Adriano bestand. Freute sich nach Alonsos Platzverweis über einen dritten Adriano-Bewacher an seiner Seite. Gegen das Trio Badstuber, Alaba und Boateng gab der Brasilianer dann auch Ruhe.

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David Alaba

Shakhtar Donetsk vs Bayern Munich

Quelle: dpa

Hat in Lwiw schon weniger heroische Momente erlebt, was daran liegt, dass er Österreicher ist. Verlor 2011 zur Stadion-Einweihung 1:2 gegen die Ukraine. Hatte für Rückbesinnung aber keine Zeit, denn er war im Verbund mit Boateng als Leibwächter für Luiz Adriano gefragt. Rettete einmal liegend mit angelegtem Arm im Sechzehner, was bei Bösartigkeit des Schiedsrichters auch anders hätte ausgehen können. Lieferte sich einige kernige Scharmützel mit Dario Srna. War damit immerhin widerspenstigster Österreicher auf dem Feld.

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Juan Bernat

FC Shakhtar Donetsk v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Spielt fast immer, was im Guardiolschen Rotations-Gewirr eine Auszeichnung ist. Spielt fast immer unauffällig, macht aber kaum Fehler. Lieferte in dieser Hinsicht einen für ihn typischen Auftritt ab. Seriöses Kurzpasswerk, sicheres Positionsspiel, keine Champagnermomente. Hätte seinem Vordermann Ribéry ruhig etwas mehr Unterstützung zukommen lassen können, doch dafür fehlte ihm diesmal der Drang nach vorne.

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Xabi Alonso

FC Bayern Schachtjor Donezk Champions League Xabi Alonso

Quelle: dpa

Kam mit rostigen Füßen aus der Winterpause, dann zwickten die Muskeln. Guardiola war das egal: Ein Alonso sitzt nicht auf der Bank. Ließ sich im Spielaufbau weit zurückfallen, um sich ein wenig den Rost aus dem Gebein zu passen. Holte sich nach einem baskischen Fußfeger Gelb ab - spätestens da war er auf Betriebstemperatur. Warf sich ungewohnt rabiat in jedes Bodenduell, als wolle er seine Füße einem Belastungstest unterziehen. Ging in den meisten als Sieger hervor - nur einmal nicht: Da kam er gegen Alex Texeira zu spät und sah Gelb-Rot. Es war ein verzwickter Abend.

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Bastian Schweinsteiger

Schachtjor Donezk  - FC Bayern München

Quelle: Andreas Gebert/dpa

Hat in Lwiw schon heroische Momente erlebt - nämlich bei der EM 2012 gegen Portugal und Dänemark. Damals musste er aber keine lange Unterhose in weiß (!) tragen. Unternahm einige Ausflüge nach vorne, wo er eine hübsche Einlage per Seitfallzieher aufführte. Hatte für weiteres Heldentum aber keine Gelegenheit, denn es mangelte an Raum und Zeit in seinem Herrschaftsgebiet. So unauffällig sieht man Schweinsteiger selten. Der Kapitän und die Stadt Lwiw - diese Beziehung funktioniert vielleicht nur im Sommer.

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Arjen Robben

Schachtjor Donezk  - FC Bayern München

Quelle: dpa

Freute sich, diesmal auf richtige Gegner zu treffen und nicht wieder auf hilflose Hamburger Heulbojen. Sah sich einer motivierten Mehrfachbewachung der Donezker gegenüber, die ihm bei jedem Ansturm den Weg verstellten. Wählte angesichts versperrter Passierräume an der Außenlinie oft den Zug nach innen, doch auch dort herrschte ein Menschenauflauf wie in der Lwiwer Straßenbahn. Es war eng und stickig. Hätte sich am Ende vielleicht doch ein paar Hamburger herbeigesehnt, gegen die er munter Slalomlaufen hätte können.

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Mario Götze

Schachtjor Donezk  - FC Bayern München

Quelle: dpa

Ist nach seinen beiden Toren gegen den HSV offiziell in der Rückrunde angekommen. Schlich etwas zurückhängend durchs Mittelfeld, wo er im Zeichen der Schönheit eine echte Zehn gab. Weil es aber kein schönes Spiel war, ging ihm bald die Lust flöten. War in der zweiten Halbzeit kaum noch zu sehen und wurde so zum unsichtbaren Zehner. Ist in dieser Form eher was für Spiele gegen den HSV.

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Franck Ribéry

FC Shakhtar Donetsk v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Noch ein Wundenträger des Winters. Der Muskelfaserriss des Monsieurs ist noch nicht lange her, da muss er bei minus zehn Grad die Sehnen testen. Nahm den Probelauf ernst und tauchte sogar dort auf, wo die Heatmap bei ihm normalerweise kaum Farbe anzeigt: hinten rechts, als Zweikampfsieger. Rannte sich mit weiten Wegen die Verspannung aus dem Muskel, was auf Kosten seiner Kreativität ging. Bekam es mit den Donezker Haudruffs Douglas Costa und Dario Srna zu tun, die ihm zweimal gehörig auf die Hufen stiegen. Trägt weitere Wehwehchen aus diesem Giftkick davon.

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Thomas Müller

FC Shakhtar Donetsk v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Wollte nach dem 8:0 gegen den HSV nicht bis auf den Mond geschossen werden, wurde dann aber unverschämter Weise bis hinter die Karpaten geflogen. Schnelllebige Fußballwelt. Hielt sich mit andauernder Bewegung warm, suchte den Kurzpass und fand oft nur einen ukrainischen Abwehr-Dschungel. Stellte so immerhin fest, dass die Herren Abwehrspieler (Kucher und Rakitskiy) in der Donezker Seleção tatsächlich Ukrainer waren. Feuerte seine Kollegen mit einem deutlich hörbaren "weiter, weiter" an - dabei hätte er selbst ein wenig Aufmunterung gebrauchen können. Wird nach diesem Spiel nicht bis auf den Mond gelobt.

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Holger Badstuber

FC Bayern München - Hamburger SV 8:0

Quelle: dpa

"Badstuber, I love you", rief ihm Guardiola beim Trainingslager in Katar zu - als Liebesbeweis gab es diesmal eine Einwechslung im Lwiwer Eisschrank. Half in der Verteidigung mit, den Verlust von Alonso auszugleichen.

(Archivbild)

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Robert Lewandowski

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Quelle: AFP

Kam spät ins Spiel. Das wird ihm nicht geschmeckt haben, schließlich hatte er gegen Hamburg ein Tor erzielt. Naja, gegen Hamburg.

(Archivbild)

© SZ.de/ska
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