FC Bayern in der Bundesliga:Bayern enteilt mit ekstatischen Schreien

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Douglas Costa ist schnell. Zu schnell für die Frankfurter. (Foto: dpa)
  • Der FC Bayern gewinnt derzeit auch jene Spiele deutlich, in denen er gar nicht gut spielt.
  • Gegen Frankfurt klappt vorne vieles - und hinten räumt Mats Hummels auf.
  • Jetzt kommt auch noch der lange verletzte Boateng zurück.

Von Claudio Catuogno, München

Das Glücksgefühl des Torschützen ist Mats Hummels nicht fremd: Hummels, 28, ist zum Beispiel neben Mario Götze der einzige deutsche Nationalspieler, der bei der WM 2014 einen Treffer im berühmten Maracanã von Rio de Janeiro erzielt hat (beim 1:0 im Viertelfinale gegen Frankreich). In seiner Zeit bei Borussia Dortmund hat Hummels den Ball 25 Mal persönlich über die Linie befördert, und nicht zu vergessen natürlich sein Premierentreffer für die Bayern: das 5:0 in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Carl Zeiss Jena (Endstand: 5:0).

Aber allzu oft wird er vom Torjägerglück halt doch nicht umschmeichelt, Hummels geht dem Beruf des Innenverteidigers nach, und deshalb wollte er am Samstag auch "nicht drum herumreden, das wäre falsche Bescheidenheit": Natürlich hat es ihm gefallen, dass er gegen Eintracht Frankfurt das wichtige 0:0 für den FC Bayern erzielt hat.

Okay, die Deutsche Fußball-Liga hat es hinterher abgelehnt, Hummels' 0:0 als Tor anzuerkennen. Und Hummels selbst hat vergeblich dafür geworben, dass die Szene bei dem Fußballmanager-Spiel im Internet, bei dem auch er selbst jede Woche eine Elf aufstellt, mit fünf Bonuspunkten bewertet wird. Fünf Punkte extra gibt es dort, wenn einem Abwehrspieler ein Tor glückt (Stürmer bekommen nur drei), "ich hoffe auf fünf Punkte", sagte Hummels am Samstagabend in der Münchner Arena, so energisch wie augenzwinkernd. Es gab dann keinen einzigen.

Mats Hummels wird darüber hinwegkommen. Zum Trost wird er demnächst ja mit einer Meisterschale belohnt.

Es läuft die 19. Minute im Spiel der Bayern gegen die Eintracht, Ante Rebic hat den Ball auf Branimir Hrgota durchgesteckt, der läuft jetzt frei auf Manuel Neuer zu. Hrgota umkurvt den Bayern-Keeper fachmännisch, vor ihm jetzt nur noch das leere Tor, Hrgota zielt, Innenrist, nichts kann mehr schiefgehen, eigentlich. Branimir Hrgota ist Stürmer. Seine Tore bringen drei Punkte beim Managerspiel. Aber dieses Tor würde Eintracht Frankfurt gleich eine Art Erlösung bringen nach zuvor vier verlorenen Liga-Spielen mit insgesamt nur einem eigenen Treffer ...

Dann fliegt von hinten Mats Hummels heran und platziert im allerletzten Augenblick ein monströs präzises Tackling; der Ball rauscht ins Aus. Und Hrgota steht nun da wie ein Frosch, der die erbeutete Fliege vermeintlich schon runtergeschluckt hat - und dann erst realisiert, dass sie ihm gerade noch von der kunstvoll ausgerollten Fangzunge entwischt ist.

Hummels und Neuer haben das Tackling tatsächlich gefeiert wie ein Tor, Brustkorb an Brustkorb, mit ekstatischen Schreien, und es sei für einen Verteidiger auch "wie ein Tor" gewesen, sagte Hummels später, "ich bin sehr glücklich, dass es so funktioniert hat". Dem Frankfurter Trainer Nico Kovac, 45, blieb hingegen nichts anderes übrig, als wieder nur das Lied des ewig hungrigen Frosches mitzusingen: "Wichtig ist, dass wir uns die Chancen erspielen. Schlimm wird's, wenn man zu null verliert und keine Torchancen hat."

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Kovac hat deshalb auch beschlossen, dass er "viel mehr Positives als Negatives mitnehmen will" aus dieser nun fünften Liga-Niederlage hintereinander. Was ein schwacher Trost ist bei einem 0:3 in München, bei dem man mindestens sechs Mal hätte in Führung gehen können.

Aber wenn man wissen will, warum der FC Bayern bald seinen fünften Meistertitel in Serie unter Dach und Fach bringen wird, vermutlich wieder mit zweistelligem Vorsprung auf die Mitbewerber - dann braucht man nur dieses Mats-Hummels-Tackling ein paar Mal vor- und zurückzuspulen. Die Schlüsselszene des Spiels, die den anfangs ziemlich fahrigen Bayern das 0:0 sicherte. Danach haben sie halt wieder ihre üblichen paar Törchen geschossen, diesmal: Robert Lewandowski nach energischer Müller-Vorarbeit (38.); Douglas Costa nach energischer Alaba-Vorarbeit (41.); und erneut Lewandowski nach präziser Robben-Vorarbeit (55.).

Aber die erste Halbzeit fand nicht nur der Kapitän Philipp Lahm "grenzwertig" und "absolut unkonzentriert"; so viele Zuspiele misslangen den Münchnern, dass man schon zwei Tage nach seiner Rücktrittsankündigung den Präzisionsgroßmeister Xabi Alonso vermisste - obwohl der ja bis Saisonende schon noch weitermacht und diesmal einfach nur auf der Tribüne etwas ausruhen durfte.

Kovac beanspruchte das Copyright auf die Bayern-Probleme wenigstens teilweise für sich: "Wir wollten ihnen Raum und Zeit nehmen", dozierte er, "Raum nehmen heißt: kompakt stehen, Zeit nehmen heißt: sie konsequent anlaufen und am Spielaufbau hindern" - all das war den Frankfurtern gelungen. Aber "es spricht dann für unsere Klasse, dass wir mit 2:0 in die Pause gehen", sagte Lahm.

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Schwach spielen, hoch gewinnen - das beherrschen die Ancelotti-Bayern inzwischen wieder ohne jedes schlechte Gewissen. Übertreiben wollen sie es aber auch nicht damit. Der Stürmer Lewandowski etwa wies darauf hin, dass "eine gute Form in der Liga es uns auch in der Champions League leichter macht".

Dann noch die 65. Minute: Jérôme Boateng betritt nach drei Monaten Verletzungspause erstmals wieder den Rasen, großer Jubel in der Arena. Nur Javi Martínez sieht etwas traurig aus bei seiner Auswechslung - er war jetzt drei Monate lang ein versierter Ersatz gewesen. Der Trainer Carlo Ancelotti versicherte allerdings, dass "Javi nicht traurig war, sondern müde". Es gebe auch "keine Innenverteidiger Nummer eins, zwei und drei, sondern drei fantastische Innenverteidiger, die wir alle drei nutzen werden. Immer zwei spielen, einer pausiert, das ist der beste Weg, sie frisch zu halten und Verletzungen vorzubeugen".

Der fantastische Innenverteidiger Mats Hummels jedenfalls hätte sich jetzt auch mal ein Päuschen verdient.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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