FC Bayern: Einzelkritik:Vogelwilde Rohrspatzen

Ein Mittelfeldkämpfer schimpft, als gäbe es kein Morgen, ein anderer trifft und spielt dann wie eine Fliege nach einem Wodka-Bad und ein Angreifer beamt sich durch die Stuttgarter Nacht. Die Bayern in der Einzelkritik mit Vote.

Thomas Hummel, Stuttgart

FC Bayern: Einzelkritik

Hans-Jörg Butt

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ein Mittelfeldkämpfer schimpft, als gäbe es kein Morgen, ein anderer spielt wie eine Fliege nach einem Wodka-Bad und ein Offensivmann beamt sich durch die Nacht. Die Bayern in der Einzelkritik mit Vote. Bekam nach 13 Minuten einen Anpfiff von Mark van Bommel, nach 20 Minuten Schimpfe von Thomas Müller. Vermuteter Grund: Seine Abschläge flogen ungewohnt wild durch die Gegend. Hatte bei den Gegentoren eins und zwei keine Chance, verhinderte sogar noch mit der Ferse und Glück den Ausgleich durch Harnik. Wirkte insgesamt wenig souverän, mit dem Elfmeterfoul an Cacau als Gipfel der Unsouveränität. Hielt den Elfmeter dann aber.

FC Bayern: Einzelkritik

Philipp Lahm

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(Foto: dapd)

Laut Oliver Kahn springt ja das bayerische Pferd immer nur so hoch wie es muss. Und so spielt Philipp Lahm bisweilen nur so gut und so aktiv wie es sein muss. Nach dem schnellen 2:0 wurde aus dem vermeintlich besten Rechtsverteidiger der Welt mitunter der beste Rückpassspieler der Welt. Auch der vermeintlich beste Rechtsverteidiger der Welt war wieder Teil einer bisweile vogelwilden Bayern-Abwehr.

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Anatoli Timoschtschuk

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(Foto: dpa)

Zunächst wieder Innenverteidiger, ein unauffälliger Innenverteidiger. Unaufällig in dem Sinn, als dass er kaum einmal mit einem gewonnenen Zweikampf auffiel. Stand beim 1:2 und 2:2 als stiller Beobachter in der Nähe. Wechselte später ins defensive Mittelfeld. War auch dort teils arg überfordert mit den Stuttgarter Offensivkräften.

FC Bayern: Einzelkritik

Breno

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Im Timoschtschuk-Sinne unauffällig. Auch er fiel nur gelegentlich mit einem gewonnen Kopfball-Duell auf. Vor allem beim 2:2 von Pogrebnjak viel zu passiv und träge. Zentraler Teil einer Bayern-Defensive, die immerhin einem Vergleich standhielt: Sie war besser als ihre Abwehrkollegen auf der anderen Seite. Europas Innenverteidiger, lauft Euch warm: Der FC Bayern dürfte bereits seine Millionen zählen für einen ordentlichen Abwehrmann.

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Danjiel Pranjic

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(Foto: dapd)

Am Sonntag noch rechts vorne eingewechselt, diesmal links hinten beginnend. Damit aber auch nur Statthalter für den sich anbahnenden Neuling Leighton Baines aus Everton. Beteiligte sich zunächst an der schönen Münchner Anfangsoffensive, musste aber dann einsehen, dass ihn die Aufgabe, Martin Harnik zu decken, voll ausfüllte. Bekam den Österreicher wie am Sonntag Kollege Contento selten in den Griff.

FC Bayern: Einzelkritik

Andreas Ottl

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(Foto: AFP)

Was für ein Knaller zum 1:0! Aber wer Andreas Ottl kennt, der weiß, dass der Münchner einen ordentlichen Spannstoß hat. Bezahlte für diesen Knaller allerdings, Boulahrouz flog später mit dem gestreckten Bein heran und traf Andreas Ottl mit Wucht. War davon offenbar so irritiert, dass er beim 1:2 unter dem Ball durchflog wie eine Fliege nach einem Wodka-Bad. Danach genauso unauffälliger Beobachter der Stuttgarter Offensive wie seine Verteidigerkollegen hinter ihm.

FC Bayern: Einzelkritik

Mark van Bommel

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(Foto: AFP)

Der Kapitän übergab einem Assistenten den VfB-Wimpel mit so viel Herzlichkeit und Umarmung, dass man vermuten musste, hier zelebriert einer seine letzte Wimpelübergabe. Verlor dann gleich zwei Bälle im Mittelfeld, dass man vermuten musste, hier ist einer mit den Gedanken bei der Auswahl einer Umzugsfirma. Wurde nach 54 Minuten ausgewechselt, verließ in einer längeren Zeremonie den Platz und schimpfte wie ein Rohrspatz in Richtung Trainer - um nach dem Spiel zu behaupten, alles sei ein Missverständnis gewesen. War das sein letzter Abgang?

FC Bayern: Einzelkritik

Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

Nach überstandener Grippe wieder dabei. Musste nach vier Minuten sein winterliches Markenzeichen, die roten Handschuhe, auf den Rasen werfen, weil die Schuhbänder nicht saßen. Auch danach saß wenig in Schweinsteigers Spiel. Hatte im offensiven Mittelfeld wieder einmal bei weitem nicht die Überzeugungskraft in Passspiel und Regie wie bei der WM, als er eine Planstelle defensiver agierte. Ließ sich beim 3:3 kampflos von Delpierre überspringen. Hatte danach aber einen Geistesblitz, sein Pass auf Ribéry leitete das 4:3 ein.

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Thomas Müller

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(Foto: AP)

Zuletzt kam im Fernsehen ein Film namens "Jumper". Da hatte jemand die Fähigkeit, sich an jeden beliebigen Ort zu beamen, mit einem Augenaufschlag. Wenn es keine Wiederholungen und Zeitlupen gäbe, müsste man Thomas Müller diese Fähigkeit zuschreiben. Wenn der Gegner denkt, die Situation ist geklärt, taucht der 22-Jährige aus dem Nirgendwo auf und stibitzt den Ball. Ein Ball prallt ab? Müller weiß wohin. Manchmal schien es: Müller wusste schon vor den Stuttgartern, wohin sie den nächsten Pass spielen werden. Wendig, ballsicher, torgefährlich - in dieser Form einer der besten Offensivspieler der Welt. Kein Wunder, dass Müller mit seinem Tor nach dem 3:3 das Spiel noch einmal zugunsten der Bayern drehte.

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Franck Ribéry

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(Foto: AP)

Beendete als Letzter das bayerische Aufwärmprogramm. Nach seinem famosen Auftritt drei Tage zuvor hatte er offenbar Riesenlust, wieder auf den Stuttgarter Rasen zu laufen. Begann auf Linksaußen mit ähnlichem Engagement, forderte jeden Ball, setzte zu Dribblings an, tauchte gar am rechten Flügel auf. Hatte aber diesmal nicht den Amateur Bicakcic gegen sich, sondern den grimmigen Khalid Boulahrouz. Tat sich zunächst sehr viel schwerer. Kam erst nach Boulahrouz' Hinausstellung wieder besser zur Geltung. Durfte zum Schluss ein Tor mit dem Kopf erzielen, sein vermutlich erstes Kopfballtor der Karriere.

FC Bayern: Einzelkritik

Mario Gomez

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(Foto: AP)

Hat es sich vorerst mit seinen früheren Stuttgarter Fans gründlich verdorben. Traf gleich wieder mit seiner ersten Chance, nach einer Hereingabe von Müller zum 2:0. Wurde dann einige Minuten draußen behandelt, sprintete dann aber wie ein wilder Stier über 60 Meter in den eigenen Strafraum, weil der VfB eine Ecke schoss. Musste dennoch kurz darauf raus, wurde von den VfB-Anhängern mit einem unschönen Schimpfwort verabschiedet, weshalb er sich demonstrativ klatschend bei den Bayern-Fans verabschiedete. Eine Rückkehr nach Stuttgart scheint derzeit ausgeschlossen.

FC Bayern: Einzelkritik

Miroslav Klose

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(Foto: dpa)

Wäre Miroslav Klose Franz Beckenbauer, dann hätte er in der 52. Minute fragen können: Ja, ist denn scho Weihnachten? Mit Gegenspieler Delpierre in der Rolle des Christkinds. Der ließ einen Kullerpass verblüffenderweise passieren und Klose durfte das 3:2 erzielen. Sen zweites Tor zum 5:3 war nur noch Zugabe.

FC Bayern: Einzelkritik

Daniel van Buyten

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(Foto: REUTERS)

Der zuletzt verschmähte Verteidiger musste nach 52 Minuten auf den Platz, um die teils überforderte Abwehr zu stabilisieren. Ging immerhin in die Luftkämpfe mit Pogrebniak, war aber genauso wie zuvor Timoschtschuk bisweilen arg überfordert. Europas Innenverteidiger, lauft Euch warm: Der FC Bayern dürfte bereits seine Millionen zählen für einen ordentlichen Innenverteidiger.

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