FC Bayern:Bochum nimmt den Bayern die Lust am Fußball

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Robert Lewandowski trifft zwei Mal. (Foto: REUTERS)
  • Der VfL Bochum macht es dem FC Bayern lange schwer. Doch dann trifft Robert Lewandowski.
  • Eine rote Karte dezimiert Bochum und obwohl Thomas Müller den Elfmeter verschießt, schießen Thiago und wieder Lewandowski Bayern souverän ins Halbfinale.
  • Dort trifft der FC Bayern auf Werder Bremen.

Von Benedikt Warmbrunn

Als es dann nach einem etwas entspannteren Abend aussah, wischte sich Pep Guardiola mit dem Handrücken über die Nase. Der Regen prasselte weiter auf ihn ein, Guardiolas Nase war gerötet, und dass der Trainer des FC Bayern sie abwischte, das hieß auch: So schlimm, so beschwerlich wird es ja wohl kaum weitergehen; immerhin war gerade das erste Tor an diesem Pokalabend beim VfL Bochum gefallen, und es war ein Tor für den FC Bayern.

Doch entspannter wurde es nicht.

Der FC Bayern gewann am Mittwoch die Viertelfinal-Partie in Bochum 3:0 (1:0), es war einer dieser Pokalabende, die den Wettbewerb so beliebt machen. Bochum, der Außenseiter, kämpfte, rannte, grätschte, spielte sich leidenschaftlich in einen Rausch. Der FC Bayern mühte sich, die vielen Feinfüßler hatten ihre Probleme, mit dem Regen, mit dem Rasen, vor allem aber mit diesem niemals nachlassenden Gegner. Erst in der zweiten Halbzeit hatte der Auftritt des Favoriten wieder etwas spielerische Leichtigkeit. Da war der Außenseiter aber auch schon nur noch zu zehnt.

"Bis zum ersten Tor war es nicht so einfach", sagte Doppeltorschütze Robert Lewandowski. "Bei dem Wetter kann man hier natürlich nicht zaubern", sagte Torwart Manuel Neuer. Im Halbfinale empfängt der FC Bayern nun Werder Bremen.

Bochum nimmt Bayern die Lust am Kombinationsfußball

Die Bochumer von Trainer Gertjan Verbeek hatten angekündigt, dass sie so spielen wollen wie in der zweiten Liga, frech und forsch nach vorne also. Guardiola reagierte auf diese Ankündigung, indem er eine ausgesprochen offensivstarke Mannschaft auf den Rasen schickte; der Trainer schonte keinen seiner wichtigsten Spieler. Thiago und Thomas Müller kehrten in die Startelf zurück, außerdem spielten Arjen Robben, Douglas Costa, Robert Lewandowski. Doch zu sehen war von diesen Angriffskünstlern erst einmal überhaupt nichts. Denn Bochum spielte tatsächlich: frech und forsch, und oft auch nach vorne.

Der Gastgeber baute zwei enge Verteidigungslinien auf, am Mittelkreis lauerte Stürmer Simon Terodde. Spätestens in der Mitte der eigenen Spielfeldhälfte attackierten die Bochumer den FC Bayern, zerstörten ruppig den Spielfluss, mit körperbetonten Zweikämpfen nahmen sie den Gästen die Lust am Kombinationsfußball. Sobald der VfL einmal den Ball erobert hatte, passte er sich zügig vor das gegnerische Tor. Und so hatte der FC Bayern schon früh erste Probleme.

In der vierten Minute konnte Kapitän Philipp Lahm eine Flanke abblocken, doch das war erst der Anfang. Eine weitere Chance verhinderte Torwart Manuel Neuer mit einem Ausflug weit aus dem eigenen Strafraum hinaus (7.). Dann dribbelte Terodde Thiago aus, schoss jedoch weit am Tor vorbei (8.). Zwei Minuten später blockte Holger Badstuber einen weiteren Versuch von Terodde an der Strafraumgrenze ab. Bochum demonstrierte mit dieser frechen, forschen, körperbetonten Spielweise, wie die übliche Ballbesitzdominanz des FC Bayern ziemlich nutzlos aussehen kann. Schließlich zeigte das Team sogar den schönsten Angriff der ersten halben Stunde, Terodde traf auch endlich ins Tor - er stand allerdings klar im Abseits (25.).

Es dauerte 34 Minuten, bis der Favorit erstmals aufs Tor schoss, doch mit Robbens Distanzversuch hatte Bochums Torwart Manuel Riemann keine Probleme (34.). Ansonsten schaltete der VfL lange alle Münchner aus, verteidigte mit zwei Mann, Müller zum Beispiel hatte keine nennenswerte Aktion. Dann aber eroberte erstmals der FC Bayern den Ball an der Mittellinie, Müller zog im Strafraum zwei Verteidiger auf sich, passte zu Lewandowski, und der traf lässig (38.). "Aus Nichts machen die das 1:0, das ist einfach die Qualität des FC Bayern", sagte Verbeek. Guardiola wischte sich die Nase ab, und wenige Minuten später sah es dann so aus, als ob es nun tatsächlich entspannter werden könnte.

In der 42. Minute berührte Jan Simunek im Strafraum Robbens Ferse - Elfmeter und Platzverweis für Simunek, der erst 13 Minuten zuvor für den verletzten Timo Perthel eingewechselt worden war. Müller lief an, er schaute nur auf den Torwart, doch Riemann ließ sich nicht beirren. Er parierte mit der Faust (44.). Und so blieb es für den FC Bayern erst einmal ein mühsamer, zäher Abend.

Robben schießt ungern mit dem rechten Fuß

Mit einem Mann mehr hatte das Team in der zweiten Halbzeit auch mehr Platz für den Kombinationsfußball, obwohl die Bochumer weiter tapfer kämpfte, rannten, grätschten. Schon in der 49. Minute hätte Robben treffen müssen, er stand frei vor dem Tor, aber er musste mit dem rechten Fuß schießen. Robben schießt ungern mit rechts. Der Ball flog nicht einmal aufs Tor.

Bochum konnte sich nun nur noch selten aus der eigenen Spielfeldhälfte befreien, so sehr drückte der FC Bayern nach vorne. In der 61. Minute flankte Müller von rechts flach in den Strafraum, Thiago schoss direkt, VfL-Verteidiger Onur Bulut fälschte ab, Riemann hatte keine Chance. Es war das Tor, das den Bochumer Widerstand endgültig beendete.

"Danach war alles klar", sagte Lewandowski.

Der FC Bayern hatte nun mehrere gute Torchancen, Müller scheiterte freistehend an Riemann (64.), Costa traf nach einer Flanke von Robben nicht ins leere Tor (68.). Doch wieder dauerte es lange. Erst in der letzten Aktion traf Lewandowski zum Endstand (90.).

© SZ vom 11.02.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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