FC Bayern besiegt Holland:Wettstreit auf den Rängen

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Beim Showkick zwischen dem FC Bayern und Holland hat die Hauptfigur Arjen Robben einen schweren Stand: Beim Aufwärmen wird er mit Applaus empfangen, nach seiner Einwechslung jedoch auch ausgepfiffen. Dass den Bayern nach dem Drama gegen Chelsea noch der Schädel brummte, versteht sich von selbst - Bastian Schweinsteiger fehlte wegen einer Wadenprellung.

Andreas Burkert

Für die letzte Viertelstunde kam dann doch noch der Mann, um den es eigentlich ging. Arjen Robben betrat im sogenannten "Arjen-Robben-Wiedergutmachungsspiel" zwischen dem FC Bayern und der niederländischen Nationalelf (3:2) den Rasen.

Applaus beim Warmmachen, Pfiffe nach der Einwechslung: Arjen Robben beim Kick des FC Bayern gegen Holland. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Angesichts der Vorkommnisse beim so unglücklich verlorenen Münchner Finale um den Champions-League-Titel gegen den FC Chelsea (3:4 im Elfmeterschießen) verwunderte der Wettstreit auf den Rängen nicht wirklich: Es gab Beifall für den Bayern-Profi im Elftal-Trikot, doch ebenso schrillten durch das mit 33.000 Zuschauern halb gefüllte Stadion vernehmbar Pfiffe gegen den Flügelläufer, der gegen Chelsea einen Strafstoß ausgelassen hatte. Dieses delikate Thema nehmen die Münchner Vizemeister aller Klassen nun also auch noch mit in ihre Krisentreffs.

Die unwichtigste Partie des Jahres, die nur 69 Stunden nach der wichtigsten anstand, war demnach nicht kurzfristig abgesagt worden. So ein gutes Geschäft kann sich der FC Bayern wohl nicht entgehen lassen, mindestens drei Millionen Euro hat er angeblich mit dem Showkick verbucht; denn das öffentlich-rechtliche Fernsehen schaltete sich zur besten Sendezeit ein.

Aber dort wird ja gern auch Kirmesboxen als seriöser Sport verkauft, weshalb es nur logisch war, ein Spiel zu übertragen, das wirklich keiner spielen wollte: Bundestrainer Löw nicht, der nun seine EM-Vorbereitung im Kurzseminar durchziehen muss und die acht Bayern-Nationalspieler erst am Wochenende empfängt; die Niederländer nicht, weil sie ihr Camp in Lausanne unterbrechen mussten, nur 22 Tage vor ihrem zweiten EM-Vorrundenspiel gegen Deutschland. Und dass den Bayern nach dem Drama gegen Chelsea noch der Schädel brummte, versteht sich von selbst.

Doch im Februar 2011 hatten dummerweise ihre Chefs und die Spitze des Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond (KNVB) den Termin abgemacht und damit nach halbjährigem Zwist die Akte Robben geschlossen. Ausgangspunkt war jene Verletzung gewesen, die sich der Bayern-Stürmer im Juni 2010 beim Nationalteam zuzog, mit der er dann trotzdem die WM in Südafrika inklusive des Endspiels gegen Spanien (0:1) absolvierte - und die sich dann beim Saisonauftakt in München als fünf Zentimeter großes Loch in der Oberschenkelmuskulatur herausgestellt hatte.

Die Holländer hätten Robben im nationalen Interesse fitgespritzt, zumindest aber die Verletzung übersehen, zürnten die Bayern nach Ansicht aller Kernspinbilder. Robben wiederum hatte versichert, er habe nie Schmerzen gespürt. Er fiel dann allerdings für die komplette Hinrunde aus.

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Der FC Bayern nutzt den fragwürdigen Testkick gegen die holländische Nationalmannschaft, um ein halbes Dutzend Spieler zu verabschieden. Ob der Klub seine Angestellten vermissen wird? Durchaus. Die Bayern verlieren einen nimmermüden Publikumsliebling, einen treffsicheren Ersatztorwart - und ihr größtes Sorgenkind überhaupt.

Frieder Pfeiffer

Zurzeit hat Robben ganz andere Sorgen, nachdem er gegen Chelsea in der Verlängerung einen Strafstoß zum möglichen 2:1 vergab. München trauert seit Samstagnacht, und im Zentrum der Debatten steht auch der 28-jährige Egozentriker. Und so klang es schon recht hohl, als der KNVB Robben zuvor mit den Worten zitierte, der Termin am Dienstagabend sei "natürlich eine ganz besondere Geschichte, ein ganz besonderes Spiel".

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Kurz vor dem Anpfiff in der Arena fand sich aber tatsächlich ein sinnvoller Aspekt, der die Durchführung des Matchs rechtfertigte. Denn anlässlich der Special Olympics, die in München stattfinden, liefen die Bayern-Profis mit geistig behinderten Kindern an der Hand ein; ein ungemein schöner Moment war das, der elf Knirpse selig machte.

Es ging darauf gleich weiter mit Sentimentalitäten, denn Vorstand Karl-Heinz Rummenigge verabschiedete sechs Profis, deren Verträge nicht verlängert worden sind: Die Ersatzkeeper Hans Jörg Butt und Rouven Sattelmaier, Takashi Usami, Breno, Danijel Pranjic sowie Ivica Olic erhielten warmen Applaus.

Überhaupt machten die Arena-Touristen das Beste aus dem Abend. Die Stimmung ist insgesamt wohlwollend gewesen und die Begegnung zumindest eine Hälfte halbwegs unterhaltsam, etwas unterhaltsamer sogar als Kirmesboxen. Es störte auch wenig, dass beide Teams selbstredend nicht in Bestbesetzung antraten. Bastian Schweinsteiger, der Pechvogel vom Samstagabend, fehlte komplett wegen einer Wadenprellung.

Da man sich offenbar darauf verständigt hatte, nicht zu verteidigen, fielen sogar ein paar hübsche Tore. Toni Kroos überraschte Hollands Reservetorwart Tim Krul beim 1:0 aus 30 Metern (17.), ehe der Gast zweimal allein auf Butt zulaufen durfte, was er durch Schalkes Torschützenkönig Klaas Jan Huntelaar (18.) und Luciano Narsinghs Lupfer zur 2:1-Führung nutzte.

Den Ausgleich erzielte Nils Petersen (28.); dennoch dürfte der Stürmer demnächst ebenfalls einen festen Händedruck und Blumen von Rummenigge erhalten, zumindest ein Ausleihgeschäft ist bei Petersen wahrscheinlich - zumal Sportchef Nerlinger vor dem Spiel äußerte, mit der nun doch beabsichtigten Verpflichtung von Claudio Pizarro sehe es "nicht schlecht aus".

Nach der Pause wechselte Bondscoach Bert van Marwijk fast komplett durch, bei den Bayern kam zunächst Kapitän Philipp Lahm herein - auf Position zehn, hinter der Spitze. Das recht heftig bejubelte 3:2 bereitete Franck Ribéry vor, Mario Gomez vollendete (87.). Nach dem Spiel ging Robben dann mutig auf die Bayern-Südkurve zu. Er vernahm versöhnlichen Beifall.

© SZ vom 23.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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