FC Bayern beim Test-Turnier:Thiago hat Angst vor nichts

Lesezeit: 2 min

"Er ist eine große Persönlichkeit und hat keine Angst": Pep Guardiola über Bayern-Zugang Thiago (Foto: AFP)

Vier Bundesligisten treten zum Test-Turnier an, doch alle reden nur über Thiago Alcántara. Der Bayern-Zugang erweist sich sofort als Stratege des Teams - in zwei Spielen gelingen den Münchnern neun Tore.

Von Benedikt Warmbrunn, Mönchengladbach

Drei, vier leichtfüßige Schritte, dann lief Thiago Alcántara allein über den Platz, fern der Mannschaft, er lief zu den Fans, hob die Hände, er klatschte. Die Zuschauer wurden ein bisschen lauter, sie klatschten zurück, sie riefen seinen Namen, schon ganz vertraut, sie riefen nur seinen Vornamen. Thiago. Klatschen. Dann fing Thiago Alcántara an, sich aufzuwärmen.

Vier Mannschaften trafen sich am Wochenende zu einem Vorbereitungsturnier in Mönchengladbach, sie spielten um einen Pokal, der aussieht wie ein futuristisch gestaltetes Weißbierglas. Ihn gewann, das für die Statistik-Liebhaber, der FC Bayern München, der im Finale Borussia Mönchengladbach 5:1 (3:1) besiegte; Dritter wurden Borussia Dortmund, durch ein 1:0 gegen den Hamburger SV. Vier Mannschaften also, und doch spielte da in erster Linie einer: Thiago Alcántara.

Vor wenigen Wochen bester Spieler der U21-EM, gekommen vom FC Barcelona, bis zu 25 Millionen Euro teuer, so wertvoll, dass Pep Guardiola und der FC Barcelona öffentlich ein angespanntes Verhältnis haben. Der neue Trainer des FC Bayern hatte Thiago einst in Barcelona in die erste Mannschaft befördert, auch in München soll er sein Schlüsselspieler werden. Am Wochenende also spielte er erstmals für seinen neuen Verein. Und wie.

FC Bayern im Vorbereitungsturnier
:Erster Mini-Titel für Guardiola

Es ist nur ein Test-Turnier, doch Pep Guardiola weiß nun, wie sich Titelgewinne mit dem FC Bayern anfühlen. Im Finale gegen Mönchengladbach schießen die Münchner trotz verkürzter Spielzeit fünf Tore. Platz drei geht an den BVB.

In der Partie am Samstag, die offiziell als Halbfinale bezeichnet wurde, stand Thiago in der Startelf, und er agierte sofort als Stratege des Teams. Als alleiniger Spieler vor der Viererkette nutzte er die vielen Lücken in der Defensive des überforderten Hamburger SV, mit vorausahnenden Pässen leitete er die Angriffe ein. Der FC Bayern gewann 4:0, doch alle redeten nur über den spanischen Zugang. "Er ist eine große Persönlichkeit und hat keine Angst", sagte Guardiola, der es wissen muss.

Natürlich hatte Thiago auch keine Angst vor Borussia Mönchengladbach, er spielte auch am Sonntag von Beginn an. Er hatte sogar so wenig Angst, dass er zunächst ein Kopfball-Duell gegen den 16 Zentimeter größeren Gladbacher Stürmer Luuk de Jong gewann. Guardiola hatte in den ersten Testspielen ja viel Experimentierfreude gezeigt, so auch gegen Mönchengladbach.

Kapitän Philipp Lahm, weltweit gefürchteter Rechtsverteidiger, durfte im rechten zentralen Mittelfeld spielen, als einziger Stürmer lief Thomas Müller auf, der sich oft mit Arjen Robben abwechselte. Thiago agierte wieder auf der Position vor der Abwehr, er spielte nicht so glanzvoll wie gegen Hamburg, und doch starteten wieder viele Angriffe bei ihm. In den ersten Minuten verteidigte Mönchengladbach noch diszipliniert mit sich nah beieinander verschiebenden Ketten. Dann waren die ersten Minuten vorbei.

Der FC Bayern zeigte nun seine individuelle Qualität, es gibt da ja neben Thiago doch noch ein paar weitere überaus versierte Spieler. Am ersten Tor war der Spanier noch unbeteiligt: Robben flankte, Ribéry lupfte den Ball volley über Gladbachs Torwart Christofer Heimeroth (17. Minute). Das zweite Tor leitete dann Thiago ein, er fing in der gegnerischen Hälfte einen Pass ab. Ribéry passte zu Müller, dessen Schuss wurde abgeblockt, den Abpraller verwertete Lahm (23.).

FC Bayern beim Vorbereitungsturnier
:Hellwach im ersten echten Test

Der deutliche Sieg des FC Bayern im Test gegen den HSV bringt die Einsicht, dass es mit der Dominanz der Münchner auch in dieser Saison weitergehen könnte. Die sportlichen Erkenntnisse fallen überschaubar aus, doch Pep Guardiola gewährt immerhin Einblicke in seine Wunsch-Abwehr.

Von Philipp Kreutzer, Mönchengladbach

Drei Minuten später flankte Jérôme Boateng, am ersten Pfosten stand Thiago, er ließ den Ball von seiner Brust ins Tor tropfen. Wenige Sekunden vor Ende der auf 30 Minuten angelegten ersten Halbzeit traf de Jong für Gladbach vom Elfmeterpunkt, Linksverteidiger Diego Contento hatte Patrick Herrmann gefoult.

In der zweiten Halbzeit wechselte Thiago die Position mit Toni Kroos, er spielte nun im halblinken Mittelfeld. Ansonsten änderte Guardiola nichts. Die Partie verlor an Tempo, Robben traf nach einer Ribéry-Flanke mit dem Kopf (41.), Thomas Müller erzielte den Endstand (60.). Thiago war da schon ausgewechselt worden, zuvor war er noch etwas über den Platz getrabt, hatte ein paar Pässe zu seinen neuen Mitspielern gespielt.

Dann lief er zur Bank, er klatschte alle ab und setzte sich, genau auf den Übergang zweier Bierbänke. Er hat wirklich vor nichts Angst.

© SZ vom 22.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: