Basketball-Pokal:Vorweihnachtliches Formhoch

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Auch unter den Körben besser als Bonn: Bayerns Leandro Bolmaro (li.) blockt Bonns Glynn Watson (Foto: Derix/Beautiful Sports/Imago)

"Ich habe das Gefühl, dass es von Woche zu Woche besser wird": Bayern Münchens Basketballer ziehen durch einen souveränen Pokalsieg in Bonn ins Final-Four-Turnier ein. Dort treffen sie auf ihren alten Rivalen Bamberg.

Von Christoph Leischwitz

Die Halle in Bonn begann sich zu leeren, als Bayerns Isaac Bonga einen Ball an der Mittellinie stahl und per Dunking versenkte, 80 Sekunden vor Schluss war damit das letzte von vier Basketball-Pokalspielen entschieden. Und als im Anschluss die Partien für das Final-Four-Turnier im Februar ausgelost wurden, waren die allermeisten der 6000 Zuschauer schon verschwunden. Die wenigen Fans des FC Bayern jubelten, als dann ein bayerisches Duell für das Halbfinale gelost wurde. "Jetzt ist es Bamberg geworden, meine alte Liebe", freute sich Elias Harris, das sei natürlich etwas Besonderes für ihn. Der 34-jährige Forward hatte sieben Jahre lang bei den Oberfranken gespielt. Die Bamberger hatten sich in einem hoch spannenden Spiel hauchdünn gegen Rasta Vechta durchgesetzt (88:87). Das zweite Halbfinale bestreiten Alba Berlin und der deutsche Meister Ulm.

Das Finalturnier in zwei Monaten ist also erreicht. Das ist für die Basketballer des FC Bayern natürlich irgendwo auch eine Pflichtaufgabe, zumal sie Titelverteidiger sind. Doch in den Gesichtern der Bayern-Spieler spiegelte sich am Sonntagabend nicht gerade ein vergnügliches Schaulaufen wider. Sie waren mit der nötigen Konzentration in Bonn angetreten, so richtig gefährdet war dieser 86:78 (47:43)-Erfolg eigentlich nicht gewesen. Die Telekom Baskets sind durchaus als Angstgegner zu bezeichnen, außerdem hatte der mäßige Saisonstart bei den Münchnern seine Spuren hinterlassen. Noch in den Schlussminuten herrschte Unzufriedenheit auf der Bayern-Bank, Trainer Pablo Lasos Stimme hob sich ein ums andere Mal, Aufbauspieler Carsen Edwards schüttelte den Kopf und trat gegen die Werbebande. "Es war ein Do-or-die-Spiel, und ich bin sehr froh, dass wir gewonnen haben", erklärte Laso hernach. Während des letzten Saisonspiels gebe er sich bestimmt nicht so, aber im Moment "wollen wir immer noch Tag für Tag besser werden". Und im Moment mache man immer noch Fehler, "die auch die Spieler erkennen".

Trotzdem: Die Bayern kommen gerade in Fahrt, auch wenn sie am Freitagabend in der Euroleague-Partie bei Olympiakos Piräus ihre erste Niederlage nach fünf Pflichtspielsiegen hatten hinnehmen müssen. Dabei hatten die Bayern zwar drei Viertel für sich entschieden, den Anfang jedoch schlicht verschlafen. "16 Punkte hinten nach dem ersten Viertel ist zu viel gegen Olympiakos", hatte Trainer Pablo Laso gesagt. Nach dem Spiel in Bonn kann man festhalten: Es blieb das bislang einzige schlechte Viertel im Dezember, und vor allem: Sie bewiesen immer dann, wenn es Spitz auf Knopf stand, Nervenstärke. Im Pokal-Achtelfinale gegen Oldenburg hatten sie ihren bislang höchsten Sieg gefeiert (101:73), und erst kürzlich zwei Euroleague-Partien in der Verlängerung für sich entschieden.

"Der finale Punch hat so ein bisschen gefehlt", fand Harris

Nur eben nicht die Verlängerung in Bonn vor knapp einem Monat (83:88) - und deshalb war die Anspannung am Sonntagabend auch noch kurz vor Schluss und nach jedem kleinen Fehler zu spüren und zu sehen. Nachdem das Spiel ganz zu Beginn noch zerfahren wirkte, fungierte vor allem Edwards als Aufwecker, er kam nach fünf Minuten schon auf sieben Punkte und sorgte so dafür, dass die Bayern permanent in Führung blieben, wenngleich sie sich bis zur Pause nie entscheidend absetzen konnten. Entscheidend waren vor allem die Rebounds: Diese gewannen die Bayern klar mit 44:26, sie waren offensiv wie defensiv dominant. Nur: "Der finale Punch hat so ein bisschen gefehlt", fand Harris, um das Spiel früher zu entscheiden.

Auch wenn Edwards zu Beginn voranging, so entschied letztlich die mannschaftliche Geschlossenheit die Partie. Als der 25-jährige, stämmige Texaner nach seinem dritten Foul vermehrt auf der Bank Platz nehmen musste, sprang vor allem Sylvain Francisco in die Bresche. Er kam allein im dritten Viertel auf zwölf Punkte und schloss mit 22 Punkten ab. "Ich habe das Gefühl, dass es von Woche zu Woche besser wird", urteilte Harris, "und wir ein besseres Verständnis für unser Spiel bekommen. Auch der Coach weiß uns mittlerweile besser einzuschätzen." Dann merkte der Routinier aber noch an, dass man noch lange nicht am Maximum angekommen sei. Das Final-Four-Turnier ist erreicht, aber für die Bayern erst einmal weit weg. "Wer weiß, wie die Mannschaft bis dahin aussieht. Ich hoffe, dann sind alle gesund."

Denn trotz der klar positiven Tendenz fehlen immer noch Schlüsselspieler. Auch Weltmeister Andreas Obst konnte in Bonn noch nicht eingreifen, soll aber sehr bald zurückkehren - ebenso wie der seit mehr als sieben Monaten fehlende Vladimir Lucic. Der nächste Gegner ist nicht gerade geeignet, um sich gemütlich wieder reinzufinden: Am Donnerstag treten die Bayern bei der alten Liebe ihres Trainers an, bei Real Madrid.

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