FC Bayern Basketball:Ein Härtetest und offene Rechnungen

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Hat ein anstrengendes Wochenende mit zwei Spitzenspielen vor sich: Malcom Delaney vom FC Bayern München. (Foto: Getty Images)

Keine Verschnaufpause: Die Basketballer des FC Bayern empfangen am Wochenende zunächst das Spitzenteam aus Malaga in der Euroleague, danach folgt das knifflige Spiel bei Alba Berlin - die Münchner dürften dort nicht sehr herzlich empfangen werden.

Von Ralf Tögel

Ja, einen gibt es, sagt Svetislav Pesic, den die aktuelle Tabelle interessiere: "Luca fragt mich jeden Tag, ob wir noch Erster sind." Luca ist Pesics Enkel, ansonsten, das will der Trainer der Basketballer des FC Bayern damit sagen, beschäftige es keinen der Beteiligten, wie die Mannschaft platziert ist: sieben Spiele in der Bundesliga, sieben Siege, unter den Geschlagenen auch Titelverteidiger Bamberg, teilweise wurden die Gegner vorgeführt.

Und es gibt noch eine hübsche Momentaufnahme, die in der Euroleague: drei Spiele, zwei Siege, selbst aus der jüngsten Niederlage bei Titelverteidiger Olympiakos Piräus war etwas Positives zu ziehen. Beim 83:88 haben die Münchner gezeigt, dass sie in Europa zu mehr in der Lage sind, als nur ein gutes Bild abzugeben. Sollte den Siegen beim polnischen Meister Grünberg (94:73) und zu Hause gegen Siena (89:79) an diesem Freitag (20 Uhr) gegen den spanischen Klub Unicaja Malaga ein weiterer folgen, könnten sich die Verantwortlichen der Münchner schon mit dem Gedanken vertraut machen, auch international lange im Geschäft zu bleiben.

Dieses Wochenende ist generell geeignet für eine Bestandsaufnahme, zwei Tage nach der Malaga-Partie steht ein weiterer Härtetest an: das Bundesliga-Spiel bei Alba Berlin. Folgten den internationalen Partien in der Basketball-Bundesliga (BBL) bislang stets leichtere Gegner, wartet nun das erste richtig schwierige Auswärtsspiel auf die Münchner. Die Arena ist mit 14 500 Zuschauern ausverkauft, man darf gespannt sein, wie der FC Bayern empfangen wird.

"Wenig originelles Scouting"

"Es ist ja nicht normal, dass vier Spieler auf einmal zu einem anderen Klub wechseln", sagt Alba-Sportdirektor Mithat Demirel, "das wird schon noch in den Köpfen drin sein." Nihad Djedovic, Heiko Schaffartzik, Deon Thompson und Yassin Idbihi waren im Sommer von Berlin nach München gewechselt, was von Alba-Funktionären spitz kommentiert wurde als "wenig originelles Scouting".

Jetzt wollen die Berliner die Stimmung aber nicht noch weiter anheizen. Dass so viele Zuschauer kommen, liege auch an anderen Aspekten, sagt Demirel: dass die Berliner Fans die Entwicklung ihres jungen Teams honorieren, dass der Tabellenführer vorbeischaue, der Klub mit dem höchsten Budget, eine sehr ambitionierte Mannschaft eben.

Die hat neben dem Einzug unter die besten 16 Klubs Europas natürlich auch nationale Erfolge zum Ziel. Dafür hat Svetislav Pesic, der einstige Alba-Coach, in München ein Ensemble zusammengestellt, das alleine mit seinen individuellen Fähigkeiten in der Bundesliga Schrecken verbreitet und sich in der Euroleague Respekt verschafft. Aber Pesic fragt mantraartig: "Was haben wir erreicht? Sind wir Champion?" Die Antwort erübrigt sich, er gibt sie trotzdem: "Nichts, keinen Titel." Noch, auch daran erinnert der 64-Jährige ständig, hapere es am Zusammenspiel.

Dennoch ist die Qualität im Kader beeindruckend: "Wir haben keine erste Fünf", sagt Robin Benzing, "wenn die erste Fünf vom Feld geht, kommt die nächste erste Fünf." Das ist nicht übertrieben, und jetzt kommt in dem von einem Handbruch genesenen Deon Thompson ein weiterer Hochkaräter dazu, er war Berlins Topscorer der vergangenen Saison. Die Tiefe des Kaders sei der große Unterschied zur vergangenen Saison, meint Benzing: "Aber das ist noch lange kein Grund zum Abheben."

Das hört der Trainer gerne. Euphorie? Pesic spuckt das Wort aus, als ob es schlecht schmecke: Für Euphorie gebe es keinen Grund. Er denke von Training zu Training, von Spiel zu Spiel, das haben auch seine Profis verinnerlicht.

Nun also zunächst Malaga, eine spanische Spitzenmannschaft, die ähnlich spielt wie der FC Bayern. "Mit einer extrem aggressiven Defense", wie Pesic weiß, provozierte Malaga pro Partie 18 bis 20 Ballverluste und bestrafte diese umgehend: "Sie sind sehr gut im Fast Break und haben einen guten Offensiv-Rebound." Die Spanier haben ihr Team vor der Saison nicht so umfassend umgebaut wie die Bayern, aber in Joan Plaza einen neuen Coach verpflichtet.

Der war mit Real Madrid 2007 spanischer Meister und im vergangenen Jahr mit Zalgiris Kaunas litauischer. Sein Team rangiert in der heimischen Liga momentan auf Platz sechs, bei drei Siegen und einer Niederlage. In der Euroleague hat Malaga wie München eine 2:1-Bilanz, ebenfalls nur in Piräus gab es eine Niederlage.

In jedem Fall dürfte Malaga ein gleichwertiger Gegner sein, bester Akteur ist der Amerikaner Nik Caner-Medley, der im Schnitt in den drei Euroleague-Partien 15 Punkte warf. Das Team ist mit Nationalspielern gespickt wie dem Slowenen Zoran Dragic, dem Litauer Mindaugas Kuzminskas oder dem Serben Vladimir Stimac. Respekt habe man, sagt Benzing, mehr auch nicht. Und Svetislav Pesic hat ohnehin den Anspruch, jedes Spiel zu gewinnen.

Die Bayern könnten an diesem Wochenende international weiter an Respekt gewinnen und national den Eindruck festigen, dass sie schwer zu schlagen sind. In Berlin könnten sie die Tabellenspitze verteidigen. Luca würde sich freuen.

© SZ vom 08.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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