Augustine Rubit bekam am Sonntag eine sehr herzliche Begrüßung in der Arena der Bayern-Basketballer, so wie sich das eben gehört für verdiente Ehemalige. Die Fans applaudierten heftig, als der Name des 34-jährigen US-Amerikaners aufgerufen wurde. Die früheren Kollegen Carsen Edwards und Vladimir Lucic umarmten ihn freundschaftlich, mit Leandro Bolmaro und Serge Ibaka gab es harmonische Handshakes. Und das, obwohl Rubit am Sonntagnachmittag als Gegner gekommen war, im Trikot der Rostock Seawolves, die den Power Forward Ende März verpflichtet hatten - auch um dabei zu helfen, sie vor dem Abstieg zu retten.
Und dann gelangen Rubit auch noch die ersten beiden Punkte für Rostock an diesem letzten Hauptrundenspieltag der Basketball-Bundesliga. Das für die Bayern, die als Tabellenführer in die Playoffs einziehen und dort auf Hamburg, Oldenburg, Ludwigsburg oder Bonn treffen, rechnerisch bedeutungslose Spiel endete 101:73 (52:37). Die für Rubit und Rostock gute Nachricht: Trotz der Niederlage bleiben sie in der Bundesliga, weil Berlin parallel das Spiel gegen Crailsheim gewann - die Merlins steigen nun neben Tübingen ab.
Für Rubit endete zum Saisonabschluss mit Rostock auch eine Leidenszeit. Im Februar des vergangenen Jahres hatte er sich während des Pokalhalbfinales mit den Bayern gegen Alba Berlin die Achillessehne gerissen, ein Jahr lang befand er sich dann im Aufbautraining. Rubit hatte das Spiel der Münchner seit 2021 mitgeprägt, zog mit ihnen ins Euroleague-Viertelfinale ein und wurde deutscher Pokalsieger - allerdings am Tag nach seiner Verletzung. Einen Vertrag bekam er für die Spielzeit 2023/24 auch wegen der Schwere seiner Blessur nicht mehr. Er kehrte in die USA zurück, trainierte für sich, versuchte, fit zu werden.
"Er ist menschlich über alle Zweifel erhaben", sagt Rostocks Coach Christian Held über Rubit
Durch die Option, die sich in Rostock auftat, hat Rubit nun immerhin wieder Spielpraxis bekommen. Er konnte sich zeigen, wenn auch nur in zwei Partien - vor dem Spiel in München kam er nur gegen Braunschweig zum Einsatz. In München bewies er seine Wurfqualitäten und war mit 13 Punkten zweitbester Scorer der Rostocker. "Er ist menschlich über alle Zweifel erhaben, und das hat er neben seiner sportlichen Qualität in die Mannschaft gebracht", sagte Rostocks Trainer Christian Held nach der Partie. Der Wechsel nach Rostock "war eine gute Entscheidung von ihm, auch wenn er uns sportlich sicher mehr hätte geben wollen".
Für die Bayern, die letztlich souverän siegten, geht es nun in eigener Halle mit den Playoffs weiter. Am kommenden Samstag und am Pfingstmontag sind ihre ersten beiden Viertelfinalspiele in der Best-of-five-Serie, ihr Gegner wird diese Woche noch in den Play-Ins ermittelt. Erst im Finale könnte es für den Topfavoriten auf den Meistertitel dann zum Duell mit Alba Berlin kommen - das jüngste, nicht gerade punktreiche Duell endete am Freitag mit einer 53:59-Niederlage der Bayern - die den Saison-Negativrekord Berlins in der Kategorie "wenige Punkte" einstellten. Rostock bekam dies am Sonntag zu spüren, als die Münchner wesentlich mehr Freiheiten in der Offense hatten - und die 100 Punkte 15 Sekunden vor Schluss knackten. Augustine Rubit durfte das egal sein. Er war froh, wieder auf dem Parkett gestanden zu sein.