Basketball:"Ich finde es falsch, dass wir heute spielen müssen"

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Zwischen Lachen und Grollen: Bayern Münchens Topscorer Othello Hunter. (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Die von einem neuerlichen Corona-Ausbruch und von Verletzungen geplagten Bayern-Basketballer schlagen Frankfurt souverän mit 72:53. Das Sportliche gerät aber in den Hintergrund, weil sie sich bei der Liga darüber beschweren, zum Spielen gezwungen worden zu sein.

Von Sebastian Winter

Wer am Sonntag beim Bundesliga-Spiel der FC-Bayern-Basketballer gegen die Frankfurt Skyliners auf die Ersatzbank der Münchner blickte, der sah vor allem: ziemliche Leere. Zehn Profis hatte Andrea Trinchieri für das Spiel gegen Ludwigsburg aufgeboten, mehr hatte der Trainer nicht mehr auftreiben können. Nach dem neuerlichen Corona-Ausbruch Mitte der Woche hatten die Bayern der Liga insgesamt neun Positivfälle melden müssen, zusätzlich gingen laut den Münchnern drei Betreuer in Quarantäne. Außerdem haben sie mehrere Verletzte zu beklagen, Ognjen Jaramaz fällt mit einem Bänderriss wochenlang aus, Paul Zipser und Darrun Hilliard ohnehin, dazu waren am Sonntag Co-Kapitän Vladimir Lucic, Kapitän Nihad Djedovic und Nick Weiler-Babb angeschlagen, sie standen am Sonntag gegen die Frankfurt Skyliners nicht in der Starting five, Djedovic spielte gar nicht.

Dieser Aderlass hatte bereits zur Verlegung des für vergangenen Freitag geplanten Auswärtsspiels bei Fenerbahce Istanbul in der Euroleague geführt. Den Antrag des deutschen Pokalsiegers, auch die Partie am Sonntag gegen Frankfurt wegen zu weniger einsatzfähiger Spieler zu verlegen, lehnte die Basketball-Bundesliga (BBL) am Samstag jedoch rundheraus ab - ihre Regel ist enger gefasst als die der Euroleague. Sie lautet, verkürzt gesagt, dass eine Mannschaft spielen muss, wenn ihr acht einsatzfähige Akteure zur Verfügung stehen. Eine Verletztenliste, wie die Euroleague, führt die BBL nicht. Theoretisch könnte also auch der Busfahrer spielen, falls ihn der Klub vorher registriert hat. Und auch angeschlagene Spieler.

Die Bayern gewannen das Spiel gegen Frankfurt dann souverän mit 72:53 (39:18), dennoch stieß die Entscheidung der Liga auch Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic sauer auf. "Ich finde es falsch, dass wir heute spielen müssen, ganz einfach", sagte Pesic schon kurz vor dem Anpfiff bei Magentasport: "Unsere gesamte zweite Mannschaft ist in Quarantäne, wir können keinen Spieler hochziehen. Das ist für mich realitätsfremd. Und ich weiß nicht, wie ein verletzter Spieler als spielberechtigt gelten soll. Sollen wir jetzt verletzte Spieler zwingen zu spielen? Ich will keine Lex Bayern, sondern meine Spieler schützen."

"Karma is undefeated", sagt Trinchieri am Ende noch an die Liga gewandt

Auch Frankfurt hätte dem Vernehmen nach einer Verlegung auf Ende der kommenden Woche zugestimmt, die Liga beharrte trotzdem darauf, das Spiel durchzuführen. Wie schon öfter, auch Anfang Januar, als Würzburg und Bayreuth gegeneinander spielen mussten, obwohl es Corona-Fälle in Würzburgs Team gab - die Partie wurde dann zu einer Art Superspreader-Event. Die Frage ist ja auch aktuell, ob sich nun nicht noch jemand im Audi Dome zusätzlich auf dem Feld mit dem Corona-Virus infiziert hat - trotz aller seriösen Tests im Vorfeld der Partie schwingt diese Gefahr ebenfalls noch mit.

Die Bayern, die zwischenzeitlich wegen des Corona-Ausbruchs nicht trainiert hatten, starteten dann immerhin mit einem 19:4-Lauf gegen den Tabellen-15. Frankfurt, den erst die Sirene am Ende des ersten Viertels stoppte. Den unglücklichen Umständen folgte eine Trotzreaktion der übrig Gebliebenen, die von den Zuschauern mit großem Applaus quittiert wurde. 39:18 stand es zur Pause, in der ein paar Kinder in Mini-Flugzeugen übers Parkett bretterten, immerhin eine kleine Auflockerung in der ansonsten eher bleihaltigen Gemengelage. 3250 Fans hätten nach den aktuellen Regelungen - mit 50-Prozent-Auslastung - in die Halle gedurft, 1127 kamen schließlich nur. Weitaus mehr Menschen hatten einen Spaziergang unter blauem Himmel im Westpark neben der Halle vorgezogen, was die Laune der Bayern-Verantwortlichen, trotz des Sieges, kaum verbessert haben dürfte.

Der Vorsprung der Münchner schmolz zugleich auch nach der Pause kaum, der Erfolg geriet nie in Gefahr. Auch weil Othello Hunter als Topscorer mit 14 Punkten und Deshaun Thomas (11) in der Offense überzeugten - und Joshua Obiesie mit acht Defensiv-Rebounds. "Wir haben konzentriert gespielt", sagte Trainer Trinchieri noch, der froh war, dass sich nicht noch mehr Spieler verletzten. "Karma is undefeated", sagte Trinchieri am Ende noch an die Liga gewandt, in Bezug auf die Ansetzung des Spiels. Unschwer zu erraten, dass er damit eher nicht das Karma der BBL meinte. Dann machte er sich auf den Weg, in 48 Stunden spielen die Bayern ja schon wieder in Chemnitz.

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