FC Barcelona:Barça liefert Bilder des Streits

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Uneinig: Gerad Piqué und Arturo Vidal wollen beide abschließen. Und streiten sich hinterher. (Foto: AFP)
  • Der FC Barcelona kassiert gegen Betis Sevilla erstmals seit 2003 wieder vier Gegentore im eigenen Stadion.
  • Die Mannschaft hat ein Defensivproblem, bereits 18 Gegentore stehen zu Buche.
  • Gegen Betis patzt zudem noch der deutsche Torhüter ter Stegen.

Von Christoph Söller

Die Szene in der 89. Minute war vielleicht symptomatisch für den Abend des FC Barcelona. Drei Barça-Spieler warteten am hinteren Pfosten auf die Flanke und der eingewechselte Arturo Vidal hätte den Ball per Kopf lockerleicht über die Linie drücken können. Doch sein Kollege Gerard Piqué kam ihm zuvor, erwischte das Leder nicht ideal und nahm seinem Mitspieler und damit auch dem FC Barcelona die Chance, das Desaster noch zu verhindern. 2:4 stand des zu dem Zeitpunkt gegen Betis Sevilla, dass kurz darauf immerhin Lionel Messi noch auf 3:4 verkürzte, half nichts mehr.

Und so blieben von dieser kuriosen Heimpleite der Katalanen gegen die Anadalusier Bilder des Streits hängen. Das unfreiwillige Kopfballduell zwischen Piqué und Vidal fand nach dem Spiel im Mittelkreis eine Aufarbeitung, beide redeten wütend aufeinander ein. Auch wenn die beiden Streithähne sich bemühten, ihre Münder per Hand zu bedecken, fingen die Fernsehkameras den Disput ein. Er dürfte auch dem Frust über die zweite Saisonniederlage geschuldet sein. Es war eine Pleite, die vieles offenlegte, was bei Barça gerade schief läuft.

Die Zuschauer straften ihre Mannschaft mit Schweigen

Gegen Real Betis wollte am Sonntagnachmittag tatsächlich kaum etwas gelingen. Barcelona kassierte Tore wie lange nicht - vier Stück daheim im Nou Camp, das hatte es zuletzt vor 15 Jahren gegeben, als ein gewisser Roy Makaay mit Deportivo La Coruña den Partycrasher spielte. Insofern hat diese 3:4 Niederlage gegen Sevilla fast schon historischen Charakter. Selbst zwei Treffer von Messi nach dessen dreiwöchiger Verletzungspause und einer des eingewechselten Vidal konnten den Super-Gau gegen den Tabellenvierzehnten nicht verhindern.

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Die Zuschauer straften ihre Mannschaft mit Schweigen, Gespensterstunde im Stadion, solche Auflösungserscheinungen von Barça erlebt man selten. Der Vorsprung auf den FC Sevilla, den Tabellenzweiten, ist auf einen Punkt geschrumpft, die direkten Verfolger, zu denen neuerdings auch wieder Real Madrid gehört, haben allesamt gewonnen an diesem 12. Spieltag in Spanien. Barça hat 24 Zähler auf dem Konto, in der vergangenen Saison waren es zum gleichen Zeitpunkt zehn Punkte mehr.

Den Meister plagt derzeit ein ganzes Füllhorn an Problemen, angefangen mit der überaus wankelmütigen Defensive, die Abwehrchef Piqué nicht organisiert bekommt. Noch ein Vergleich: Waren es nach 12 Spieltagen im vergangenen Jahr nur vier Gegentore, musste das Team jetzt schon 18 Gegentreffer hinnehmen - Barcelona hat die sechstschlechteste Abwehr in La Liga. "Wir kennen das Problem", gab Piqué zu und forderte, im Kollektiv besser zu verteidigen.

Gegen Betis patzte beim Gegentor zum 1:3 auch noch der sonst so souveräne deutsche Keeper Marc-André ter Stegen. Seinen Jubiläumstag ruinierte er sich so selbst: Nach seinem 92. Einsatz für Barcelona ist er nun der deutsche Torhüter mit den meisten Einsätzen in Spaniens erster Liga. Bei Barça gestaltet sich nach den Abschieden der Vereinsikonen Xavi und Iniesta der Umbruch schwieriger als gedacht, trotz Tabellenführung und Siegen in der Champions League wirken die Vorträge unter Trainer Ernesto Valverde nicht immer gefestigt. "Ein Rückschritt", so titelte Barcelonas größte Sportzeitung Mundo Deportivo in gelben Lettern - fasste den Frust mit dem Bild der verzweifelten Pique und Vidal beim Torabschluss zusammen.

Ein Wortspiel mit dem Nachnamen von Dembélé

Zudem muss sich der Verein mit Nebenkriegsschauplätzen wie Ousmane Dembélé herumärgern. Der war vor dem Spiel gegen Betis von Coach Valverde aus dem Kader gestrichen worden, weil er ohne Abmeldung nicht zum Training erschienen war. "Dembelío" taufte ihn daraufhin Mundo Deportivo. Das Wortspiel mit dem Nachnamen des Franzosen plus die Endung lío statt bedeutet Chaos, es kann aber auch jemanden beschreiben, der schlicht verloren gegangen ist.

Keine unpassende Beschreibung also, ist es doch nicht die erste Disziplinlosigkeit des Franzosen. Statt auf dem Platz zu stehen, saß er dann gegen Sevilla mit Wintermütze und Goldbrille auf der Tribüne und musste die Pleite seiner Kollegen mit ansehen. Vor den nächsten Aufgaben stehen nun Aufräumarbeiten an. Nach der Länderspielpause muss Barça in die Haupstadt zum Duell mit Atlético Madrid.

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