FC Barcelona:Im Sumpf des Präsidenten

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FC Barcelona: zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte mit Werbung auf dem Trikot. (Foto: AFP)

Der FC Barcelona rudert im Geschäftssumpf seines Präsidenten Sandro Rosell: Der seit 2010 amtierende Sportmanager ist nun in Brasilien des Betruges angeklagt. Zuvor war Rosell schon mit Sponsorgeschäften in die Kritik geraten. Unter seiner Führung hat der Klub jetzt erstmals in der Geschichte bezahlte Trikotwerbung.

Von Thomas Kistner

Die sportliche Sonderklasse des FC Barcelona steht außer Frage. Trotzdem rudert die Nummer eins der Fußballwelt jetzt im Geschäftssumpf ihres Präsidenten Sandro Rosell, 49: Der seit 2010 amtierende Sportmanager wird in Brasilien des Betruges angeklagt. Rosell, einst als Nike-Repräsentant zuständig für die brasilianische Auswahl und eng mit dem langjährigen Verbandschef Ricardo Teixeira verbandelt, soll über seine Agentur Ailanto die Ausrichtung eines Testspiels zwischen Brasilien und Portugal erschlichen und sich an Bundesmitteln bereichert haben.

Beim Match im Herbst 2008 in Brasilia (6:2 für die Seleção) traten die Stars der Teams an. Der Bundesdistrikt Brasilia zahlte Rosells Marketingagentur Ailanto für die Austragung neun Millionen Reais (3,5 Millionen Euro). Überprüfungen ergaben, dass Ailanto überhöhte Rechnungen für die Logistik stellte, die Rede ist vom doppelten Preis. Die Bundesjustiz ermittelte, nun liegt die Klage dem 8. Strafgericht in Brasilia vor, berichtet das Blatt Folha de São Paulo.

Mit angeklagt im Deal mit Fußballrechten ist ein Ex-Gouverneur, verwickelt auch Rosells alter Intimus Teixeira. Der musste im Zug der Affäre vor Jahresfrist auf Druck von Regierungschefin Dilma Rousseff seine Ämter als Boss des Nationalverbandes und im Vorstand des Weltverbandes Fifa abgeben; eilig siedelte er nach Florida um.

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In den Fußball gelangte Teixeira über Schwiegervater João Havelange, Fifa-Boss (1974 bis '98) und väterlicher Förderer seines Nachfolgers Sepp Blatter. Havelange, Teixeira sowie die Fifa als Organisation werden auch von der Schweizer Strafjustiz als Sünder in der Schmiergeldaffäre um die frühere Marketingagentur ISL belastet. Den Fall fegt die Fifa-Ethikkommission vermutlich nächste Woche vom Tisch.

Die Ermittlung zu Rosells Ailanto ergab, dass die Firma fünf Monate vor dem Ländermatch 2008 gegründet und acht Tage davor einen Ableger kreiert hatte, der an Teixeiras Landsitz firmierte. Die Agentur Ailanto soll dem Funktionär 275.000 Euro überwiesen haben. Laut Aktenlage erging im Juni 2011 zudem ein Scheck über 3,8 Millionen Reais (1,7 Millionen Euro) auf das Konto Antônia Teixeiras - sie ist die elfjährige Tochter des Funktionärs.

Das Duo Teixeira/Rosell hat wiederholt mit dubiosen Finanzgeschäften für Wirbel gesorgt. Gut vernetzt waren sie auch mit Jerôme Valcke; der Fifa-Generalsekretär beaufsichtigt die WM-Vorbereitung in Brasilien. Rosell wies die Vorwürfe zurück, sein Anwalt sieht "keine rechtliche Basis für die Anklage".

Doch die Aktenlage ist dicht, es geht auch um Dokumentenfälschung. So soll Ailanto ihre Veranstalterkompetenz durch die Auflistung von Events belegt haben, die vor Gründung der Agentur stattfanden, zertifiziert von einer Firma, die ebenfalls Rosell gehört. Im Falle einer Verurteilung drohen bis zu acht Jahre Haft.

Rosell geriet auch schon in Barcelona mit Sponsorgeschäften in die Kritik. Er hat Barça an die Qatar Foundation angebunden; erstmals in der Geschichte treibt der Klub jetzt bezahlte Trikotwerbung. Der Vertrag läuft bis 2016, Rosells Amtszeit endet dann. Besiegelt wurde er Tage nach dem WM-Zuschlag 2022 für Katar. Barça erhält 165 Millionen Euro.

© SZ vom 14.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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