FC Augsburg:Zwei Beine und zwei Hände

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Wieder mal in einem Bundesligator: Tomas Koubek. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Die giftige Atmosphäre ist das Hauptthema beim 1:1 zwischen Augsburg und Wolfsburg. Derweil gibt ein Torwart nach 883 Tagen ein bemerkenswertes Comeback.

Ein hitziges 1:1, ein märchenhaftes Comeback - und dann Kritik am Schiedsrichter. Der Kapitän des FC Augsburg, Jeffrey Gouweleeuw, hat nach der Partie gegen den VfL Wolfsburg die Leistung von Referee Daniel Siebert kritisiert. "Meiner Meinung nach hatte der Schiedsrichter die Partie nicht in der Hand", kritisierte Gouweleeuw. Das Spiel sei nicht "übertrieben hart" gewesen, aber: "Wenn er für jedes Ding eine gelbe Karte gibt und sofort droht, die zweite gelbe Karte zu geben, diese Art und Weise Schiedsrichter zu sein, gefällt mir dann nicht." Gegen Ende der ersten Halbzeit hatte Siebert rund um eine Rudelbildung mit Handgreiflichkeiten und Kratzwunden alleine sechs Akteure verwarnt.

Detailliert und geduldig begründete Siebert hinterher seine Entscheidungen: "Dass so etwas in Augsburg gegen Wolfsburg passieren kann, da muss man ehrlich sein, darauf waren wir eingestellt", sagte der Berliner Referee mit Blick auf den Massenauflauf, bei dem auch Augsburgs Geschäftsführer Stefan Reuter und Wolfsburgs Trainer Niko Kovac jeweils Gelb sahen. "Wir haben versucht, mit strengen Strafen die größten Aggressoren zu bestrafen." Siebert hatte bei der Aufregerszene den Eindruck, "dass da draußen keiner ist, der mithilft zu deeskalieren", sondern dass versucht worden sei, "weiter Öl ins Feuer zu gießen". Zugleich wies er darauf hin, dass er auch hätte noch härter durchgreifen können, er hätte genauso gut "fünf Platzverweise" pfeifen können.

Während die giftige Atmosphäre das Hauptthema des Spiels war, gab der ehemalige tschechische Nationaltorwart Tomas Koubek ein bemerkenswertes Comeback. Nach dem Ausfall von Stammkeeper Rafal Gikiewicz katapultierte Trainer Enrico Maaßen den 30-Jährigen von der Tribüne direkt auf den Rasen. Und Koubek hielt 883 Tage nach seinem letzten Bundesliga-Einsatz ausgezeichnet. "Mich freut, dass alles so gut geklappt hat. Ich habe wieder gefühlt, dass ich Bundesliga spielen kann", sagte Koubek. Seinen letzten Auftritt hatte er gar nicht mehr im Kopf - es war der 27. Juni 2020 beim 1:2 gegen RB Leipzig gewesen.

Koubek sollte beim FC Augsburg eigentlich mal die Langzeit-Lösung zwischen den Pfosten werden. Der damalige Nationalspieler kam im Sommer 2019 von Stade Rennes aus Frankreich, verlor aber noch in seiner ersten Saison seinen Platz an den damaligen Konkurrenten Andreas Luthe. Im Sommer 2020 holten die Augsburger dann Gikiewicz von Union Berlin. In dieser Saison überholte ihn sogar Daniel Klein in der Torhüter-Hierarchie. "Ich kann den Vereinen wieder zeigen, dass ich zwei Beine, zwei Hände habe und schießen kann", sagte der 1,98-Meter-Hüne nun scherzend.

Maaßen hat mit seiner Entscheidung für Koubek den 21 Jahre alten Ersatzmann Klein allerdings komplett degradiert. Wenn eine angebliche Nummer zwei nicht spielt, wenn die Nummer eins ausfällt, wann sonst? Die Leistung Koubeks fand Maaßen toll. Auch von Geschäftsführer Stefan Reuter gab es ein Lob: "Tomas hat lange warten müssen und hat es richtig gut gemacht."

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