FC Augsburg:Trainerdiskussion um Weinzierl: Bitte Ruhe!

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Markus Weinzierl: Umworben im Abstiegskampf (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Augsburg steckt mitten im Abstiegskampf und kann die Diskussion um den möglichen Weggang seines Trainers Weinzierl nicht gebrauchen.
  • Manager Stefan Reuter fordert Ruhe und hält die Spieler von der Öffentlichkeit zurück.
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Von Kathrin Steinbichler

Nein, Stefan Reuter hatte an diesem Dienstag keine gute Laune. Das Wetter war zwar gut und die Bedingungen beim Training bestens. Reuter konnte sich sogar das Sakko locker über den Arm werfen, so warm war es, als die Bundesligaprofis des FC Augsburg am Vormittag den Trainingsplatz betraten. Doch der Manager des FCA war nicht in der Stimmung, den Frühlingstag zu genießen. Augsburg steckt im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga, da kann Reuter nicht noch zusätzliche Probleme gebrauchen. Doch die hat er seit dem vergangenen Samstag.

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"Sehr ärgerlich" sei die immer wieder hochkochende Trainerdebatte um Markus Weinzierl, sagte Reuter. So eine Unruhe "können wir nicht gebrauchen". Am vergangenen Samstagmittag, kurz vor dem Auswärtsspiel in Mainz, war bekannt geworden, dass Weinzierl über seinen Berater Roman Grill bereits Gespräche geführt hatte über einen möglichen Wechsel zu Aufstiegsanwärter RB Leipzig. Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff selbst hatte berichtet, dass es Verhandlungen gegeben habe, es aber nicht zu dem Wechsel kommen werde. Seitdem steht Aussage gegen Aussage, wer wem zuerst abgesagt hat. "Für mich ist diese Geschichte schon länger abgehakt", betonte Weinzierl am Dienstag nach dem Training. "Wie das nach außen gedrungen ist, ist mir auch ein Rätsel."

Weinzierl-Berater macht sich keine Freunde

Weinzierl-Berater Roman Grill jedenfalls hat sich mit seiner Vorgehensweise beim FC Augsburg keine Fans gemacht. Schon in der Vergangenheit war es immer wieder mal öffentlich geworden, dass andere Klubs Interesse am gebürtigen Straubinger Weinzierl hatten. Im vergangenem Sommer galten Mönchengladbach, Schalke und Leipzig als Interessenten, Weinzierls Absage an Schalke drang damals ebenfalls nach außen und wurde daraufhin von ihm selbst bestätigt. Jetzt, mitten im Abstiegskampf, steht der FCA erneut da wie eine Ehefrau, bei der man bleibt, weil es mit der Geliebten nicht klappt. Und Manager Reuter ist sauer.

Dass die Verhandlungen mit Leipzig an die Öffentlichkeit gekommen sind, "macht die Situation sicher nicht einfacher", kritisierte der frühere Weltmeister. Weinzierl habe allerdings versichert, "dass er sich mit dem Thema nicht beschäftigt hat. Der Markus ist mit vollem Engagement jetzt hier, in Augsburg und gibt alles für den Erfolg. Das sind teilweise dann auch Berater, die versuchen, vielleicht Optionen aufzubauen." Zukunftsoptionen, die die Konzentration in der Gegenwart vielleicht stören.

Am Samstag (15.30 Uhr) steht für Augsburg das wichtige Auswärtsspiel beim direkten Tabellenkonkurrenten Werder Bremen an, der mit einem Punkt mehr als der FCA auf dem ersten Nichtabstiegsplatz steht. "Für uns ist jetzt entscheidend, uns zu fokussieren, das ist das Wichtigste", mahnte Reuter. "Die ganzen Störfeuer außen herum dürfen uns da nicht belasten. Dass Markus Weinzierl immer wieder ins Gespräch gebracht wurde, das ist so, das können wir auch nicht ändern. Aber die Fakten sind so: Er hat einen Vertrag hier bis 2019, und wir gehen davon aus, dass wir weiter zusammenarbeiten." Allerdings weiß auch der FCA-Manager, dass ein Abschied nach der Saison wahrscheinlich ist. Also fügt er an: "Wenn ein anderer Verein auf uns zukommt und ein Markus Weinzierl dann auf uns zukommt, dann werden wir Gespräche führen. Aber sicher nicht jetzt in der schwierigen Phase."

Die Schwaben, die bislang noch in jeder schwierigen Phase ihres Vereins damit beeindruckten, dass sie die Ruhe bewahrten, müssen derzeit genau darum ringen. Nach dem Training am Dienstagvormittag zog sich die Mannschaft daher für den Rest der Woche von der Öffentlichkeit zurück: Bis zur Abreise nach Bremen am Freitag sind drei Geheimeinheiten angesetzt. Allerdings weniger für neue taktische Kniffe oder Standards, sondern wegen der ersehnten Ruhe für Spieler und Trainerstab. "Es ist sehr wichtig, dass man die Ruhe hat, dass man gezielt und konzentriert trainieren kann", erklärte Reuter die Maßnahme. Immerhin muss der FCA ja nicht nur auf die Fragen nach der Zukunft Antworten finden, sondern auch auf seine Ausfälle.

Vor allem auf der Außenverteidigerposition gehen dem Drittletzten die Alternativen aus: Neben Kapitän Paul Verhaegh ist auch Konstantinos Stafylidis verletzt. Auch Defensiv-Allrounder Markus Feulner, der nach seinem Jochbeinbruch mit einer Gesichtsmaske aufläuft, muss nach seiner fünften gelben Karte ersetzt werden. Dazu fehlten am Dienstag Innenverteidiger Jeong-Ho Hong, Jeffrey Gouweleeuw und Angreifer Dong-Won Ji. Reuter bemühte sich dennoch um Zuversicht: "Letzte Woche haben wir noch einmal an die Dinge erinnert, die uns stark gemacht haben", erzählte der Manager und verwies auf den Besuch von Motivationstrainer Jörg Löhr, mit dem der FCA zuvor schon zusammengearbeitet hatte.

"Was wir in Mainz nicht hinbekommen haben, ist die Kompaktheit auf dem Platz. Wir haben zu viele Lücken aufgehen lassen", sagte Reuter. "Jetzt gilt es, die Dinge wieder gemeinsam anzugehen." Der Frage, ob er sich bereits auf eine Suche nach einem Nachfolger für Weinzierl gemacht habe, weicht er aus: "Wir kümmern uns jetzt nur um die nächsten Spiele." Wenn der FCA absteigt, ist die Frage nach dem Trainer vielleicht wirklich nicht die wichtigste.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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