FC Augsburg:Neuer Fleiß

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Platz drei in der Klubhistorie: Michael Gregoritsch (links, gegen Frankfurts Tuta) hat für Augsburg in der Bundesliga insgesamt 24 Tore geschossen - nur Alfred Finnbogason (36 Treffer) und André Hahn (27) weisen mehr auf. (Foto: Christian Kolbert/Imago)

Michael Gregoritsch hatte mit dem FC Augsburg schon gebrochen, nun ist er dessen erfolgreichster Torschütze. Seine erstaunliche Entwicklung hat auch mit vielen Diskussionen mit Trainer Weinzierl zu tun.

Von Maik Rosner

Gleich mehrere Überraschungen hatte das Sonntagsspiel gegen Eintracht Frankfurt hervorgebracht, jedenfalls im Nachgang. Dazu zählte, dass Michael Gregoritsch darüber referierte, wie wichtig die Laufarbeit sei, die Sprints ebenso wie das beständige Verschieben. "Es geht natürlich nicht nur um das, aber das sind Basics", sagte der Angreifer des FC Augsburg nach dem 1:1, erst danach "kommt das Fußballerische dazu". Gregoritsch klang wie ein Lehrer, der aus seinem Fundus der Lebensweisheiten plaudert. Oder zumindest wie ein Musterschüler, womit er ebenfalls eine ungewohnte Rolle einnahm.

Nun hat sich das Fußballerische, darunter die technischen Elemente, für Gregoritsch noch nie als größtes Hindernis des Spiels erwiesen. Dass der 27 Jahre alte Österreicher aber einmal als Verfechter der Fleißarbeit auftreten würde, galt vor wenigen Monaten noch als so wahrscheinlich wie ein deutscher Meistertitel für den FCA. Inzwischen allerdings kombiniert Gregoritsch sein Talent mit einem neuen Arbeitseifer, weshalb Markus Weinzierl lobte: "Er hat's kapiert." Einen Mangel an Intensität, ob im Training oder Spiel, hatte der Trainer bei Gregoritsch oft beklagt. "Das war immer das, worüber wir in den ersten Wochen miteinander diskutiert haben", erzählte Weinzierl, "aber da ist er auf dem Vormarsch. Wir brauchen diese Intensität, und da ist er vorne ganz wichtig im Anlaufverhalten."

Der Lohn seiner neuen Arbeitsmoral ist für Gregoritsch neben den deutlich gestiegenen Einsatzzeiten der Sprung an die Spitze der internen Torschützenliste. Nach dem Rückstand durch Daichi Kamada gelang Gregoritsch gegen die Eintracht sein vierter Saisontreffer, als er Frankfurts Torwarttalent Diant Ramaj mit einem Linksschuss aus spitzem Winkel überlistete.

Die Saison 2018/19 war der Beginn eines Negativtrends - und des Auseinanderlebens

Dass Gregoritsch torgefährlich ist, wissen sie schon lange in Augsburg. In seiner ersten Saison 2017/18 beim FCA, zugleich seine erfolgreichste als Profi, gelangen ihm 13 Tore. In der Spielzeit 2018/19 glückten ihm noch sechs Treffer. Es war der Beginn eines Negativtrends - und des Auseinanderlebens. In der Saison 2019/20 gipfelte das darin, dass Gregoritsch unter Trainer Martin Schmidt kaum zum Einsatz kam und im November eine Reise zu Österreichs Nationalteam nutzte, um seiner Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Er wolle "im Winter unbedingt von Augsburg weg", sagte er damals und erinnerte an seinen Landsmann Martin Hinteregger, der mit gezielten Eklats einen Wechsel erzwungen hatte. "Man sieht, dass es Möglichkeiten gibt, aus Augsburg wegzukommen. Aber wenn man sich so verhält wie ich, anscheinend nicht", sagte Gregoritsch. Bald darauf wurde er zum FC Schalke verliehen. Nach 14 Einsätzen mit einem Tor kehrte er vom Absteiger zum FCA zurück und kam in der vergangenen Saison unter Trainer Heiko Herrlich hauptsächlich zu Kurzeinsätzen.

"Das war weit weg vom Kindergarten. Das war Männerfußball", sagt Gregoritsch über das Frankfurt-Spiel

Es ist erstaunlich, dass Gregoritsch und der FCA noch einmal zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit gefunden haben. Einen Neustart hatte Gregoritsch vor dieser Saison zwar ausgerufen, doch erst seit Dezember setzt Weinzierl verstärkt auf ihn. Nun sind es der zurückgekehrte Trainer und der zurückgekehrte Angreifer, auf denen ein wesentlicher Teil der Augsburger Hoffnungen ruht, dass die Versetzung in ihr zwölftes Bundesligajahr gelingt. Der Punkt gegen Frankfurt brachte sie dafür zwar kaum weiter, mit der Leistung waren sie beim FCA aber einverstanden - jedenfalls überwiegend.

"Was wir machen in 2022, ist Kindergarten. Wir bekommen vier Tore im neuen Jahr und schießen diese vier selber", schimpfte Rafal Gikiewicz. Das wollte Gregoritsch so nicht stehen lassen, gerade auch wegen der ganzen Fleißarbeit. "Wenn man gesehen hat, wie wir uns reingeschmissen haben, wie wir gesprintet sind, wie wir Fußball gespielt haben, dann war das weit weg vom Kindergarten. Das war Männerfußball", widersprach er dem eigenen Torwart energisch, was noch so eine Überraschung des Sonntags war. Fehler, wie der Rückpass von Niklas Dorsch in die Füße von Jesper Lindström vor dem 0:1, passierten nun mal. "Ich glaube nicht, dass wir da jetzt irgendwas als Kindergarten-Fußball bezeichnen müssen", befand Gregoritsch. Er klang nun fast persönlich beleidigt. Für ihn fühlt sich seine neue Laufbereitschaft ja ziemlich erwachsen an.

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