FC Augsburg gegen Hertha BSC Berlin:Majestätsbeleidigung fest eingeplant

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Die Berliner trauen ihrem neuen Trainer Otto Rehhagel derzeit alles zu. Beim FC Augsburg wollen sie die Verehrung des Altmeisters allerdings nicht übertreiben, im Gegenteil: Der Ligavorletzte rechnet fest mit einem Heimsieg gegen Berlin - und der ist für die Schwaben auch absolut notwendig.

Kathrin Steinbichler

Die Nachrichten, die derzeit aus der Hauptstadt ins entfernte Augsburg dringen, sind beeindruckend. Hertha-Trainer Otto Rehhagel, der diesen Samstag (15.30 Uhr) mit dem Spiel beim FC Augsburg in die Bundesliga zurückkehrt, hat in Berlin bereits eine satte Machtfülle erreicht: "Ich bin bei Hertha das Gesetz", hatte er beim Amtsantritt zu Wochenbeginn wissen lassen.

Immer schön den Ball im Auge behalten: Nach abgesessener Gelbsperre kehrt Daniel Baier gegen Berlin ins Augsburger Mittelfeld zurück. (Foto: dapd)

Am Donnerstag ließ dann auch noch die Berliner CDU verlauten, sie werde Rehhagel am 18. März als einen ihrer sieben Wahlmänner zur Wahl des Bundespräsidenten ins Parlament entsenden. An Otto Rehhagel, 73, ist momentan kaum ein Vorbeikommen, und es gibt wohl nur wenig, was die Berliner ihm derzeit nicht zutrauen.

Beim FC Augsburg aber wollen sie die Verehrung des Altmeisters nicht übertreiben, im Gegenteil: "Wir haben natürlich eine Majestätsbeleidigung vor", sagte FCA-Geschäftsführer Andreas Rettig am Freitag im ZDF-Morgenmagazin.

Die geplante Majestätsbeleidigung ist aus Sicht der Augsburger auch absolut notwendig: Mitaufsteiger Hertha BSC mit nur zwei Punkten mehr auf dem Tabellenkonto auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Der dünne Strich, auf dem die Berliner derzeit balancieren, ist die rettende Linie, die der Ligavorletzte FC Augsburg erreichen möchte - ob über oder unter dem Strich. "Der Relegationsplatz wäre nach Lage der Dinge auch schon ein Erfolg für uns", hatte Rettig zuletzt festgestellt.

Dass nun also "König Otto" - wie ihn nicht nur die euphorisierten Berliner Medien nennen, sondern auch Hertha BSC selbst in der Mitteilung zum Spiel - zu seinem Ligadebüt am Samstag in die Augsburger Arena einzieht, lässt die hier ansässigen Fußballprofis ziemlich kalt. So zumindest fordert es Jos Luhukay von seinen Spielern.

"Hertha erhofft sich natürlich neue Impulse und den Erfolg von Otto Rehhagel", sagt Luhukay, aber seinen Augsburger Profis "ist letztlich egal, wer an der Seitenlinie steht", glaubt der Trainer des FCA, der hofft, "dass sich meine Spieler von dem sicherlich größeren Medieninteresse frei machen."

Auch das Zuschauerinteresse vor dem ersten Auftritt des Trainer-Faktotums ist enorm: Gerade 1500 Karten der 30.660 Besucher fassenden Arena waren bis Freitagabend noch im Verkauf, der FCA rechnet mit erneut ausverkauften Rängen und rät auf seiner Homepage "zu einer frühzeitigen Anreise".

Die zahlreichen Fans sollen dann nach Willen der Verantwortlichen mit dem herbeigesehnten ersten Dreier seit der Winterpause belustigt werden. "Es zählt nur ein Sieg", weiß Luhukay, "dafür werden wir alles geben." Dazu müsste das Spiel des FCA allerdings kompakter und variantenreicher sein als zuletzt gezeigt. Allerdings kann Luhukay gegen Berlin wieder auf Daniel Baier zurückgreifen. Der Mittelfeldspieler kehrt nach seiner abgesessenen Gelbsperre in den Kader zurück und wird wohl Lorenzo Davids wieder auf die Bank verdrängen.

Auch die Hoffnung auf einen Einsatz von Tobias Werner hat Luhukay noch nicht aufgegeben. Der Flügelspieler hat nach seinem Mittelhandbruch vor zwei Wochen beim 0:0 gegen Nürnberg eine Spezialmanschette angepasst bekommen. Ob Werner allerdings damit auch spielen können wird, "werden wir nach dem Abschlusstraining entscheiden", sagte Luhukay. Sollte Werner ausfallen, wird wohl erneut Marcel Ndjeng auf der rechten Seite zum Einsatz kommen.

Sicher fehlen werden beim FC Augsburg weiter die Mittelfeldspieler Dawda Bah und Jan Moravek sowie Außenverteidiger Marcel de Jong. Stürmer Nando Rafael hat seine Schulterverletzung vom Afrika-Cup zwar überwunden, hat dafür jetzt mit Leistenproblemen zu kämpfen und wird erst kommende Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Otto Rehhagel hat in Berlin das Gefühl, durchaus Einfluss nehmen zu können. "Die Jungs haben im Training alles so umgesetzt, wie ich es wollte", sagte er und stellte fest: "Die Jungs müssen mit Leidenschaft und Begeisterung in das Spiel gehen und die Fragen, die ein Fußballspiel stellt, beantworten können."

Die Antwort des FC Augsburg steht bereits fest: "Wir wollen uns in den entscheidenden Momenten durchsetzen und zuschlagen", erklärte Luhukay. Der König wäre dann in Augsburg das erste Mal gestürzt.

© SZ vom 25.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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