FC Augsburg:Saisonstart am zweiten Spieltag

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Gegen Dortmund haben ihn seine Spieler noch nicht erhöht: Martin Schmidt. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nach dem Pokaldebakel und der Klatsche in Dortmund könnte der FC Augsburg einen Neustart gebrauchen.
  • Vor dem zweiten Saisonspiel gegen Union Berlin sollen dabei die prominenten Neuzugänge helfen.
  • Trainer Martin Schmidt verspricht: "Jetzt haben wir das nachgelegt, was es gebraucht hat."

Von Sebastian Fischer

Spätestens um kurz vor halb vier werden die Menschen im Stadion merken, dass sich etwas verändert hat. Es gibt da jemand Neues beim FC Augsburg, er soll bei den Gegnern in der Bundesliga bleibenden Eindruck hinterlassen: Lukas, der Lokomotivführer. Es ist Tradition, dass der Kapitän der Gastmannschaft bei der Platzwahl eine Marionette aus der Augsburger Puppenkiste geschenkt bekommt, zuletzt war das der Räuber Hotzenplotz.

Dass dieser Sommer einer der Veränderungen beim FCA ist, sollen die Menschen allerdings auch um kurz nach halb vier an diesem Samstag noch sehen, im ersten Heimspiel gegen Union Berlin. "Jetzt muss von uns was kommen", hat Martin Schmidt angekündigt. Jede Woche gibt der Trainer eine Pressekonferenz zum nächsten Spiel, und man tritt wohl niemandem zu nahe, wenn man die Veranstaltung vor dem Bundesligaauftakt in der vergangenen Woche eine eher graue nannte. Schmidt musste noch mal die 1:2-Niederlage im DFB-Pokal beim Viertligisten Verl erklären sowie über das Auftaktspiel bei Borussia Dortmund sprechen, von dem er gewusst haben muss, dass seine Mannschaft es wohl kaum erfolgreich bestreiten würde. Augsburg verlor am vergangenen Samstag 1:5. Doch nun, vor dem Spiel gegen den Aufsteiger, sagte er zu Beginn, den Blick auf eine neu gefärbte Sponsorenwand hinter sich: "Alles neu, alles grün." Danach sprach er von einer "neuen Welle", einem "Neuanfang". Er sagte: "Alles auf Anfang." Es muss also eine besondere Woche gewesen sein.

Stephan Lichtsteiner
:Pirlos Partner für den FC Augsburg

Nach dem enttäuschenden Saisonstart verpflichtet der Bundesliga Tin Jedvaj und Stephan Lichtsteiner. Vor allem die Verpflichtung die Verpflichtung des Schweizers könnte für den FCA außergewöhnliche Bedeutung haben.

Von Sebastian Fischer

Das 1:2 in Verl wie das 1:5 beim BVB waren Niederlagen gewesen, die zuerst mit einer schwachen Abwehrleistung zu begründen waren. Dass der neue Torwart Tomas Koubek aus Tschechien in Dortmund andeutete, dass er sich nur schwerlich mit seinen Vorderleuten habe verständigen können, war nur eins von vielen Problemen. Seit Dienstag sind nun allerdings Stephan Lichtsteiner und Tin Jedvaj in Augsburg, zwei Neue, die Zugänge Nummer zehn und elf eines turbulenten Sommers. Und deshalb sagte Schmidt, es gehe nun eigentlich erst richtig los mit Augsburgs neunter Saison in der ersten Liga.

Der Rechtsverteidiger Lichtsteiner, 35, ist einer der größten Namen in der Bundesligageschichte des Klubs, er spielte in der vergangenen Saison beim FC Arsenal, davor wurde er siebenmal mit Juventus Turin italienischer Meister. Zweifel, die man ob seines Alters an seinem Fitnesszustand haben könnte, hat er offenbar gleich widerlegt: "Wie der steht, das ist ein Brett, der ist bereit", sagte Schmidt. Und er lobte, wie Lichtsteiner sofort aufs Team zugegangen sei, wie er im Training bereits anleite und korrigiere, wie seine Kollegen dies schon annehmen würden. Überhaupt schwärmte Schmidt: Die Neuen seien Spieler, von denen man als Trainer eigentlich "nicht zu träumen wagt". Er sagte: "Jetzt ist der Kader komplett." Denn: "Jetzt haben wir das nachgelegt, was es gebraucht hat."

"Wenn man zu spät kommt muss man manchmal mit Blumen kommen."

Der kroatische Innenverteidiger Jedvaj, 23, ein Jahr ausgeliehen von Bayer Leverkusen, will sich in Augsburg als Stammspieler für die Europameisterschaft 2020 empfehlen. Jedvaj, in Leverkusen nur noch Ergänzungsspieler, sei auf einem "Top-Level", sagte Schmidt. Der Transfer war notwendig geworden, als nach dem absehbaren Weggang von Martin Hinteregger zu Eintracht Frankfurt auch noch Innenverteidiger Kevin Danso den Verein verlassen hatte, zunächst zur Leihe nach Southampton. Und einen Nachfolger von Jonathan Schmid als Rechtsverteidiger suchte der Klub schon lange. Lichtsteiner soll einerseits sofort weiterhelfen. Andererseits ist er mit 35 und einem Einjahresvertrag aber kein Spieler, der dem 18-jährigen Nachwuchsprofi Simon Asta, von dem sie im Verein sehr viel halten, die Perspektive nimmt, in Zukunft als Rechtsverteidiger in Augsburg eine Rolle zu spielen. Linksverteidiger Philipp Max könnte den Verein bei einem entsprechenden Angebot noch verlassen, die Position wäre dann mit den Zugängen Mads Pedersen und dem noch verletzten Iago immer noch doppelt besetzt.

Gegen Union Berlin soll auch Stürmer Alfred Finnbogason nach einer Wadenverletzung wieder spielen können. Als der Isländer, der zuletzt im April für den Klub auflief, unter der Woche über seine Rückkehr sprach, ging es noch mal um die Vergangenheit. "Ich habe meinen Körper geopfert für Trainer, die nicht mehr da sind", sagte er und meinte Schmidts Vorgänger Manuel Baum. Doch das soll es nun gewesen sein mit den Rückblicken, jedenfalls wenn es nach Schmidt geht. Der Isländer sei "gefühlt wie ein Neuzugang", sagte er und schloss selbst einen Systemwechsel nicht aus. Finnbogason könne auch gemeinsam mit Florian Niederlechner, Torschütze in Dortmund, in einer Doppelspitze spielen. Alles neu eben. Zwar am zweiten Spieltag statt am ersten, aber dafür jetzt richtig. "Wenn man zu spät kommt", sagte der Trainer, "muss man manchmal mit Blumen kommen."

© SZ vom 24.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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