Euroleague:Im falschen Trikot

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Deutliche Ansage: Nachdem sein Team das Spiel in Kasan "in den Müll" geworfen hat, erwartet Trainer Andrea Trinchieri eine deutliche Reaktion. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern geben in Kasan das Spiel unnötig aus der Hand und verlieren auch die dritte Partie. Entsprechend scharf fällt die Kritik von Trainer Trinchieri aus.

Von Ralf Tögel

Als Andrea Trinchieri kurz nach Beginn des zweiten Viertels eine Auszeit nahm, ergriff Darrun Hilliard das Wort. Was ungewöhnlich ist für den stillen Basketball-Profi, der sich nach eigener Aussage eher nicht als Anführer sieht. Doch in diesem Moment, da die Münchner 21:15 im Euroleague-Spiel bei Unics Kasan führten, sah er die Notwendigkeit, die Kollegen anzuspornen. Hilliard ließ seinen Worten taten folgen, erzielte acht Punkte in Serie und verhinderte einen Korbleger mit einem spektakulären Block. Bis auf 35:19 enteilten die Münchner, die dem indisponierten Gastgeber in dieser Phase hochüberlegen waren. Es aber auch versäumten, vorentscheidendes Kapital aus der enormen Fehlerquote von Kasan zu schlagen. Allein elf teils slapstickartige Ballverluste leisteten sich die hochkarätigen Unics-Profis in der ersten Halbzeit, dennoch schrumpfte der Vorsprung bis zur Pause auf elf Punkte (37:26) - und das Unheil nahm seinen Lauf.

Der Rest der Partie ist schnell erzählt und leicht erklärt, denn Basketball ist ein Spiel der Läufe. Wenn einem Team vieles gelingt, hat das meist damit zu tun, dass beim Gegner das Gegenteil der Fall ist. So auch in Kasan zu beobachten, die Würfe der Gastgeber fielen plötzlich, die Fehlerquote der Bayern stieg. Kurz nach Beginn des finalen Viertels ging Kasan erstmals in Führung, das Spiel war auf den Kopf gestellt - und die Münchner waren nicht mehr in der Lage, dessen Richtung nochmals zu ändern. So bleibt festzuhalten, dass der hoch gehandelte Playoff-Teilnehmer der Vorsaison nach drei Niederlagen in drei Partien auf dem vorletzten Platz rangiert. Neben Topscorer Hilliard (17 Punkte) lieferten lediglich Corey Walden (16), Ognjen Jaramaz und Deshaun Thomas (je 11) einen zufriedenstellenden Arbeitsnachweis ab, weshalb sich nach dem Spiel Andrea Trinchieri zu Wort meldete: "Zum ersten Mal besorgt mich die Mentalität meines Teams", kritisierte der Trainer in scharfen Worten, "wenn ein Spieler nicht bereit für den Fight ist, trägt er das falsche Trikot." Mies habe sein Team in Halbzeit zwei ausgesehen, das Spiel "in den Müll" geworfen. Nun gelte es, das Verlangen nach Siegen in den Köpfen der Spieler schnell zu reanimieren, denn schon am Donnerstagabend gastiert sein Team in St. Petersburg (19 Uhr). Eine weitere Niederlage gegen den stärker einzuschätzenden Gegner, und der gründliche Fehlstart in den europäischen Wettbewerb wäre perfekt - das wäre nicht mehr schönzureden.

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