Eishockey:Ein Surren in der Stadt

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Höchstes Level gewohnt: Patrik Virta wechselte vom amtierenden CHL-Sieger Tappara Tampere zum ERC. (Foto: Tomi Natri/All Over Press Finland/Imago)

Der ERC Ingolstadt startet in die Champions Hockey League. Trainer Mark French will den mitreißenden Spielstil der vergangenen Saison fortführen. Er erhofft sich wertvolle Erkenntnisse mit Blick auf die DEL.

Von Christian Bernhard

Bevor es so richtig los geht, ging es für die Eishockeyspieler des ERC Ingolstadt auf die Alm. Nicht zu Fuß, dafür waren die Beine von intensiven Trainingseinheiten zu schwer, weshalb sie den Sessellift bestiegen, um sich in Richtung Latscher Alm auf mehr als 1700 Höhenmetern zu begeben. Dort warteten am vergangenen Samstag eine zünftige Brotzeit und Kaiserschmarrn auf sie und rund 150 ERC-Fans. Einen Tag später beendete der ERC das Trainingslager in Südtirol mit einem überzeugenden 6:0-Sieg gegen den HC Innsbruck.

So richtig ernst wird es nun am Donnerstag (20 Uhr), wenn der ERC mit einem Auswärtsspiel bei den Rouen Dragons in der Normandie in die Champions Hockey League (CHL) startet, an der er zuletzt vor sieben Jahren teilgenommen hat. "In der Stadt ist so ein Surren zu verspüren", sagt ERC-Trainer Mark French, der den ganzen Sommer in Ingolstadt verbracht hat, was für Eishockey-Nordamerikaner sehr ungewöhnlich ist.

French ist ein entscheidender Faktor, warum der ERC wieder international spielt. Der Kanadier ist in seiner ersten Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nicht nur zum Trainer des Jahres gewählt worden und hat sein Team auf Hauptrundenplatz zwei sowie ins Playoff-Endspiel geführt, sondern hat seiner Mannschaft auch einen mitreißenden Spielstil verpasst und zahlreiche, besonders junge, Spieler auf ein neues Niveau gehoben. Deshalb steht nun die Frage im Raum, ob Ingolstadts Entwicklung unter ihm und Sportdirektor Tim Regan so weiter geht - und ob die Mannschaft auch international schon Akzente setzen kann.

Virta gelang auf Anhieb ein Hattrick gegen Innsbruck

Einer, der das bereits bewiesen hat, trägt nun das Ingolstädter Trikot: Patrik Virta wechselte vom amtierenden CHL-Sieger Tappara Tampere zum ERC, mit dem finnischen Top-Team gewann der finnische Stürmer vor wenigen Monaten auch den Meistertitel in Finnland. "Er ist es gewohnt, auf höchstem Level zu spielen", sagt Regan über den 27-Jährigen und spricht ihm "diese Gewinner-Mentalität" zu.

Virta hinterließ in der Vorbereitung einen sehr guten Eindruck und untermauerte das mit einem Hattrick beim 6:0 gegen Innsbruck. Seine Angriffsreihe um Mirko Höfflin und Travis St. Denis, die er als Mittelstürmer anführt, funktionierte bereits gut. St. Denis ist ebenfalls neu in Ingolstadt, der Kanadier kam aus Straubing, wo er in der vergangenen Saison 54 Scorerpunkte (26 Tore) sammelte. Diese zwei Stürmer sowie Casey Bailey (Iserlohn) und Andrew Rowe (Rapperswil-Jona) sollen die offensive Lücke schließen, welche die Abgänge der letztjährigen Schlüssel-Stürmer Frederik Storm (jetzt Köln), Justin Feser (Wolfsburg) und Ty Ronning (Berlin) gerissen hat.

Ingolstadt, München und Mannheim vertreten das deutsche Eishockey

Neu in der CHL ist der Spielmodus. Am Start sind nur noch 24 Mannschaften statt wie bisher 32, und diese treten auch nicht mehr in Vorrundengruppen gegeneinander an, sondern treffen in der ersten Phase des Wettbewerbs auf jeweils sechs unterschiedliche Gegner. Die Punkte, die die Teams in diesen sechs Partien holen, werden in einer Gesamttabelle abgebildet und die Top 16 dieser Tabelle qualifizieren sich für die K.o.-Runde, die Mitte November startet. Neben Ingolstadt vertreten auch der amtierende DEL-Meister EHC Red Bull München, der am Freitag im tschechischen Ostrava in den Wettbewerb startet, und die Adler Mannheim das deutsche Eishockey.

Neu sind auch drei Regeländerungen, die die CHL vorgenommen hat, um das Spiel noch attraktiver zu gestalten. So bleibt eine Mannschaft, die eine zweiminütige Strafe erhält, auch bei einem Überzahltreffer der gegnerischen Mannschaft in Unterzahl, und eine Zwei-Minuten-Strafe wird auch dann abgesessen, wenn bei angezeigter Strafe ein Tor erzielt wird. Die dritte Änderung betrifft ebenfalls das Über- und Unterzahlspiel: Wenn eine Mannschaft in Unterzahl ein Tor erzielt, erlischt die kleine Strafe. Münchens Trainer Toni Söderholm konnte die Regelanpassungen schon am vergangenen Wochenende bei einem Vorbereitungsturnier testen. Sein erster Eindruck ist, dass die neuen Regeln dem Spiel "definitiv ein Element hinzufügen".

French hofft, dass die Champions-League-Spiele zu einer "großen Lernerfahrung" für seine Spieler werden. Sicher ist er sich, dass sie ein "Evaluationsinstrument" für ihn werden. Besonderes Bewertungspotential könnte ihm gleich das erste Heimspiel am Samstag um 17 Uhr bieten. Dann empfängt der ERC den schwedischen Traditionsklub Färjestad Karlstad.

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