EM-Qualifikation:Oh Frankreich, welch ein Glück!

Lesezeit: 4 min

Erst durch einen späten Elfmeter von Samir Nasri qualifiziert sich Frankreich als Gruppenerster für die EM. Auch Dänemark, Russland und Schweden sind dabei - Portugal, Kroatien und die Türkei müssen hingegen in die Play-off-Runde. Österreich ist zwar längst raus, blamiert sich jedoch abermals.

Alle Spiele im Überblick

Ein umstrittener Elfmeter hat Frankreich die direkte Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft 2012 beschert. Die "Équipe tricolore" erreichte gegen Bosnien-Herzegowina ein glückliches 1:1 (0:1) und verteidigte damit Platz eins in der Gruppe D. Samir Nasri behielt in der 78. Minuten vom Elfmeterpunkt die Nerven und glich die bosnische Führung durch den ehemaligen Bundesliga-Profi Edin Dzeko (40.) aus. Die Franzosen lösten das Ticket für die EURO 2012. Die Bosnier müssen dagegen in den Playoffs gegen einen anderen Zweitplatzierten ran.

Elfmeter zum Glück: Samir Nasri (links) jubelt mit Loic Remy. (Foto: REUTERS)

Überraschung hingegen in Kopenhagen: Dänemark hat sich mit einem Sieg gegen die favorisierten Portugiesen direkt für die EM qualifiziert. Durch den 2:1 (1:0)-Sieg am Dienstag schickten die Dänen die Südeuropäer um Spitzenstürmer Cristiano Ronaldo in die Playoffs. Michael Krohn-Dehli verzückte die heimischen Fans im Stadion Parken mit seinem Führungstor in der 13. Minute. Nicklas Bendtner erhöhte in der zweiten Hälfte (63.) für den Europameister von 1992. Ronaldo gelang in der Nachspielzeit noch das 1:2. Im bedeutungslosen zweiten Spiel der Gruppe H schlug Norwegen den Tabellenletzten Zypern mit 3:1 (2:1).

Europameister Spanien hat die Qualifikation mit der bestmöglichen Bilanz von acht Siegen abgeschlossen. Auch gegen Schottland gewannen die Spanier am Dienstagabend in Alicante souverän mit 3:1 (2:0). Beim EM-Titelverteidiger sorgte David Silva mit zwei Treffern bereits vor der Pause (6. und 44. Minute) für die Entscheidung. David Villa (54.) traf nach dem Wechsel. Der kurz zuvor eingewechselte David Goodwillie verkürzte per Strafstoß für die Schotten (66.).

Tschechien nutzte die schottische Niederlage und schob sich mit einem 4:1 (3:0)-Sieg in Litauen noch auf den Playoff-Rang zwei. Zwei Bundesliga-Profis machten dabei auf sich aufmerksam. Michal Kadlec von Bayer Leverkusen traf doppelt per Foulelfmeter (2. und 85. Minute). Als Jan Rezek mit seinen beiden Treffern (16., 45.) bereits alles entschieden hatte, sah Roman Hubnik von Bundesligist Hertha BSC nach Foul gegen Darvydas Sernas im Strafraum Rot - Sernas verwandelte den Elfmeter selbst (68.).

Außenseiter Estland hat überraschend die Teilnahme an den Playoffs für die Fußball-Europameisterschaft 2012 geschafft. WM-Teilnehmer Serbien verlor am Dienstag 0:1 (0:1) in Slowenien und blieb in der Gruppe C Tabellen-Dritter hinter den spielfreien Esten. Dare Vrsic (45.+1) sorgte in Maribor für den Sieg von Gastgeber Slowenien, das keine Chance mehr auf die Endrunden-Teilnahme hatte. Die Serben vergaben durch Nemanja Vidic (65.) noch einen Elfmeter. Als Gruppensieger stand bereits Italien fest, der Ex-Weltmeister gewann seine letzte Partie daheim 3:0 (1:0) gegen Nordirland.

Schweden hat sich in letzter Sekunde direkt für die EM qualifiziert. Die Skandinavier schlugen den bereits als Gruppensieger feststehenden Vizeweltmeister Niederlande mit 3:2 (1:1) und qualifizierten sich als bester Gruppenzweiter. Ein Doppelschlag durch Sebastian Larsson (52./Foulelfmeter) und Ola Toivonen (53.) bescherte Schweden den Dreier. In einer hochklassigen Begegnung eröffnete Kim Källström mit einem sehenswerten Freistoßtreffer den Torreigen (14.). Schalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (23.) glich mit seinem zwölften Treffer in der Qualifikation aus. Nach der Pause traf zunächst Dirk Kuyt (50.) zum 2:1 für die zuvor in neun Spielen siegreichen Niederländer, doch Schweden schlug postwendend mit dem Doppelschlag zurück.

DFB-Elf in der Einzelkritik
:Grimmig wie einst Michael Ballack

Mesut Özil imitiert den berühmtesten Gewaltknaller der deutschen Fußballgeschichte, Mats Hummels grüßt seine Liebste aus der Parallelklasse, Manuel Neuer ärgert sich über das späte Gegentor. Und André Schürrle? Der kennt nur den Sprintmodus. Die deutsche Elf beim 3:1 gegen Belgien in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Düsseldorf

Im direkten Duell um Rang zwei der Gruppe B hat Armenien den großen Coup verpasst: Die ehemalige Sowjetrepublik, die sich noch nie für ein großes Turnier qualifizieren konnte, unterlag Irland 1:2 (0:1). Das Überraschungs-Team geriet bereits in der 26. Spielminute in Unterzahl, als Torwart Roman Beresowski nach einer Notbremse die Rote Karte sah. Ein Eigentor von Valeri Aleksanjan (43.) und der Treffer von Richard Dunne (59.) bescherten Irland eine 2:0-Führung. Henrich Mchitarjan (62.) gelang der Anschlusstreffer für die Gäste, die aber auch nach Gelb-Rot gegen Kevin Doyle (81.) nicht mehr die Wende schafften.

Alles vorbei: Armeniens Valeri Aleksanyan. (Foto: REUTERS)

Russland hat hingegen mit einem standesgemäßen Heimsieg über Andorra das Ticket zur EM 2012 gelöst. Die Auswahl des niederländischen Coaches Dick Advocaat gewann am Dienstag 6:0 (4:0) und verteidigte damit souverän den ersten Tabellenplatz.

Die Türkei darf dank deutscher Schützenhilfe und eines knappen Sieges gegen Aserbaidschan auf die Teilnahme an der Fußball-EM 2012 hoffen. Die Auswahl von Trainer Guus Hiddink feierte am Dienstag ein 1:0 (0:0) gegen Aserbaidschan und beendete die Qualifikationsgruppe A auf Platz zwei. Die Türken zogen damit im letzten Spiel noch an den Belgiern vorbei, die gegen Deutschland 1:3 verloren. In Istanbul erzielte Buruk Yilmaz in der 60. Minute das Tor für die Gastgeber. Die von Berti Vogts trainierte Auswahl von Aserbaidschan landete in der Qualifikation am Ende mit sieben Punkten auf dem vorletzten Rang.

Österreich hat einen versöhnlichen Abschluss der verpatzten EM-Qualifikation hingegen verpasst. Die Österreicher kamen am Dienstag in Kasachstan nicht über ein 0:0 hinaus und beendeten damit die Gruppenphase in der deutschen Staffel A mit nur zwölf Punkten aus zehn Spielen als Vierter. In Astana hatte die Alpenrepublik sogar Glück, als Sergej Gridin eine Viertelstunde vor Schluss per Kopf nur die Querlatte traf. Österreich, das künftig vom ehemaligen Bundesliga-Coach Marcel Koller trainiert wird, war mit den vier Bundesliga-Legionären Christian Fuchs, Marko Arnautovic, David Alaba und Sebastian Prödl angetreten.

Griechenland hat nach einer Zitterpartie das Ticket für die EM gesichert. Der Europameister von 2004 kam am letzten Spieltag der Gruppe F zu einem mühsamen 2:1 (0:1) in Georgien und setzte sich mit zwei Punkten Vorsprung auf Verfolger Kroatien durch. Die Kroaten gewannen zum Abschluss 2:0 (0:0) gegen Lettland und haben damit mindestens den Platz in den Play-offs (11./12. und 15. November) sicher. Der WM-Dritte von 1998 konnte aber noch hoffen, sich als bester Gruppenzweiter direkt zu qualifizieren.

Damit sind folgende 12 Mannschaften bereits für die EM in Polen und der Ukraine qualifiziert: Polen (Gastgeber), Ukraine (Gastgeber), Deutschland, Russland, Italien, Frankreich, Niederlande, Griechenland, England, Dänemark, Spanien und Schweden (bester Gruppenzweiter). Die restlichen vier Teilnehmer werden zwischen der Türkei, Irland, Estland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Portugal und Tschechien ausgespielt.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: