Elf des Spieltags:Mit besten Grüßen an den Maulwurfshügel

Bayerns Thomas Müller macht ein pelziges Krabbeltier für seinen tollen Hackentreffer gegen Köln verantwortlich, Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar geht lieber mit seiner Freundin als mit der Torjägerkanone ins Bett - und beim 1. FC Köln spricht wenigstens einer Klartext.

Die Elf des letzten Bundesliga-Spieltags

Elf des Spieltags

Jos Luhukay

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(Foto: dpa)

Bayerns Thomas Müller macht ein pelziges Krabbeltier für seinen tollen Hackentreffer gegen Köln verantwortlich, Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar geht lieber mit seiner Freundin als mit der Torjägerkanone ins Bett - und beim 1. FC Köln spricht wenigstens einer Klartext. Die Elf des letzten Bundesliga-Spieltags. Jos Luhukay: Da stand Jos Luhukay (rechts im Bild) also auf dem Podium des Augsburger Presseraumes und ihm war anzusehen, wie unpassend ihm dieser Moment erschien. Soeben hatte er seinen Rücktritt als Trainer verkündet, weil es intern ein paar gehörige Unstimmigkeiten gegeben hatte. Dabei hätten sie in Augsburg eigentlich feiern sollen - den Klassenerhalt, die große Leistung des Teams und natürlich auch den Coach. Doch der warf einfach hin. "Ich stehe für Normen und Werte," sagte der Holländer - was klarerweise auch bedeuten kann, dass andere im Verein das nicht tun. Gemeint war vielleicht Präsident Walther Seinsch, mit dem Luhukay offenbar über die zukünftige Ausrichtung gestritten hatte. Da passte es ins Bild, dass der Klubboss beinahe die Blumen für seinen scheidenden Trainer vergaß - wenn ihn nicht jemand auf dem Podium erinnert hätte. (jbe)

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Pedro Géromel

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(Foto: dpa)

Pedro Géromel: Es ist viel schief gegangen in dieser Kölner Katastrophen-Saison - so viel, dass der Abstieg am Ende nicht etwa "unnötig" (Trainer Frank Schaefer) erscheint, sondern vielmehr verdient und nachvollziehbar. In dem Team, das über weite Strecken nicht bundesligatauglich agierte, stimmte wenig, dazu gesellten sich passenderweise auch noch Unglücksmomente wie jener, der an diesem letzten Spieltag sinnbildlich den Niedergang besiegelte: Nach einer Hereingabe von Bayerns Franck Ribéry schalteten die FC-Abwehrspieler Géromel und McKenna in den Snooker-Modus und ließen den Ball so oft gegenseitig aneinander abprallen, bis er zum 0:2 im Tor landete. Am Ende dieser Slapstick-Nummer hieß der Eigentorschütze Geromel - und man fragte sich, wie es so viel Unvermögen eigentlich geben kann. (jbe)

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Lukas Podolski

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(Foto: REUTERS)

Lukas Podolski: Klar, man sucht sich seinen Herzensklub nicht aus - das weiß jeder, der schon einmal Nick Hornbys wunderbares Fußballbuch "Fever Pitch" gelesen hat. Doch Lukas Podolski dürfte langsam zweifeln, ob er denn wirklich an die richtige Adresse geraten ist mit seinem FC. An diesem Wochenende erlebte der Kölner Stürmer bereits den dritten Abstieg mit seinem Klub - und dann blieb wegen der Krawallmacher auf den Rängen noch nicht einmal Zeit für einen letzten Gruß in die Kurve. "Es ist klar, dass das für mich der bitterste Moment in den letzten Jahren ist," sagte der Nationalspieler völlig enttäuscht. Und sprach eine Wahrheit aus: "Wenn man mit so vielen Niederlagen und so vielen Gegentoren absteigt, hat man es nicht verdient, in der Klasse zu bleiben." (jbe)

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Klaas-Jan Huntelaar

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Klaas-Jan Huntelaar:  Eine ganze Saison hatte er sie gejagt und als Schalkes Klassenbester seine Torjägerkanone endlich in der Hand hatte, wollte er doch wieder auf sie verzichten: "Ich gehe lieber mit meiner Freundin ins Bett," scherzte der Holländer, als ein Reporter ihn fragte, ob er das wildwest-ähnliche Eisensouvenir jetzt auch mit ins Bett nehme. Insgesamt 29 Treffer erballerte sich der treffsicherste Schütze der Liga, doch auch im Moment des Erfolges blieb der Schalker Stürmer ein Teamplayer. "Wir haben alle zusammen gearbeitet. Ich freue mich, dass ich Torschützenkönig geworden bin, aber ohne meine Mannschaft hätte ich das nicht geschafft. Deshalb machen wir 'ne schöne Party und essen schön," sagte Huntelaar. Eine Extravaganz gönnte er sich dann aber doch: Das besagte Essen soll laut bild.de mit der ganzen Mannschaft in Manhattan stattfinden. (jbe)

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Otto Rehhagel

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(Foto: AFP)

Otto Rehhagel: Man kennt Otto Rehhagel als Trainer, der mit Werder Bremen Titel gewonnen hat, der mit Griechenland Europameister geworden ist und dem Franz Beckenbauer einst dreist den Gewinn des Uefa-Cups stibitzte, weil er ihn drei Tage vor dem ersten Finalspiel entlassen hatte. Nun könnte man meinen, dass Rehhagel sich nur deshalb von Hertha BSC verpflichten ließ, um sich auch noch den Beinamen "Feuerwehrmann" zu sichern. Trotz der Qualifikation für die Relegationsspiele: Rehhagel ist längst ein Retter: Im Oktober 1979 übernahm er den 16. Fortuna Düsseldorf - am Ende der Saison wurde der Verein Elfter und gewann den DFB-Pokal. Herthas Gegner in der Relegation ist übrigens nun Fortuna Düsseldorf. (jüsc)

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Ryan Babel

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(Foto: dpa)

Ryan Babel: Wie es zu diesem Platzverweis gekommen war? Hoffenheims Ryan Babel hatte keine Ahnung - und er war mit seinem Unverständnis nicht allein. Der Holländer war im Spiel bei Hertha BSC Berlin nach einem langen Ball in seinen Gegner gerauscht, mehr unabsichtlich als mit bösem Willen. Weil seine Aktion dennoch ungestüm genug aussah, erhielt der Stürmer von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer die gelbe Karte. Damit wäre die Situation eigentlich erledigt gewesen, wenn Babel nicht weiter Wahrheitsfindung betrieben hätte. Er fragte nach, haderte und verstand die Welt nicht mehr - vor allem nicht, als er plötzlich neben Gelb auch noch Rot vor sich leuchten sah. Babels Beschwerden waren dem Referee zu bunt geworden, weshalb er den Übeltäter vom Feld schickte. Selten waren zwei gelbe Karten in Serie so ungerechtfertigt. (jbe)

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Kevin Großkreutz

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(Foto: AFP)

Kevin Großkreutz: Über die Fähigkeiten des anerkannten Feierbiestes Kevin Großkreutz ist vieles erzählt worden - nur eines noch nicht: Er sollte Sänger werden. Als Dortmunder Jung' geht er auch beim Partymachen voran, wie es sich bei jeder ordentlichen Meisterfeier gehört. Und so schnappte er sich bei der Schalenübergabe auf der Tribüne das Stadionmikro und begann zu singen - nicht unbedingt schön, aber massenkompatibel. Erst mal auf Touren, versuchte sich der Borussia-Barde dann auch noch bei den Reportern des TV-Senders Sky: "Und schon wieder deutscher Meister, und schon wieder deutscher Meister, und schon wieder deutscher Meister BVB," gröhlte Großkreutz mehr als er Töne traf - warum auch nicht? Er befand sich immer noch in einem Fußballstadion und nicht auf einer Opernbühne. (jbe)

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Franz Beckenbauer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Franz Beckenbauer: Jetzt ehrlich? Franz Beckenbauer in der "Elf des Spieltags", nur weil er ein paar lustige Sprüche gebracht hat? Dann müsste unsere Lichtgestalt jedes Wochenende auftauchen - und zwar auch an den Wochenenden, an denen nicht Fußball gespielt wird. Die Aufnahme des Kaisers gilt deshalb als Preis fürs Saisonwerk - und weil er wieder einmal drei schöne Sätze gesagt hat. Zum Beispiel über Dortmund: "Ich wäre damit einverstanden, wenn ihr den Pokal holt, aber dann müssen die Bayern die Champions League gewinnen - und ihr müsst die Daumen drücken." Zum FC Bayern gab er zum Besten: "Die Bayern können auch zufrieden sein mit der Saison - sie sind Vize-Meister geworden. 16 andere Vereine wären froh, wenn sie Zweiter geworden wären." Und über Otto Rehhagel wusste er zu berichten: "Er hat in seinem Fußballerleben so viel Großes und Gutes geleistet, und er ist auch noch ein redlicher Mensch, der nie jemandem was Böses getan hat. Irgendwann muss er das Glück wieder haben." (jüsc)

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Thomas Müller

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(Foto: AFP)

Thomas Müller: Thomas Müller ist nicht nur ein herausragender Fußballer, er ist auch rhetorisch höchstbegabt - weshalb es verwundert, warum das ZDF ihm nicht die Moderation von Wetten, dass...??? angeboten hat. Am Samstag stellte Müller sein Potential als Entertainer einmal mehr unter Beweis. Zu seinem Treffer sagte er: "Da ist mir der Ball vom Maulwurfshügel auf die Hacke gesprungen und zufällig im Tor gelandet." Und dazu, dass die Partie gegen Köln als Test für das Champions-League-Endspiel gedient haben könnte: "Wenn wir auch gegen Chelsea 4:1 gewinnen, ist der Test gelungen." Wenn Müller so weitermacht, dann muss sich Beckenbauer Sorgen machen um seinen Spitzenplatz unter den Wortakrobaten des deutschen Fußballs. (jüsc)

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Jörg Schmadtke

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(Foto: dapd)

Jörg Schmadtke: Ein bisschen kurios ist es schon, was sich da in Hannovers Führungsriege trotz einer sehr erfolgreichen Saison abspielt. Die Mannschaft erreichte durch mitunter begeisternde Auftritte das Viertelfinale der Europa League, in der Liga schaffte man Platz sieben - und Sportdirektor Jörg Schmadte steht dennoch vor dem Abschied. "Wir sind mit dem letzten Tropfen Sprit über die Ziellinie gekommen," erklärte der gebürtige Düsseldorfer nach dem 2:1 gegen Kaiserslautern - und ihm war anzumerken: Er wollte beim Sportlichen bleiben. Doch hinter den Kulissen geht es längst um anderes: Schmadtke hatte um Vertragsauflösung gebeten und will sich anderswohin orientieren. Angeblich zieht es den 48-Jährigen aus familiären Gründen wieder in die Heimat - und dort könnte es mit der Fortuna bekanntlich bald einen Erstligisten geben. (jbe)

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Stefan Kießling

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(Foto: dpa)

Stefan Kießling: Leicht machen möchte es Stefan Kießling dem Bundestrainer offenbar nicht bei seiner Entscheidung, wen er an diesem Montag in seinen vorläufigen EM-Kader beruft. Unter Deutschlands besten Stürmern steht der Leverkusener derzeit nur an fünfter oder sechster Position - und das, obwohl er in der Rückrunde satte 13 Treffer erzielte. Drei davon gelangen dem Nationalspieler beim Leverkusener 4:1 in Kießlings alter Heimat Nürnberg, was nicht unbedingt die schlechtesten Argumente sind. Doch der gebürtige Oberfranke weiß, dass Spieler wie Cacau, Helmes oder Schürrle bei Joachim Löw höher im Kurs stehen und deshalb wiegelte er nach dem Spiel ab: "Ich sage zum Thema Nationalelf nichts. Ich weiß, was ich kann, alles andere kann ich nicht entscheiden. Meinen Urlaub im Sommer habe ich bereits gebucht." Fragt sich nur, ob er doch noch stornieren muss. (jbe)

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